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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Höchstgeschwindigkeit. Der Wagen schlingerte durch die engen Kurven.
    »So habe ich mir das ideale Fluchtfahrzeug vorgestellt. Fällt denn die Pension für ausgeschiedene Kriminalhauptkommissare tatsächlich so mager aus?«
    »Schön, dass Sie wieder bei Atem sind und Ihre Sprache wiedergefunden haben. Der Wagen gehört Günther. 34 PS. Baujahr 1972. Für einen R4 ließ er schon immer jede Ente und jeden Käfer stehen. Er liebt den Wagen, weil man daran noch alles selbst reparieren kann. Wie die Pensionen für Polizeibeamte ausfallen, kann ich Ihnen im Detail nicht beantworten, weil ich keine bekomme. Sonst noch Fragen?«
    »Ich wollte mich nur für Ihre Bemerkung über die hübsche Fernsehreporterwohnung revanchieren. Wohin fahren wir?«
    »An einen sicheren Ort.«
    »Interessant. Der befindet sich hier im Severinviertel?«
    »Nein.«
    »Verstehe. Sie kurven noch etwas durch die Gegend, bis Sie ganz sicher sind, dass uns niemand folgt oder an den Ausfallstraßen auf uns wartet. Und Sie sind ganz sicher, nicht unter Verfolgungswahn zu leiden? Ich meine ja nur, nach all den Jahren als …«
    Manthey trat das Bremspedal durch.
    »Schalten Sie jetzt Ihr Handy aus. Und schalten Sie es erst wieder ein, wenn ich es Ihnen erlaube. Sehen Sie die Telefonzelle dort drüben? Ich hätte gar nicht gedacht, dass es so etwas noch gibt. Sie benötigen weder Kleingeld noch Telefonkarte. Sie wählen nämlich die 110, sie benutzen den Namen irgendeiner Nachbarin in Ihrem Haus und sagen, dass sich ein Einbrecher in der Wohnung von Kristina Gleisberg aufhält. Das Auftauchen des Streifenwagens wird den Albino davon abhalten, in Ihrer Wohnung mehr Unheil anzurichten als Ihnen lieb sein kann.«
    »Und wenn die mich fragen, wo ich bin?«
    »Dann sagen Sie die Wahrheit und nennen die Telefonzelle. Die können das ohnehin feststellen. Sagen Sie, dass die Wohnungstür von Frau Gleisberg offenstand, als Sie nach Hause kamen, obwohl Sie von ihr wissen, dass sie für ein paar Tage verreist ist. Als Sie auch noch von drinnen Geräusche hörten und diesen Albino sahen, haben Sie Angst bekommen und sind weggerannt. Noch Fragen?«
    »Ja.«
    »Was?«
    »Seit wann siezen wir uns wieder?«
    Kristina sprang aus dem Wagen und steuerte auf die Telefonzelle zu. Sie war wütend und verunsichert zugleich. Was bildete sich dieser Typ ein? Sie ließ sich nicht gerne herumkommandieren. Sie hatte sich lange genug von Frank Koch herumkommandieren lassen. Und von ihrem Vater. Ein Leben lang.
    Das Klopfen klang seltsam dumpf und schwach, so dick war die mahagonifarbene Tür aus Massivholz, und so dick war der rostrote Teppichboden im Flur. Lars Deckert wartete eine Weile, dann klopfte er vorsichtshalber ein zweites Mal. Geduld gehörte nicht zu seinen Stärken. Er vertrieb sich die Wartezeit, indem er seinen Notizblock aufschlug und durch die Seiten blätterte. Er klappte ihn wieder zu und dachte gerade darüber nach, ob es angemessen oder eher unhöflich wäre, ein drittes Mal zu klopfen, als Uwe Kern die Tür öffnete. Er trug nun nicht mehr seinen Anzug, sondern einen schwarzen Bademantel.
    »Na endlich. Kommen Sie rein.«
    Auf dem kreisrunden, rot lackierten Couchtisch, der aussah, als habe er sein erstes Leben in einem buddhistischen Kloster im Himalaja verbracht, standen zwei Gläser und ein mit Eis gefüllter Kübel, aus dem der Hals einer bereits entkorkten Weinflasche ragte. Deckert warf im Vorbeigehen einen Blick auf das zwei mal zwei Meter große Bild über der plüschigen Couch. Ein künstlerisch verfremdetes Foto. Eine Filmszene. Deckert hatte den Titel des Films vergessen. Nicht aber die Szene. Die nackte, rauchende Romy Schneider. Deckert betrachtete verstohlen ihren schönen Körper, ihren schönen Mund, ihre schönen, traurigen Augen. Das tat er jedes Mal, wenn er diesen Raum betrat. Er nahm sich vor, daheim in seiner DVD-Sammlung zu überprüfen, aus welchem Film die Szene stammte. Er hatte allerdings keine Ahnung, wann dieser Job vorbei war und er seine Wiesbadener Wohnung wiedersehen würde.
    »Lassen Sie mich raten, Deckert: Die Diplomatenpässe der beiden Schläger waren ebenso falsch wie die Adresse.«
    Kern bot ihm keinen Sitzplatz an und blieb selbst mitten im Zimmer stehen. Er hatte die Hände tief in den Taschen des Bademantels vergraben.
    »Korrekt. Die russische Botschaft in Berlin behauptet, weder die Namen noch die angegebenen Passnummern zu kennen. Hinter der Adresse verbirgt sich keine Wohnung, sondern ein Billighotel in der Nähe

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