Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Anzug von Saville Row, den Apple-Computer auf dem Schreibtisch, die neuen Fenster, den neuen Teppich, die Designermöbel, Rorys Hugo-Boss-Schuhe, den Montblanc-Füller in ihrer Hand ... und Frank, der auf einmal sehr blass und alt wirkte.
Sie legte den Stift wieder hin.
Lächelte zuckersüß.
Und sagte wie selbstverständlich:
»Ich hätte bitte gerne etwas mehr Geld.«
Rory klappte die Kinnlade herunter. Franks Gesichtsfarbe wechselte von blass zu aschfahl. Als er anfing zu sprechen, kam nicht mehr als ein Flüstern hervor.
»Du hast alles bekommen, was ich hatte, Consuela. Mehr habe ich nicht ...«
»Für wie blöd hältst du mich eigentlich?« Verschwunden war das Lächeln. Ihr Blick war finster. »Sieh dich doch mal bitte um, Frank. Der Schuppen hier dürfte inzwischen so viel wert sein, dass die paar Kröten, die du mir abtreten willst, dagegen Peanuts sind.« Er hob an, etwas zu sagen, doch sie brachte ihn mit einer Bewegung ihrer perfekt manikürten Hand zum Schweigen. »Egal, was du sagen willst, ich weiß, dass die Hälfte von all dem hier immer noch dir gehört. Und ich bin deine Frau. Und was dir gehört, gehört auch mir. Ich verlange nur das, was mir rechtmäßig zusteht. Ach, was, noch nicht mal. Genau genommen bin ich sogar noch richtig bescheiden.«
»Bescheiden! Wenn das Cockleshell tatsächlich etwas wert ist, dann nur, weil Rory etwas daraus gemacht hat, seit wir hier verschwunden sind. Mit mir hat das überhaupt nichts zu tun. Ich habe schon mehr als genug für meinen Anteil bekommen. Oder was meinst du wohl, woher das Geld für die Wohnung auf Ibiza kam? Was meinst du, woher die fünfzigtausend kamen? Ich habe mit dem Cockleshell seit sechs Jahren nichts mehr zu tun. Als ich damals mit dir wegging, war der Laden so gut wie pleite! Ich werde meinen Sohn nicht um noch mehr Geld bitten, das kannst du vergessen, klar?«
»Klar. Dann werde ich auch nicht diese Papiere unterschreiben. Ich werde weder dem Sorgerechtsantrag noch einer Adoption zustimmen und meinen Sohn mit zurück nach Spanien nehmen.«
Kaum hatte sie das ausgesprochen, wurde Frank ganz still und sah sie einen Moment nachdenklich an. Sein Blick war so direkt und unverblümt, dass er sie ein klein wenig verunsicherte.
»Wenn du ihn bei dir haben möchtest, dann sollte er auch bei dir sein«, sagte er schließlich mit sanfter Stimme.
Überrascht blinzelte sie ihn an.
»W-was?«
»Wenn du Sydney mit zurück nach Spanien nehmen möchtest, dann solltest du das tun.«
Das verschlug ihr einen Moment die Sprache.
Als sie sich wieder gefasst hatte, klang sie gar nicht mehr empört, sondern verunsichert.
»Willst du damit sagen, dass du ihn nicht mehr willst?«
Er hätte das Spiel noch weiterspielen und bluffen können. Aber dazu war Sydney Frank einfach zu wichtig.
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das will ich damit ganz bestimmt nicht sagen. Ich liebe den Jungen wie meinen eigenen Sohn, und das weißt du auch. Ich möchte, dass er hierbleibt. Wir alle wollen das.« Er hielt inne und sah zu Rory, der ihm bekräftigend zunickte. »Ich möchte ihm ein Vater sein, wir wollen ihm hier eine Familie sein, soweit uns das möglich ist, aber du bist nun mal seine Mutter. Wenn du ihn wirklich mitnehmen willst, werde ich dich nicht aufhalten. Wenn du ihm Mutter sein und dich um ihn kümmern willst, dann ist es gleich, was ich will, denn der Junge gehört in erster Linie zu dir.«
Rory meinte ein Flackern in Consuelas Augen zu sehen, das nichts mit Gefühlskälte und Berechnung zu tun hatte.
»Du würdest ihn gehen lassen?«, fragte sie.
»Natürlich. Wenn ich der Meinung wäre, dass es das Beste für ihn ist. Und ich würde euch beide auch nicht im Stich lassen. Wenn du den Jungen nur deshalb nicht bei dir haben willst, weil du meinst, dir das nicht leisten zu können, dann werde ich dich finanziell unterstützen. Versprochen.« Er zeigte auf Edwin. »Er wird schon einen entsprechenden Schriftsatz verfassen. Was immer du willst, ich bin dabei. Ich will nur das Beste für Sydney.«
Consuela wandte sich ab. Rory und Edwin hielten die Luft an und zählten bis dreizehn, erst da drehte sie sich wieder um. Und da war sie wieder, die kalte Maske der Gleichgültigkeit.
»Wenn du das Beste für Sydney willst, dann gib mir, was ich haben will.«
»Und was genau wäre das, Ms Flores?« Edwin sprach die Frage aus, die sie sich alle im Stillen stellten.
»Ich will die fünfzigtausend, die mir bereits zugesagt waren. Und zwar sofort.
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