Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
dachte, du magst Linda?«
»Tu ich auch. Und wie. Ich finde sie klasse. Mein Sohn aber leider auch. Dieser erste Taumel, der Rausch der ersten Tage und Wochen, ist wie eine Droge ... Aber ich frage mich natürlich, wie lange das wohl anhält ...«
»Also, ich glaube, dass die beiden es sehr lange miteinander aushalten werden.«
»Ja, unter normalen Umständen würden sie das vielleicht. Aber ich fand schon immer, dass Zeit ein großer Prüfstein der Liebe ist. Und die beiden haben nicht viel Zeit. In zwei Wochen will Linda hier weg ...«
»Sie wird hierbleiben.« Diana klang überzeugt.
»Das würde sie vielleicht sogar tun. Aber ich glaube nicht, dass Rory es zulassen wird.«
»Aus lauter Stolz?«
»Das hat nichts mit Stolz zu tun, Di... Ich kenne ihn, er würde es sich niemals verzeihen, wenn er sie davon abhielte, sich ihren Traum zu erfüllen.«
»Wenn du etwas liebst, lass es los? Meinst du das?«
»Genau.«
»Schwachsinn!«
Erstaunt wandte Frank sich seiner neuen Freundin zu, die offenbar kein Blatt vor den Mund nahm, wenn es drauf ankam.
»Diana?«
»Also ich für meinen Teil fand schon immer, dass wenn jemand dich liebt, dieser Jemand überhaupt nicht losgelassen werden will. Ganz im Gegenteil. Man will sich binden und gebunden werden, man will sich fesseln lassen, und zwar nicht mit rosa Plüschhandschellen, sondern tief in sich drin. Die Vorstellung, voneinander getrennt zu werden, bloß weil man einen auf supergroßmütig tun will, muss wehtun. Und zwar beiden.«
»Ich glaube, genau darum geht es doch in dem Spruch.« Frank gefiel, wie Diana sich in Rage redete. »Das mit dem Loslassen ist im übertragenen Sinne gemeint. Wenn jemand weiß, dass er jederzeit ins nächste Flugzeug steigen kann, es aber nicht tut, weil er lieber bei dir bleiben will – dann weißt du, dass er wirklich bei dir bleiben will. Und darum mache ich mir Sorgen um die beiden. Er wird ihr auf jeden Fall sagen, dass sie ihre Reise wie geplant durchziehen soll, und sie wird wahrscheinlich bleiben ...«
»Und? Wenn es doch ihre Entscheidung ist, wo ist dann das Problem?«
»Ich fürchte, dass das ein schwieriger Start sein wird. Wenn sie für ihn ihren Traum aufgibt – dann wird sie es vielleicht eines Tages bereuen und ihm die Schuld daran geben ...«
»Na, dann ist die Sache doch ganz einfach. Er muss sie begleiten.«
»Das nennst du einfach? Rory soll um die Welt gondeln? Sein Leben ist aber hier. Alles, was ihn ausmacht.«
»Einspruch, Euer Ehren. Ich finde, so, wie das im Moment aussieht, steht sein ganzes Leben gerade direkt vor ihm.«
»Sie kennen sich gerade mal fünf Tage.«
»Und? Wie lange darf es dauern, Frank? Wenn man weiß, dass es die Richtige ist?« Ihr Blick hatte etwas Provokatives, und Frank fiel nicht zum ersten Mal das ungewöhnliche Grün ihrer Augen auf. Wie eine Conference-Birne.
Nachdenklich sah er sie an, dann schüttelte er den Kopf und lachte.
»Ich sage es wirklich nicht gerne, Diana, aber ich fürchte, du hast sogar recht.«
Um zehn Uhr war aus dem heiteren Tag ein wunderbar milder Abend geworden. Vom ruhigen, im Mondlicht glitzernden Meer wehte eine leichte Brise, den Garten erleuchteten Laternen. Geraldine hatte ihr Grammofon und ein paar Schellackplatten geholt, und die Promis verrenkten sich je nach Grad ihrer Trunkenheit auf dem Rasen und der Terrasse zu der alten Jazzmusik.
Da hörte Diana, wie das elektrisch betriebene Tor sich öffnete, dann, wie ein Auto die Einfahrt hinauffuhr, dann ein Türschlagen, dann Schritte, bis ein riesiger Teddy von einem Mann um die Ecke kam, sich neben sie auf die Holzbank schmiss und jammerte:
»Ich bin gerade am Freitagnachmittag vor einem langen Wochenende von London nach Cornwall gefahren und hatte die gesamten sieben Stunden denselben vermaledeiten Skoda mit seinem schimmeligen alten Wohnwagen vor mir! Man reiche mir einen Eimer Gin, ich möchte mich darin ersäufen!«
Ohne irgendwelche Fragen zu stellen, holte Diana ihm einen Gin Tonic à la Geraldine. Sein Gesicht verschwand eine Weile hinter dem Glas, dann setzte er es ab, japste und strahlte.
»Danke. Danke dir, du Prachtweib.« Er nahm ihre Hand und küsste sie. »Du hast mir wieder mal das Leben gerettet.«
Er sah sich um, strahlte alle anderen an und winkte Geraldine zu. Die war es gewöhnt, dass Edwin immer mal auftauchte, und warf ihm eine Kusshand zu.
Edwin rückte Diana auf die Pelle und raunte:
»So, und jetzt sag mir mal, wer von denen so dringend auf meinen
Weitere Kostenlose Bücher