Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Nicht einen Teil jetzt und den Rest später, damit wollt ihr mich doch nur unter Druck setzen. Ich will alles auf einmal, Frank, verstanden? Und dann unterschreibe ich das da.« Verächtlich schob sie die Papiere von sich weg. »Sydney kann bei dir bleiben. Aber für die Zustimmung zur Adoption will ich noch mal so viel.«
»Noch mal fünfzigtausend?«, entfuhr es Rory.
Sie drehte sich zu ihm um.
»Wenn ihr Sydney hierbehalten wollt, ja.«
»Und wenn du das Geld nicht bekommst?«
Ihre Antwort richtete sie an Frank.
»Dann werde ich zur Polizei gehen und sagen, dass du Sydney ohne meine Zustimmung aus Spanien entführt hast und dass ich ihn jetzt, wo ich ihn wiedergefunden habe, mit mir nach Hause nehmen möchte. Und dann werde ich mit der Polizei hierherkommen und ihn dir wegnehmen.« Sie hatte mit jedem Wort lauter gesprochen, bis sie bemerkte, wie mehrere Augenpaare sie entsetzt ansahen, nachdem die dazugehörigen Ohrenpaare sehr aufmerksam zugehört hatten.
Sie stand auf, nahm Frank beim Arm, zog ihn mit sich von den anderen weg und sprach leise weiter:
»Ich bin kein schlechter Mensch, Frank, wir wissen beide, dass der Junge es bei dir besser hat als bei mir. Und ich will dir den Gefallen gerne tun. Es ist ganz einfach. Du musst mir nur geben, was ich will, dann bekommst auch du, was du willst.«
Frank hatte die Fäuste so fest geballt, dass seine Fingernägel in die Handflächen einschnitten. Seine Stimme aber klang unglaublich beherrscht.
»Du weißt, dass ich Sydney gerne bei mir behalten möchte. Aber mehr Geld kann ich dir nicht geben.«
Sie ignorierte die letzte Info und wandte sich den anderen zu.
»Damit das ganz klar ist: Entweder bekomme ich einen Scheck über fünfzigtausend ...« Sie hielt kurz inne, und Frank hätte schwören können, einen Anflug schlechten Gewissens in ihrem Blick sehen zu können. Doch sie schluckte nur und fuhr fort: »Oder ich reise heute noch ab und nehme den Jungen mit, und du wirst keinen von uns jemals wieder sehen. Wenn du tust, was ich sage und mir gibst, was ich haben will, bleibe ich noch so lange, wie es nötig ist, um alles so zu regeln, dass auch du bekommst, was du willst. Verstanden?«
Frank nickte widerwillig.
»Gut. Du gibst mir das Geld. Ich unterschreibe den Sorgerechtsantrag. Und damit du Sydney später auch adoptieren kannst, werde ich jedem, der es deiner Meinung nach hören soll, erzählen, dass wir drei eine superglückliche Familie sind und dass ich mich sehr darauf freue, dass Sydney bald endlich dein richtiger, rechtmäßiger Sohn wird. Sobald die Adoptionsunterlagen fertig sind, werde ich auch die ohne Murren und Knurren unterschreiben, aber das wird dich noch einmal so viel kosten. Das ist nur fair, Frank. Ich habe dir sechs Jahre meines Lebens geschenkt. Sieh dir doch mal an, was du hier hast, die Hälfte davon gehört rechtmäßig dir, und die Hälfte davon wiederum eigentlich mir. Aber so viel will ich gar nicht haben. Ich will nur noch mal fünfzigtausend. Ich finde das ziemlich fair, und ich bin sicher, wenn du erst mal darüber nachdenkst, wirst du mir zustimmen.«
Dann schwieg sie.
Wusste nicht, was sie noch sagen sollte.
Die anderen schwiegen auch.
Auch Edwin sagte kein Wort. Er beobachtete sie nachdenklich.
»Und jetzt möchte ich gerne gehen«, verkündete sie, als das Schweigen unerträglich wurde. »Heute Nachmittag komme ich wieder, um das restliche Geld zu holen. Ihr sagt mir Bescheid, wann genau ich hier sein soll. Sobald ich das Geld habe, unterschreibe ich das da.« Sie machte eine verächtliche Kopfbewegung in Richtung der Formulare auf dem Schreibtisch, drehte sich um und marschierte hinaus, ohne sie noch mal seines Blickes zu würdigen.
Gelähmt vor Entsetzen sah Frank ihr nach, dann wandte er sich dem nicht weniger entsetzt aussehenden Edwin zu, doch noch bevor er etwas sagen konnte, schaltete Rory sich ein, der es nicht ertragen konnte, seinen Vater so unglücklich zu sehen.
»Ich werde das Geld schon auftreiben, Dad ...«
»Nein. Vergiss es, Rory. Das möchte ich nicht ... Das geht nicht, Edwin ... Ich habe das Geld nicht ... Aber was mache ich denn bloß mit Sydney ...« Verzweifelt schloss Frank die Augen, rieb sich mit beiden Händen das Gesicht und fuhr sich durch die Haare, dass sie wild zu Berge standen.
Doch als er Edwin wieder ansah, hatte der ein herzliches, aufmunterndes Lächeln aufgelegt.
»Setzen Sie sich, mein Freund ... bitte. Setzen Sie sich.«
Frank kam seiner Aufforderung nur zögerlich
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