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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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flüsterte ihr ins Ohr: »Keine Sorge, er kann Sie nicht sehen. Aber er ahnt offenbar, welche Fenster zu ihrer Wohnung gehören.«
    »O mein Gott.«
    »Als Sie ihm auf der Straße begegneten, war er nicht hinter Ihnen her, sondern hinter mir. Zu diesem Zeitpunkt kannte er Sie vermutlich noch gar nicht. Jetzt aber hat er neue Order. Ich schätze, er trägt ein Foto von Ihnen in der Tasche. Er weiß nicht, dass ich hier oben in Ihrer Wohnung bin. Als ich mich vom Rheinufer aus der Großen Witschgasse näherte, stand er schon da. Ich konnte noch rechtzeitig in der Holzgasse verschwinden.«
    »Was hat er vor?«
    »Er wartet auf eine günstige Gelegenheit. Vielleicht wartet er darauf, dass einer Ihrer Nachbarn das Gebäude verlässt und er unbemerkt durch die Haustür ins Treppenhaus huschen kann. Wie auch immer: Er wird auf keinen Fall die ganze Nacht dort unten stehen bleiben und warten. Bitte ziehen Sie sich jetzt an! Etwas Dunkles, wenn es geht. Und Schuhe, mit denen Sie klettern und laufen können. Wir müssen weg.«
    Erst jetzt fiel Kristina Gleisberg auf, dass David Manthey komplett in Schwarz gekleidet war. Schwarzes Sweatshirt, schwarze Jeans, schwarze Turnschuhe. Sie lief ins Schlafzimmer, öffnete den Kleiderschrank, suchte nach passender Kleidung. Sie nahm ihre Sporttasche, die sie gewöhnlich fürs Fitness-Studio benutzte, kippte sie auf den Fußboden aus und füllte sie in Windeseile neu. Auf dem Weg ins Bad griff sie nach dem Notebook auf dem Schreibtisch und stopfte es dazu.
    »Sein Seesack!«
    »Was?«
    »In meinem Schlafzimmer, gleich hinter der Tür, steht Zorans Seesack, links neben meinem Kleiderschrank.«
    »Zu groß, zu schwer. Das schaffen wir nicht.«
    »Okay. Aber ich frage mich, warum er ihn mir zur Aufbewahrung hinterlassen hat. Nur so eine Idee. Würden Sie mal nachsehen? Ich packe schnell noch ein paar Sachen aus dem Bad ein.«
    Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, stand Manthey wieder am Fenster, als hätte er den Beobachtungsposten nie verlassen.
    »Was ist mit dem Seesack?«
    »Alles erledigt. Leider musste ich auf Ihrem Bett in der Eile ein ziemliches Chaos hinterlassen. Dort liegen jetzt Zorans gesamte Habseligkeiten verstreut.«
    »Haben Sie etwas gefunden?«
    »Das hier. Wir haben keine Zeit, den Inhalt zu prüfen.«
    Er steckte eine altmodische Schreibmappe aus braunem Leder zwischen Kristinas Wäsche, schloss den Reißverschluss, schulterte die Sporttasche und schaute wieder aus dem Fenster.
    »Verdammt. Er ist verschwunden.«
    »Verschwunden? Was heißt das?«
    »Das heißt: Er ist bereits im Haus. Los jetzt!«
    In der Küche schob Manthey den Esstisch unter das Dachfenster und half ihr hinauf. Mit einem Satz war er bei ihr auf dem Tisch, drückte ihr die Sporttasche in die Arme und griff nach oben. Drei Sekunden später war er durch die Luke verschwunden.
    Sein Arm tauchte wieder auf.
    »Gib mir deine Tasche.«
    »Seit wann duzen wir uns?«
    Die Sporttasche verschwand in der Dunkelheit.
    Dann tauchten sein Kopf und beide Arme auf.
    »Komm. Ich helfe dir.«
    »Das wird nicht funktionieren. Ich bin nämlich nicht schwindelfrei. Mir wird schon schlecht, wenn ich nur den Dom oder den Fernsehturm von der sicheren Straße aus betrachte. Nichts zu machen. Ende der Vorstellung.«
    »Es sind nur zwei Meter, Kristina. Zwei Meter bis zur Terrasse der leerstehenden Dachwohnung im Nachbarhaus. Du siehst einfach nicht nach unten. Kennst du die Alternative?«
    »Ich …«
    »Die Alternative ist: Du wirst sterben, Kristina. Er wird von dir alles über Zoran wissen wollen.«
    »Aber ich habe doch keine Ahnung, wo Zoran steckt.«
    Sie zitterte am ganzen Körper.
    »Das spielt keine Rolle. Er wird dich mitnehmen, er wird dich quälen, er wird dir furchtbar wehtun. Dass du nichts über Zorans Versteck weißt, wird er dir erst glauben, wenn du tot bist. Los jetzt! Gib mir deine Hand.«
    Auf dem Hof der Lackiererei in der Holzgasse parkte ein verbeulter R4. Die Türen waren unverschlossen. David Manthey warf die Sporttasche auf den Rücksitz, während Kristina Gleisberg sich hastig umschaute, den Blick über die Rückfront des Hauses wandern ließ, hinauf zum Dach, zum Küchenfenster ihrer Wohnung. Ihre Knie zitterten.
    Der Anlasser gab ein klägliches Jaulen von sich, Sekunden wuchsen zur Ewigkeit. Schließlich sprang der Motor an, der Renault setzte sich wild schaukelnd in Bewegung und verließ den Hof. Binnen Sekunden trieben Gaspedal, Kupplung und Revolverschaltung den R4 zur

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