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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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viel steht zweifelsfrei fest.«
    »Was weiß man noch?«
    »Haustür, Terrassentür und sämtliche Fenster waren unversehrt und geschlossen. Aber die ultramoderne Alarmanlage war lahmgelegt und außerdem der Strom fürs ganze Haus abgeschaltet worden. Sie haben Waldorfs Putzfrau geholt und durchs Haus geführt. Ergebnis: Nichts fehlt. Nicht mal das Handy oder die Armbanduhr. Eine sündhaft teure Breitling. Die lag in der Diele auf einer Kommode, griffbereit gleich neben der Haustür. Das war kein Einbrecher, der vom Opfer überrascht wurde und die Nerven verloren hat. Das war auch kein geplanter Raubüberfall. Das war eine Hinrichtung. Rate mal, wen sie verdächtigen.«
    »Zoran.«
    »Exakt. Bundesweite Fahndung.«
    »Und was glaubst du, Willi?«
    »Keine Ahnung. Du kennst Zoran besser.«
    »Warum stand Heinz Waldorf nicht auf der Liste?«
    Willi Heuser stellte die Thermoskanne in die Spüle, nahm den pfeifenden Kessel vom Gasherd und goss kochend heißes Wasser in den Filter. David Manthey mochte keinen Filterkaffee. Er bekam Magenschmerzen vom deutschen Kaffee. Aber es schien ihm unhöflich, Willi dies zu sagen und ihn möglicherweise in Verlegenheit zu bringen, weil er dem unangemeldeten Gast vielleicht nichts anderes hätte anbieten können.
    »Welche Liste meinst du, David?«
    Manthey zog ein gefaltetes Stück Papier aus der Jacke und schob es über den Tisch, neben die aufgeschlagene Zeitung mit dem zur Hälfte gelösten Kreuzworträtsel. Willi Heuser setzte sich, streckte das kaputte Bein von sich, wischte einen Krümel vom Tischtuch, griff nach seiner Lesebrille, die auf dem Kreuzworträtsel ruhte, setzte sie umständlich auf, entfaltete und glättete das Papier sorgfältig, bevor er die aufgelisteten Namen studierte.
    »Das waren die Prozessbeteiligten damals. Die haben jetzt übrigens alle Sicherheitsstufe eins, seit Zorans Drohung gestern vor den Fernsehkameras. Personenschutz, Objektschutz, das volle Programm. Insgesamt sieben Personen, außerdem ihre engsten Familienangehörigen. Du ahnst, was das bedeutet. Drei Schichten pro Tag. Die mussten eigens noch zusätzliche Personenschützer aus den Präsidien in Düsseldorf und Bonn abziehen, weil wir hier gar nicht genug Beamte mit Spezialausbildung haben, um so viele Menschen gleichzeitig rund um die Uhr …«
    »Willi, willst du mir damit sagen, der Personalmangel im Kölner Präsidium war der Grund, Heinz Waldorf nicht auf die Liste der gefährdeten Personen zu setzen?«
    Willi Heuser erhob sich, indem er sich auf der Tischplatte abstützte, und hinkte zurück zur Spüle, um nach dem Kaffee zu sehen. Er nahm den Kessel vom Herd, goss dampfendes Wasser nach und drehte das Gas ab.
    »So. Gleich ist der Kaffee so weit. Zucker? Milch?«
    »Beides, wenn es keine Mühe macht.«
    »Ich hab auch noch Streuselkuchen. Nicht vom Supermarkt. Von Erna. Selbstgebacken. Erna wohnt über mir, unterm Dach. Sie backt immer für mich mit, die Gute. Nicht, was du jetzt denkst, David. Erna geht stramm auf die achtzig zu. Sie backt für mich, und dafür erledige ich ihre Einkäufe.«
    Willi Heuser deckte den Tisch. David Manthey verzichtete darauf, ihm Hilfe anzubieten. Das hätte Willi beleidigt. Um ihn nicht hinken zu sehen, beugte sich Manthey über die Rückenlehne der Eckbank und schaute aus dem Fenster, hinunter auf die Straße, auf den Gereonswall.
    Aus den Augenwinkeln folgte Heuser seinem Blick.
    »David, weißt du noch, als Schäfers Nas da unten residiert hat? Im Hinterzimmer der Kneipe?«
    »Klar. Quasi bei dir vor der Haustür. Schräg gegenüber, auf der anderen Straßenseite. Mit seinen beiden Doggen als Leibgarde. Die Hunde waren groß wie Kälber. Wir hatten als Kinder eine Heidenangst vor den Viechern und wechselten immer blitzschnell die Straßenseite, wenn Hein Schäfer auf dem Gereonswall auftauchte und mit den Kälbern Gassi ging.«
    »Das waren andere Zeiten, David. Auch für die Polizei. Da gab’s noch keine Albaner, keine Russen-Mafia, keine Türken-Gangs. Organisierte Kriminalität war noch ein Fremdwort. Das war damals noch kölsche Kriminalität. Wenn Schäfers Nas oder der Gandhi oder Dummse Tünn eine Meinungsverschiedenheit hatten, dann traf man sich mit dem Konkurrenten und veranstaltete einen ordentlichen Boxkampf, nur ohne Boxhandschuhe und ohne zahlendes Publikum. Geschlossene Gesellschaft. Geladene Gäste. Chef gegen Chef. Der Verlierer zog sich aus dem Revier zurück und die Sache war erledigt. Ehrensache.«
    »Ist lange her, Willi.«
    »Da

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