Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
Vom Netzwerk:
Tito nach Zorans kroatischem Landsmann, dem Staatsgründer Jugoslawiens. Magic Tito. Zorans Augen leuchteten, als hätte er statt eines Spitznamens den Nobelpreis erhalten.
    Nach Paderborn gewann der BC Eigelstein nie wieder etwas von Belang. Denn schon vor Ende der nächsten Saison existierte Coach Mantheys Team nicht mehr.
    Das Rattern der Züge, die sich auf der nahen Bahntrasse ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten, riss David aus der Erinnerung. Er setzte sich, lehnte den Hinterkopf gegen den Ziegelstein mit der Botschaft und schloss die Augen.
    Magic Tito. Finale.
    Somit waren Datum und Uhrzeit klar. Am kommenden Sonntag um 15 Uhr. Natürlich würden sie sich nicht persönlich treffen, nicht physisch und schon gar nicht in Köln, solange Zoran Jerkov nicht wusste, ob David Manthey beschattet wurde. Sie würden auch nicht telefonieren. Profis telefonierten nie. Und Zoran Jerkov war Profi. Die Polizei erwischte bei ihren mitunter monatelangen Abhöraktionen in der Regel immer nur die Deppen und die Eitlen. Helfershelfer aus dem zweiten und dritten Glied. Auch wenn dies in der Öffentlichkeit stets als sensationeller Erfolg gefeiert wurde, um die Lauschangriffe politisch zu sanktionieren. Echte Profis telefonierten nicht einmal, um der Schwiegermutter zum Geburtstag zu gratulieren. Weil sie nicht kontrollieren konnten, ob die Schwiegermutter völlig ahnungslos ein Wort zu viel sagte, das die Ermittler auf eine interessante Spur führen oder ein Alibi platzen lassen konnte.
    Jetzt wusste David, wann und wo Zoran mit ihm sprechen wollte. Es gab nur eine einzige sichere Möglichkeit. Und Zorans Spitzname aus den gemeinsamen Kindheitstagen war die Eintrittskarte zu diesem Rendezvous.
    Blieb nur noch dieses eine Rätsel: Wie konnte Zoran wissen, dass sein Jugendfreund zurück in Köln war und nichts Besseres zu tun hatte, als auf dieses Dach zu steigen?
    David Manthey erhob sich und warf einen letzten Blick auf die Dächer des Eigelstein-Viertels, bevor er die Fabrikruine verließ. Es gab viel zu tun. Zunächst würde er einen hinkenden und völlig unterschätzten Polizisten aufsuchen, der bereits die Tage bis zu seiner Pensionierung zählte.
    Die SMS erreichte Kristina Gleisberg auf der Rückfahrt von der Justizvollzugsanstalt Rheinbach nach Köln. Die Textnachricht stammte von Deep Throat. Frank Koch hatte sich den bescheuerten Namen ausgedacht. Seltsam, dass er sie nicht längst aus dem Verteiler gekegelt hatte, nachdem er sie gestern gefeuert hatte. Schließlich kostete ihn der SMS-Newsletter jeden Monat 1000 Euro, zahlbar pünktlich zum Monatsersten auf das Konto der ebenso hübschen wie kostspieligen Freundin eines hoffnungslos verschuldeten, weil ständig über seine Verhältnisse lebenden Oberkommissars der Kölner Kriminalwache.
    Vermutlich war Frank Koch wegen seiner Berlinreise noch nicht dazu gekommen, den kostspieligen SMS-Newsletter auf einen anderen seiner Sklaven umlenken zu lassen.
    Deep Throat wurde ursprünglich jener geheimnisvolle und bis kurz vor seinem Tod namenlose Informant genannt, der in einer einsamen Tiefgarage der US-Hauptstadt nächtens zwei Lokalreporter der Washington Post mit brisanten Informationen versorgte, die dabei halfen, den Watergate-Skandal aufzudecken und 1974 den amerikanischen Präsidenten Richard Nixon zu stürzen. FBI-Vizedirektor Mark Felt alias Deep Throat hatte seine Informationen nicht für Geld weitergegeben, sondern allein aus moralischen Motiven.
    Soviel zu Frank Kochs Humor. Oder hatte er sich doch eher von dem gleichnamigen Pornofilm inspirieren lassen?
    Kochs Deep Throat war jedenfalls ein höchst unmoralischer Mensch, der sein Beamtengehalt als Oberkommissar aufstockte, indem er die TV-Produktionsfirma InfoEvent und deren Starreporterin Kristina Gleisberg exklusiv mit Informationen versorgte und so einen Vorsprung auf dem heiß umkämpften Nachrichtenmarkt verschaffte.
    Die SMS-Information bestand aus zwei knappen Sätzen:
    Rechtsanwalt Heinz Waldorf soeben tot in seiner
Wohnung aufgefunden.
Flüchtiger Zoran Jerkov unterdringendem Tatverdacht.
    Kristina Gleisberg drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Nach Hahnwald waren es nur knapp zwanzig Minuten.
    David Manthey starrte Willi Heuser ungläubig an.
    »Tot?«
    Heuser nickte. Der Wasserkessel pfiff hysterisch.
    »Ja. Sie haben ihn heute Morgen in seiner Wohnung gefunden. In seinem Bauch steckte ein Tranchiermesser. Ein Messer aus seiner eigenen Küche. Keine Kampfspuren. Heinz Waldorf wurde ermordet, so

Weitere Kostenlose Bücher