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Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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zu tun ...«
    »Richtig, ja.«
    »Und sie könnten jede Hilfe gebrauchen ...«
    »Recht hast du, Kleines.«
    »Also, was meinst du? Soll ich ihn fragen? Ob sie möchten, dass ich bleibe und ihnen helfe?«
    Antonio schwieg. Sie war gerade dreiundzwanzig geworden. Sie war eine erwachsene Frau. Er wusste genau, dass er ihr nicht mehr vorschreiben konnte, wie sie ihr Leben zu leben hatte, und darum freute es ihn sehr, dass sie ihn fragte und auf seine Wünsche Rücksicht nehmen wollte. Für ihn war sie eben immer noch das kleine Mädchen, das er so viele Jahre geliebt und behütet hatte. Die Vorstellung, ihr jetzt die Erlaubnis zu verweigern, zerriss ihm fast das Herz. Im Grunde brauchte sie ja gar nicht seine Erlaubnis, sondern seinen Segen. Er wusste genau, dass er sich täglich Sorgen um sie machen würde. Er wusste, dass dies der erste Schritt war, dass es jetzt Cornwall war und später die ganze Welt. Er wusste, dass er sie loslassen musste. Und weil er nicht dumm war, wusste er auch, was er damit erreichen würde, wenn er ihr das verweigerte, was sie sich mehr als alles andere wünschte: Er würde einen Keil zwischen sie beide treiben.
    Andererseits wollte er sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sie ein wenig zu ärgern, und schwieg so lange, bis er glaubte, sie könne nicht mehr länger die Luft anhalten. Dann sah er sie wohlwollend an, als überreiche er ihr ein Geschenk, und sagte: »Ja, mach das mal.«
    Linda stutzte eine Sekunde. War es wirklich so einfach gewesen?
    Dann kreischte sie vor Freude.
    Ihr Herz hüpfte und sank dann wieder, als sie das patrizische Profil ihres Vaters sah. Sie konnte ihr Glück nicht fassen.
    »Bist du dir sicher, Papá ...?«, fragte sie ungläubig und hätte sich im selben Moment selbst in den Hintern treten können dafür, ihren Stand zu gefährden. Was, wenn er es sich jetzt doch wieder anders überlegte ...?
    Doch er nickte. Linda jubelte.
    »Ich glaube, das wäre gut für deinen Bruder ... und für dich ... Wenn Beau mit dem Vorschlag einverstanden ist.«
    Ihr Vater drehte sich zu ihr um.
    »Sollen wir hingehen und ihn fragen?«
    »Jetzt gleich?« Lindas Unglaube nahm kein Ende.
    Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Balthazar etwas dagegen haben würde. Die Hochzeitsreise sollte ohnehin erst später stattfinden.
    Irgendwann, wenn sie mehr Zeit und Geld und nicht so furchtbar viel Arbeit hätten.
    Beau und Pip wohnten in einem Cottage auf Arandore, und im Haupthaus lebten Raphael, Pips Mutter, Pips Tante und Pips Schwestern. Die Frischvermählten hatten also ohnehin so gut wie keine Privatsphäre. Da fiel Linda als zusätzliche Bewohnerin kaum weiter ins Gewicht.
    Ihren Bruder jetzt sofort zu fragen, ging Linda fast schon ein bisschen zu schnell, aber wenn sie es nicht taten, würde es sich ihr Vater vielleicht doch noch anders überlegen. Solange Beau dem Plan nicht zugestimmt hatte, konnte Antonio seine Erlaubnis immer noch zurückziehen – und Linda wusste nicht, wie sie dann mit der Enttäuschung umgehen würde.
    »Natürlich nur, wenn du dir hundert Prozent sicher bist ...«, entgegnete Antonio.
    »Jetzt gleich!« Linda nickte entschieden und nahm ihren Vater bei der Hand. »Wir werden ihn jetzt gleich fragen.«
    Antonio selbst sprach die Frage aus.
    Linda hielt die Luft an. Ihr Bruder war sichtlich überrascht, diese Frage aus dem Mund des Mannes zu hören, den er so gut kannte. Er sah zu seiner Frau, die zustimmend lächelte, und dann zu seiner Schwester, die einen Blick aufsetzte wie ein Hund, dessen Herrchen gerade etwas Köstliches aß, von dem er gerne etwas abhaben wollte.
    Flehentlich und voller Hoffnung.
    Wenigstens sabberte sie nicht.
    Auch Beau spielte mit dem Gedanken, seine Schwester ein wenig zu ärgern, aber weil er wusste, wie sehr sie auf diese Chance hoffte, und weil er seinen Vater nur zu gut kannte, beschloss er, dass es einfach nur grausam wäre, Linda jetzt zu frotzeln.
    »Ich finde, das ist eine ganz großartige Idee, Schwesterherz. Wir würden uns freuen, wenn du eine Weile bei uns bleibst.«
    Linda stieß einen Freudenschrei aus.
    Hüpfte herum wie ein Flummi.
    Fiel jedem um den Hals.
    Und lag schließlich am Boden, weil die Hunde sie vor lauter ansteckender Aufregung angesprungen und zu Fall gebracht hatten. Jetzt standen sie um sie und auf ihr herum und schleckten ihr übers Gesicht.
    Linda war das egal. In dem Augenblick hätte sie ein ganzes Hunderudel mit Mundgeruch umarmen und küssen können. Sie war unendlich glücklich.

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