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Bitte sagen Sie jetzt nichts

Bitte sagen Sie jetzt nichts

Titel: Bitte sagen Sie jetzt nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loriot
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familiäre Details aus dem Leben in Mannheim an, auch Näheres von der verheirateten Tochter in Gelsenkirchen.
    Sperr/Weiler Und was sagen Sie dann?
    Loriot Ich bedanke mich für so viel freundliche Zuwendung und sage alles, was ich über Mannheim und Gelsenkirchen weiß.
    Sperr/Weiler Wenn Sie fliegen, macht der Pilot gern die Durchsage: »Auf der linken Seite sehen Sie Kassel«, das stammt aus einem Sketch über Flugreisen.
    Loriot Ja, ich darf dann im Cockpit sitzen und werde mit den wichtigsten flugtechnischen Handgriffen vertraut gemacht. Dabei gerät das Flugzeug gelegentlich in Schräglage. Irgendwann werde ich wohl auch einmal den Steuerknüppel übernehmen müssen. Sicherer wäre es, wenn ich während des Fluges bei meinen Kreuzworträtseln bliebe.
    Sperr/Weiler Fühlen Sie sich beobachtet?
    Loriot Merkwürdig war es schon, als ich einmal ein neues Bett benötigte und es ausprobieren musste. Da lag ich nun, der ganze Laden stand um mich rum, und jeder konnte den Text auswendig.
    Sperr/Weiler Hatte das Bett wenigstens Spannfedermuffen?
    Loriot Das sind Ausgeburten meiner hemmungslosen Phantasie.
    Sperr/Weiler Aber damit haben Sie die deutsche Sprache geprägt ...
    Loriot Ach was?!
    Sperr/Weiler ... mit eben genau diesen kleinen Füllseln. Ohne Sie kein gedehntes »Moooment«, kein »Ach was?!«. Ist Ihnen die Wirkung Ihrer Sprache auf die Ihres Publikums bewusst?
    Loriot Es hat mich überrascht. Diese Worte stehen einfach in einem ungehörigen Zusammenhang. Wenn jemand bemerkt: »Ihre Frau ist sympathisch« und der Ehemann sagt: »Ach was!?«, wirkt das verblüffend.
    Sperr/Weiler Sie haben auch die Beamten-und Politikersprache populär gemacht.
    Loriot Eine Politesse, die sich mit einem Autofahrer über das Funktionieren eines Parkautomaten auseinandersetzt, bricht unter der verdrahten Autorität ihrer eigenen Fachsprache zusammen. Da kommt dann auch leider Schadenfreude ins Spiel.
    Sperr/Weiler Kommt man hier hinter das Geheimnis der Loriot-Komik?
    Loriot Keine Ahnung, ob es da ein Geheimnis gibt. Als ich zum Beispiel anfing, Zeichentrickfilme zu drehen, wollte ich nicht die übliche Masche wiederholen. Das zappelige Tempo gefiel mir nicht. Ich sah den Reiz des Zeichentrickfilms in einer ungewohnten Langsamkeit, in seiner Nähe zur Realität.
    Sperr/Weiler Die Herren im Bad wären als richtiger Film nicht lustig?
    Loriot Überhaupt nicht. Andersherum wäre die Geschichte vom Lottogewinner im Zeichentrick viel weniger absurd, und die Nudel an der Lippe ist überhaupt nur im Realfilm denkbar. Mit der Entscheidung für eine falsche Technik kann man jede Wirkung verkorksen.
    Sperr/Weiler Vieles in Ihren Filmen und Fernsehsendungen wirkt sehr choreographiert, berechnet.
    Loriot Das mag sein. Bei der Geschichte mit dem Mann und der Kalbshaxe Florida muss das quälende Gefühl entstehen, es sei eine Maschinerie gegen ihn in Bewegung, der er nicht entkommen kann.
    Sperr/Weiler Warum geht bei Ihnen so oft etwas zu Bruch?
    Loriot Zerstörung, Misslingen, Destruktion ist Teil jeder Komik, egal, ob nun in Worten oder Taten.
    Sperr/Weiler Welche Szene ist Ihrer Meinung nach die populärste?
    Loriot Vielleicht Das Frühstücksei.
    Sperr/Weiler Sind Sie in dieser Angelegenheit auf Seiten des Mannes?
    Loriot Ausnahmsweise. Denn meist stört mich das Gehabe meiner Geschlechtsgenossen.
    Sperr/Weiler Ach ja ... zwei nackte Herren zwängen sich in eine Badewanne, und jeder beharrt auf seiner überlegenen Stellung im Berufsleben.
    Loriot Was ist daran übertrieben?
    Sperr/Weiler Überall trifft man auf Leute, die Sie zitieren. Stört Sie das?
    Loriot Nö.
    Sperr/Weiler Wir sind ein Volk von Loriot-Klonen, und Sie sind schuld.
    Loriot Ich bitte um Vergebung.
    Sperr/Weiler Zu Ihren populärsten Figuren gehörten Wum und Wendelin. War Wendelin schwul?
    Loriot Ach nein, er sprach nur so nasal, weil er einen Rüssel hatte.
    Sperr/Weiler Aber er wirkte schon sehr weiblich.
    Loriot Er war wohl noch vor der Pubertät, da kann man das nicht so genau unterscheiden.
    Sperr/Weiler Ihre Figuren gehören immer dem Mittelstand an. Ihr Publikum auch?
    Loriot Die Klassenunterschiede spielen in Deutschland keine große Rolle, schon gar nicht im Hinblick auf meine Überlegungen.
    Sperr/Weiler Sind Sie einverstanden, wenn man sagt, Ihre Figuren seien im Durchschnitt gebildeter, anspruchsvoller und sprachlich besser geschult als Ihre Zuschauer?
    Loriot Auf welches Glatteis wollen Sie mich denn mit dieser Frage locken? Richtig ist, dass ich mir mit

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