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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Wirtschaftsbeziehungen und beziehe zudem erhebliche finanzielle sowie militärische Unterstützung von Russland. Die 500 000 Einwohner bestünden zu je einem Drittel aus Russen, Ukrainern und Moldawiern sowie einer kleinen bulgarischen Minderheit.
    So genau wollte es der Leiter der Mordkommission, der unter erheblichem Zeitdruck stand, eigentlich gar nicht wissen. Aber er war ein höflicher Mensch und ließ die mitteilsame LKA-Expertin am Telefon ausreden, bis sie endlich zum Kern kam. Sie müsse so weit ausholen, versicherte sie, um das Problem begreiflich zu machen: In Transnistrien bestimme die Korruption den kompletten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Alltag. Beispielsweise gehöre der größte Industriekonzern Transnistriens, der zugleich auch das Monopol auf Mobilfunk, Fernsehen und Internet-Zugang besitze, drei ehemaligen Polizeioffizieren, die den Konzern auf den schönen Namen Sheriff tauften. Mit anderen Worten: Ganz Transnistrien sei ein rechtsfreier Raum, in dem Sklavenhändler rein gar nichts zu befürchten hätten, solange sie die Polizei per Provision an den Erlösen beteiligten.
    »Das Durchschnittsgehalt eines Transnistriers liegt bei knapp zehn US-Dollar pro Monat. Aber selbst kleine Grenzbeamte fahren dort nagelneue deutsche Autos der Oberklasse«, versicherte die LKA-Expertin. »Audi steht derzeit hoch im Kurs. Obwohl Transnistrien noch aus alten Sowjetzeiten über eine gigantische, florierende Rüstungsindustrie verfügt, ist mit Sklavinnen ein weitaus höherer Netto-Gewinn zu erzielen als mit Kriegswaffen. In den wenigen Tagen während des Transports von Transnistrien nach Westeuropa steigt der Verkaufswert einer osteuropäischen Sklavin um das Zehnfache.«
    »Sklaven? Entschuldigen Sie bitte, verehrte Kollegin … aber wir leben im 21. Jahrhundert.«
    »Eben«, raunzte die LKA-Expertin zurück, als hätte sie es bei dem Ersten Kriminalhauptkommissar am anderen Ende der Leitung in Köln mit einem ausgemachten Vollidioten zu tun. »Wir leben im Zeitalter der Globalisierung. Seit dem Niedergang des Kommunismus hat der Kapitalismus keinen Grund mehr, sich als die sozialere Alternative präsentieren zu müssen. Außerdem leben wir im Zeitalter der Wegwerfprodukte. Sklaven sind ideale Wegwerfprodukte. Die Osterweiterung führt das vereinigte Europa an Grenzen, hinter denen ein Menschenleben nicht viel zählt. Länder, in denen einige Oligarchen Milliarden scheffeln, in denen aber ansonsten bittere Armut herrscht, sind die idealen Rohstofflieferanten für den Sklavenmarkt. Machen Sie endlich die Augen auf, Herr Kollege.«
    Der Leiter der Mordkommission bedankte sich höflich für die telefonische Amtshilfe, legte auf und versuchte, sich wieder auf seine eigentliche Aufgabe zu konzentrieren: das Aufspüren und Festnehmen von Mördern.
    Aber es gelang ihm nicht so recht.
    Was würde jetzt mit den zwölf Frauen geschehen?
    Abschiebehaft.
    So viel stand fest.
    Der für organisierte Kriminalität zuständige Staatsanwalt würde versuchen, die Opfer zu einer Zeugenaussage zu bewegen, um an die Drahtzieher des Menschenhandels zu gelangen.
    Aber der Staat, dessen Interessen der Staatsanwalt vertrat, hatte ihnen nichts anzubieten. Weder eine Aufenthaltsberechtigung noch einen Job und schon gar nicht Schutz für sie selbst und Sicherheit für ihre Familien daheim.
    Alles andere wäre eine Illusion. Die Opfer wussten doch ganz genau, dass ihre Eltern, ihre Geschwister, ihre Kinder in Reichweite der Menschenhändler lebten. Diese Männer hatten schließlich schon vor der Abfahrt mit dem Lastwagen damit gedroht, sich zu rächen, wenn sie nicht parierten. Und an der Skrupellosigkeit dieser Leute gab es keinen Zweifel.
    Sie würden also schweigen.
    Abgeschoben würden sie so oder so.
    Er griff erneut zum Telefonhörer.
    »Ich bin’s. Trommle die Truppe zusammen. Und jetzt schreib mit. In spätestens zwei Stunden will ich Folgendes wissen: Wo wurde diese Fotoausrüstung gekauft? Die Kamera. Das Stativ. Die Scheinwerfer. Dito die Waschutensilien und das Schminkzeug. Hast du das? Gut. Weiter. Aus welcher Waffe stammen die Projektile und die gefundenen Hülsen? Handelt es sich bei dem Tatwerkzeug um eine Waffe oder um mehrere Waffen? Okay. Ist die Spurensicherung eigentlich schon abgezogen? Gut. Dann will ich jetzt eine Hundertschaft, die das komplette Gelände im Umkreis von zwei Kilometern weitläufig durchkämmt, jedes Staubkörnchen einsammelt. Weiter. Ich will außerdem, dass die Pächter der umliegenden

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