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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Medien.«
    »Aber auf den zweiten Blick, nach einem Blick in die alten Prozessakten, erscheint das gar nicht mehr plausibel. Dann hätte man wissen müssen, dass …«
    »So ist es, David. Dann hätte man wissen müssen, welche Rolle Heinz Waldorf damals im Prozess spielte. Und jetzt, wo das Schwein tot ist, haben sie Zoran als dringend Tatverdächtigen bundesweit zur Fahndung ausgeschrieben.«
    »Was haben sie gegen ihn in der Hand?«
    »Gar nichts, David. Es gibt bisher keine einzige verwertbare Spur, die auf Zoran deutet, es gibt keine Zeugen, die Zoran zur maßgeblichen Zeit im Hahnwald gesehen hätten. Es gibt lediglich einen erschreckenden Mangel an Alternativen, was die Auswahl an möglichen Tatverdächtigen betrifft. Allerdings steht die Analyse der DNA-Spuren noch aus.«
    »Gestern noch gingen sie davon aus, dass Zoran keine Gefahr für Waldorf bedeutet, während alle anderen rund um die Uhr beschützt werden, und nur einen Tag später suchen sie Zoran als Mordverdächtigen. Seltsam.«
    »Vergiss nicht, dass inzwischen etwas Entscheidendes passiert ist: nämlich ein Mord. Und Zoran hatte ein Motiv.«
    »Das Motiv hatte Zoran auch schon gestern.«
    »Stimmt, David. Wie dusselig kann man nur sein?«
    »Oder wie klug.«
    »Wie meinst du das?«
    »War nur so ein Gedanke. Eine bewusste Lücke im Netz.«
    »Du sprichst in Rätseln, mein Junge.«
    »Ich komme nur darauf, weil ich so etwas schon mal erlebt habe. Im Goldenen Dreieck, im Norden Thailands, an der Grenze zu Birma. Die Thais hatten von einer geplanten Lieferung erfahren. Mehr als 30 Tonnen Heroin. Die Militärs machten wochenlang mächtig Radau auf sämtlichen von Lastwagen befahrbaren Dschungelpisten … bis auf eine Ausnahme. An einer einzigen, abgelegenen Piste gab es keine Kontrollen. Und genau dort schnappte dann die Falle zu.«
    »Der Vergleich hinkt allerdings. Schließlich hätten sie Waldorfs Haus heimlich observieren müssen, um Zoran zu schnappen. Das haben sie aber nicht getan.«
    »Vielleicht wollten sie ihn gar nicht schnappen. Vielleicht hätten sie ihn gar nicht im Hahnwald schnappen können, weil Zoran gar nicht dort war. Vielleicht benötigen sie nur eine Legitimation, um Zoran weiter jagen zu können … mit Hilfe des Polizeiapparates, mit Hilfe der Medien.«
    »Vielleicht warst du zu lange im Goldenen Dreieck.«
    »Vielleicht geht meine Fantasie mit mir durch, Willi. Vielleicht. Nur: Warum lag das MEK vor dem Knast schon auf der Lauer, bevor Zoran seine Drohungen ausstieß? Weshalb sollte er observiert werden? Wer hatte das angeordnet?«
    »Soll ich dir was verraten, David? Die Jungs vom MEK wissen es selbst nicht. Das habe ich in der Kantine aufgeschnappt.«
    »Seltsame Geschichte. Die Kölner Polizei riskiert doch nicht bewusst das Leben von Heinz Waldorf, nur um Zoran jetzt auch offiziell jagen zu können.«
    »Die Kölner Polizei sicher nicht …«
    »Was willst du damit sagen, Willi?«
    »Dass die Kölner Polizei in dem Fall nichts mehr zu sagen hat. Das Kommando haben längst andere. Nämlich deine Gastgeber im Keller des Präsidiums. Vor allem dieser ältere Grauhaarige. Weißt du, als die Bestellung über die Gegensprechanlage bei mir landete, Bitter Lemon mit Eis, da wusste ich gleich, dass der verlorene Sohn da unten im Keller sitzt. Und ich wusste genau, dass du darauf spekulierst, dass ich die Bestellung bringe. Und mir war außerdem sofort klar, was du von mir wolltest.«
    »Willi, du bist ein Engel.«
    »Das behauptet Erna auch immer. War übrigens ganz leicht. Die Besucherkartei an der Sicherheitsschleuse der Hauptwache. Die Kollegen lassen sich von allen Besuchern die Personalausweise und Dienstausweise zeigen und tragen die Daten ein, bevor sie die Hausausweise ausstellen. Anschließend habe ich noch ein wenig am Zentralcomputer recherchiert. Seit ich ein Krüppel bin, halten mich alle im Präsidium zusätzlich auch noch für einen kompletten Idioten. Ich lasse sie in dem Glauben. Gegen Vorurteile kann man ohnehin nicht ankämpfen. Verschwendete Energie. Aber es hat auch Vorteile: Man kommt an alles ran, ohne aufzufallen. Wo habe ich bloß den Zettel hingelegt?«
    Willi Heuser hob die aufgeschlagene Zeitung hoch. Er setzte sein breites, unnachahmliches Grinsen auf, das in längst vergangenen Zeiten die Gegner im Ring reihenweise an den Rand des Wahnsinns getrieben hatte, und schob den handgeschriebenen Notizzettel über den Küchentisch.
    Dr. Karl-Günther Beauvais, Min.Dir. BM Inneres, Berlin
    KHK Lars Deckert, BKA,

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