Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Gesprächstermin um zwölf zu bringen, doch da die Gute sich offenbar nicht recht entscheiden konnte, welche Lippenstiftfarbe es sein sollte, ließ sie ihren Fahrer und ergo alle im Cockleshell auf sie wartenden Gesprächsteilnehmer zwanzig Minuten schmoren. Entsprechend wenig begeistert schauten Frank, Rory und Monty drein, als endlich ihre Absätze über den Steinboden klackerten.
»Soll ich ihr anbieten, ihren Besen zu parken?« Monty zwinkerte Rory zu, der so verkniffen guckte, dass er Montys Meinung nach ein bisschen Auflockerung gebrauchen konnte.
Rory verzog keine Miene, sodass Monty sich ausnahmsweise mal zu gutem Zureden hinreißen ließ.
»Es wird schon schiefgehen, Kumpel. Wir kriegen eine Unterschrift, sie kriegt einen Haufen Kohle, und dann kann Sydney für immer bei uns bleiben. Ganz einfach.«
Einfach.
Rory bezweifelte, dass dieser Begriff in Consuelas Wortschatz existierte.
Frank und Consuela hatten sich einst im Cockleshell kennengelernt. Frank war zwischendurch ein paar Mal zu Besuch gewesen, aber Consuela seither nicht mehr.
Sie sah sich um. Aus dem verstaubten Hafenpub war ein schickes, erfolgreiches Restaurant geworden. Sie nickte anerkennend.
»Hier hat sich viel verändert«, sagte sie zu Rory, ohne ihn überhaupt zu begrüßen. Als sei sie nicht vor ein paar Jahren, sondern vor wenigen Minuten zum letzten Mal hier gewesen.
»Du sollst dich auch verändert haben«, entgegnete er ungewöhnlich kalt.
Sie betrachtete ihn wie vorher den Pub und nickte noch einmal. Einen herzlichen Empfang hatte sie auch nicht erwartet.
»Gut. Sollen wir zum Geschäftlichen kommen?«
Rorys gesamtes Gesicht legte sich in Falten.
»Zum Geschäftlichen?«
Sie wollten über die Zukunft ihres Sohnes sprechen und sie nannte das »das Geschäftliche«? Als handelte es sich um irgendeine verdammte Unternehmensentscheidung?
Franks Miene ließ auf ähnliche Empörung schließen. Ihn hatte Consuela lediglich mit einem kurzen Nicken begrüßt.
Doch beide Männer schwiegen still und bissen sich fast die Zunge ab. Geleiteten Consuela aus dem Restaurant hinauf ins Büro, wo Edwin sie nach seiner halsbrecherischen Bleifußfahrt mit der Brille auf der Nasenspitze und gefalteten Händen hinter Julias Schreibtisch erwartete.
Misstrauisch beäugte Consuela ihn.
»Wer ist das?«, wollte sie wissen und kniff die Augen zusammen.
Edwin erhob sich aus Julias ledernem Bürostuhl und reichte ihr die Hand.
»Edwin Brown. Ich bin Mr Trevelyans Rechtsanwalt, Mrs Trevelyan.«
»Ms Flores«, korrigierte sie steif.
»Selbstverständlich, Ms Flores ... Nehmen Sie doch bitte Platz, Ms Flores.« Er deutete auf einen Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches.
Consuela war von der Anwesenheit des gepflegten Edwin völlig überrumpelt und ließ sich auf dem Stuhl nieder, als erwartete sie, es handele sich dabei um einen Schleudersitz, der sie umgehend und unangespitzt erst durch die Dachkonstruktion und anschließend ins Meer befördern würde.
Auf dem aufgeräumten Schreibtisch vor Edwin lagen lediglich zwei Mappen. In der einen lag ein Scheck über zwanzigtausend Pfund, in der anderen die Sorgerechtsunterlagen, die sie unterschreiben musste.
Edwin wusste genau, was er ihr als Erstes zeigen würde.
Er klappte die eine Mappe auf, um sie den Scheck sehen zu lassen. »Das ist der Scheck über den Betrag, den Sie bekommen, sobald sie unterschrieben haben«, erklärte er und schob die Mappe verführerisch nah zu ihr hinüber. »Und das« – er öffnete die zweite Mappe und holte einige Papiere heraus – »sind die Formulare, die Sie unterschreiben müssen, bevor ich Ihnen den hier« – er schob den Scheck noch näher an sie heran – »überreichen kann.«
Consuela bekam Stielaugen und begann, die Nullen zu zählen, doch da zog er den Scheck wieder zurück und schob ihr die Formulare hin.
»Wenn Sie also bitte so freundlich wären, hier, hier und hier zu unterschreiben ...« Er blätterte in den Papieren und deutete auf die entsprechend markierten Stellen. »Dann kann ich Ihnen umgehend die erste Rate überreichen.«
Edwin holte einen Füller aus der Innentasche seines Sakkos und reichte ihn ihr.
Consuela nahm ihn.
Betrachtete die Unterlagen, die bereits Franks Unterschrift trugen und darauf warteten, dass auch sie neben den Kreuzen unterzeichnete.
Sah sich in dem schicken Büro um, das damals ein ziemlich spartanisches, auch als Abstellkammer dienendes Gästezimmer gewesen war.
Sah Edwin in seinem maßgeschneiderten
Weitere Kostenlose Bücher