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Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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bekommst deine Party. Nur nicht hier. Ich sage doch nicht Gästen ab, die schon vor Monaten einen Tisch reserviert haben. Hier werden heute Abend eine goldene Hochzeit und mindestens drei Geburtstage gefeiert. Würdest du denen das antun? Nein. Ihr könnt im Trevail feiern.«
    »Aber in den Einladungen steht Cockleshell!«
    »Wir stellen jemanden an die Tür, der sie zum Trevail schickt.«
    »Ich kann doch von meinen VIP-Gästen nicht erwarten, an einer Adresse aufzutauchen und dann woanders hinzugehen!«
    »Das Trevail ist keine hundert Meter von hier entfernt, Freddie!«
    Bevor Freddie erneut protestieren konnte, kam Rory ihm zuvor und schob ihn durch die doppelflügeligen Türen hinaus auf die Terrasse mit Blick auf den Fluss, wo die Aprilsonne schwach, aber entschlossen versuchte, die Pfützen vom nächtlichen Regenschauer zu trocknen.
    »Guck nach rechts«, kommandierte er. »Das Trevail ist keine vierzig Schritte von hier.«
    Freddie kannte die Macken der Schönen und Reichen. Manche von denen würden nicht einmal von einem Tisch zum anderen wechseln, geschweige denn von einer Location zur anderen. Er zögerte. Rory verschränkte die Arme vor der Brust und setzte den strengen Blick auf, den er manchmal bei Monty anwenden musste. Darin hatte er jahrelange Übung. Inzwischen konnte er Monty über eine Minute in die Augen sehen, ohne ein einziges Mal zu blinzeln. Der Blick wirkte eigentlich bei jedem, selbst bei Dickhäutern wie Freddie.
    Und der schlug sich wirklich wacker ... Aber nicht wacker genug. Nach exakt zehn Sekunden wich er Rorys Blick aus.
    »Okay, Leute, neue Location, los, Sophie, hopp, hopp!«, rief er, bevor er sich an Rory wandte. »Und wir sehen uns um vier wieder.«
    »Um vier?«
    »Für deine Anprobe.«
    »Meine Anprobe?« Rorys Augen weiteten sich gleichermaßen abwehrend wie überrascht.
    »Ja, sicher, du musst doch das richtige Kostüm zu deiner Rolle tragen.«
    »Kostüm? Rolle?«
    »Koch, Rory! Die Rolle des Kochs!«
    »Aber ich bin doch Koch ...«
    Freddie sah ihn von oben bis unten an.
    Seine weiße Kochkluft war wie immer tadellos sauber.
    Schlicht, aber sauber und absolut zweckmäßig.
    »Unser Sender hat ein bestimmtes Image, Rory. Und in das musst du reinpassen.«
    »Ich ... aber ...«, stammelte Rory.
    »Vier Uhr, Rory«, fiel Freddie ihm ins Wort. »Dann suchen wir senderkompatible Kochklamotten heraus, Outfits für Fotoshootings und andere über die nächsten acht Wochen geplanten Events und putzen dich schön raus für heute Abend ...«
    »Heute Abend?«
    »Die Premierenparty, Rory. Da wirst du natürlich erwartet.«
    »Aber mein Restaurant ist heute Abend voll ausgebucht!«
    »Und du hast sicher Leute, die für dich einspringen werden.« Jetzt war es Freddie, der einen ernsten Blick aufsetzte. »Also: vier Uhr Anprobe. Ich sag Sophie, dass sie dich abholen soll.«
    »Das heißt, ich soll nicht nur heute Abend mein Restaurant im Stich lassen, sondern du bestimmst auch, was ich die nächsten acht Wochen anziehe ...?«
    »So sieht’s aus.« Nachdem Freddie schon in Sachen Location unterlegen war, wollte er in diesem Punkt mehr Stärke beweisen. Er sah Rorys entgleisten Gesichtszügen an, dass er diese eine Schlacht gewonnen hatte, und lenkte ein: »Mach dir mal keine Sorgen, es wird alles so geschmackvoll wie möglich sein.«
    So geschmackvoll wie möglich?
    Rory mochte sich gar nicht vorstellen, was damit gemeint war.
    Freddie wandte sich ab und steuerte jemand anderen an, den er nerven konnte.
    Brummend blieb Rory zurück.
    Er ärgerte sich über sich selbst. Zum ersten Mal seit Jahren hatte er einen Vertrag unterschrieben, ohne ihn komplett durchzulesen. Fast hätte er Julia in den Industriekühlschrank einsperren müssen, bevor er überhaupt den Stift ansetzen konnte.
    »Bitte jetzt kein ›Ich hab’s dir ja gesagt‹, okay?« Reumütig lächelte er Julia an, die mit einem Stapel zu unterzeichnender Papiere im Arm auf der Suche nach ihrem Chef gewesen war und ihrem unergründlichen Lächeln nach zu urteilen das gesamte Gespräch mit angehört hatte.
    Julia schwieg, aber ihre hochgezogenen Augenbrauen sprachen Bände.
    »Julia. Ich hatte dich gerade gebeten ...«
    »Ich hab nichts gesagt!«, sagte sie mit erhobenen Händen.
    »Ja, aber wenn ein Bild mehr sagt als tausend Worte, dann ist dein Gesicht ein ganzes Shakespeare-Drama.«
    »Tragödie oder Komödie?«
    »Sowohl als auch«, brummte Rory und schüttelte den Kopf. »Aber mal so was von sowohl als auch.«

– 10 –
    Der

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