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Bitte sagen Sie jetzt nichts

Bitte sagen Sie jetzt nichts

Titel: Bitte sagen Sie jetzt nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loriot
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engagiert, sind sie bei der Sache, haben sie hinterher das Gefühl, es war ein wunderbarer Abend? Das ist entscheidend. Ob modern oder altmodisch und konventionell spielt gar keine Rolle. Die Entscheidung fällt bei der Wirkung.
    Everding Und die Wirkung braucht nicht immer zu gefallen? Darf sie auch anstoßen?
    Loriot Sie soll auch anstoßen, nur muss sie einleuchten.
    Everding Richtig, aber es gibt viele dumme Menschen, denen das nicht einleuchtet. Was machen Sie mit denen?
    Loriot Für die arbeitet man nicht.
    Everding Die Oper reizt Sie immer wieder. Ich könnte Sie hier im Prinzregententheater einladen, ich wüsste auch schon wozu. Sie haben einmal gesagt, Die Meistersinger von Nürnberg wäre ein Stück, das man komisch inszenieren könnte. Das interessiert mich als Intendant, was ist daran komisch zu inszenieren?
    Loriot Die Meistersinger ist ja eine komische Oper. Eine etwas misslungene Liebe zwischen einem älteren Mann und einem jüngeren Mädchen bietet eine ganze Menge Stoff.
    Everding Und der Kritiker, der da nachts immer fiedelt und in einer Musik singt, die fast modern zu nennen ist.
    Loriot Ja, auch da ist Wagner wieder weit über seine Zeit hinausgegangen.
    Everding Das ist richtig, da sind wir wieder bei Wagner. Dass er vorausgeschaut hat, dass ohne ihn die moderne Musik nicht stattgefunden hätte.
    Sie haben in Ihren Karikaturen so etwas wie die bundesrepublikanische Wirklichkeit gespiegelt, die Archetypen der Bonner Republik. Seien Sie mal ein Prophet: Welcher Archetyp entsteht in unserer neuen Bundesregierung?
    Loriot Darüber möchte ich mich nicht auslassen, das gibt sonst Krach von dieser oder jener Seite. Ich bin ja kein politischer Karikaturist, Gott sei Dank. Ich habe mich mit den Menschen auseinandergesetzt, egal, was für einen Beruf sie hatten. Aber ich beneide die politischen Karikaturisten im Moment nicht, die müssen sich jetzt umstellen von einer alten Mannschaft auf eine neue, und wer weiß, was sie mit den neuen nun anstellen werden. Darauf bin ich sehr gespannt.
    Everding Aber locken Sie die Gesichter, regen die Sie an?
    Loriot Politische Gesichter haben mich eigentlich nie angeregt. Das meine ich jetzt bitte schön beruflich, nicht privat. Die politische Seite hat mich nie so sehr interessiert - wiederum beruflich.
    Everding Aber die politische Seite kann auch komisch sein.
    Loriot Die kann sehr komisch sein, ich habe das auch ein paarmal gemacht, bin dann aber wieder davon abgekommen, weil mein Gebiet ein anderes ist.
    Everding Auf dieser Bühne finden die Themen statt, die uns immer bewegen: Liebe, Hass, Mord und Totschlag; das Verhältnis zwischen Mann und Frau und den Feministinnen. Sie haben einmal gesagt: »Frauen sind klüger und denken logischer, Männer romantischer.« Sagen Sie das immer noch?
    Loriot Ja, Männer sind insofern romantisch, als sie sich vornehmen, auf den Mount Everest zu steigen. Das würde keiner Frau einfallen, weil sie vernünftig ist. Warum müssen wir auf den Mount Everest steigen? Das ist das Romantische in einem Mann, ohne das es natürlich auch nicht ginge.
    Everding Aber die Männer und Frauen sind dann doch zusammen auf der Bühne und im Leben. Wie geht das? Sie sind ja auch seit vielen Jahren verheiratet.
    Loriot O ja. Gerade in diesem Zusammenhang ist es mir natürlich peinlich zu behaupten, Männer und Frauen passen nicht zusammen. Ich würde es so weit auch gar nicht aufrechterhalten, nur in gewisser Weise: Sie sind als Gegensätze gemacht, und das sollten sie auch bleiben. Das meine ich mit »nicht zueinanderpassen«: Sie sind aufeinander angewiesen.
    Everding Und das Aufregende an der Dramatik ist, dass sie zusammengeschweißt werden. Die müssen miteinander leben, obwohl sie nicht zueinanderpassen.
    Loriot Über Jahrmillionen, ja.
    Everding Und die Scheidung, was ist das?
    Loriot Ein Unfall, der eigentlich nicht nötig sein sollte.
    Everding Die Korrektur eines tragischen Irrtums, haben Sie einmal gesagt. Ihre Frau hört zu?
    Loriot Ja.
    Everding Herr von Bülow, Sie sind lange verheiratet, haben zwei Töchter. In Ihrer Ehe spiegelt sich dieses Drama der Verschiedenen nicht.
    Loriot Nein, merkwürdigerweise nicht. Aber ich habe meine Frau nicht darum beneidet, die ganzen Jahre an meiner Seite ausharren zu müssen, mit dem Beruf, den ich habe. Das wird Ihnen ähnlich gehen; man ist sehr oft nicht zu Hause, und das trägt nicht gerade zum häuslichen Frieden bei.
    Everding Wie sind Sie als Regisseur? Sind Sie genau, sind Sie strikt? Sind

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