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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Schuldknechtschaft. Der Schuldner begibt sich mit Leib und Seele in die Hände des Gläubigers, der mit ihm machen kann, was er will: ausbeuten, missbrauchen, verkaufen …
    Er musste in seiner Gefängniszelle Unmengen an Büchern und Zeitungsartikeln verschlungen haben. Ausgerechnet Zoran Jerkov, der nie freiwillig ein Buch angerührt hatte, außer den zwei, drei Abenteuerromanen von Jack London. Das Leben ist nichts weiter als ein Gärungsprozess von der Geburt bis zum Tod. Warum nur hatte sich Zoran im Knast mit diesem Thema beschäftigt?
    Die Schuldknechtschaft ist ein äußerst perfides Mittel. Denn der Schuldner ergibt sich zunächst der Illusion, seine Schulden tatsächlich durch die mühevolle Sklavenarbeit abtragen zu können. Doch diese Hoffnung ist trügerisch. In Indien beispielsweise bestehen die Schulden der Sklavenfamilien, die in den Steinbrüchen arbeiten, oft schon seit drei, vier Generationen. Die Kinder der hoffnungslos verschuldeten Familien müssen bereits ab dem sechsten Lebensjahr mitarbeiten und zwölf Stunden täglich in den Gruben den tödlichen Steinstaub einatmen. Ursache des weltweit funktionierenden Systems ist Unwissenheit durch mangelnde Bildung in Kombination mit stetig wachsender Armut. Armut verhindert Bildung. ARMUT IST DER SCHLÜSSEL DER SKLAVEREI. Ein Beispiel: 1989 lebten in Osteuropa 14 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze. 1999, zehn Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, waren es schon 147 Millionen …
    Lautlos wie ein Geist tauchte Artur in der Küche auf. Er schrubbte seine ölverschmierten Hände unter dem laufenden Wasserhahn mit Hilfe einer Bürste und einer Paste, trocknete die Hände anschließend sorgfältig ab, goss sich Kaffee aus der Thermoskanne ein und setzte sich.
    »Wo ist Kristina?«
    »Sie hat sich aus dem Staub gemacht, als ich in der Werkstatt zugange war. Aber ihre Sachen sind noch hier.«
    »Hast du dein Telefon kontrolliert?«
    Artur nickte. »Die Nummer der Taxigenossenschaft. Sie muss draußen auf der Straße auf das Taxi gewartet haben. Sonst hätte ich was mitbekommen. Was liest du da?«
    David schob die bereits gelesenen Seiten wortlos über den Tisch. Artur zupfte eine randlose Brille aus seiner Brusttasche, setzte sie umständlich auf und las.
    … Drehscheiben des internationalen Handels mit osteuropäischen Zwangsprostituierten: die russische Hafenstadt Wladiwostok an der Pazifikküste (für den japanischen Markt), die ukrainische Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer (für die Türkei und den arabischen Raum). Dubai ist der am schnellsten wachsende Abnehmermarkt mit der höchsten Rendite. Araber gelten als die anspruchsvollsten und gewalttätigsten Kunden. Drehscheibe für den westeuropäischen Markt ist das ehemalige Jugoslawien, vor allem Serbien und das Kosovo. Die genauen Orte wechseln ständig und sind nur Insidern bekannt, um der Strafverfolgung der einheimischen Behörden auf Druck der Vereinten Nationen zu entgehen. Ein Beispiel: der berüchtigte Arizona Market im bosnischen Brcko, seit Kriegsende Sonderverwaltungsgebiet an der Grenze zu Serbien und Kroatien. Damit die ehemaligen jugoslawischen Kommunisten freie Marktwirtschaft lernen sollten, wurde der Arizona Market von den internationalen SFOR-Truppen als Freihandelszone eingerichtet, indem die dort stationierten US-Soldaten an ihrem Checkpoint, der den Codenamen »Arizona« trug, einen Acker planierten. Mit Hilfe von 40 000 Dollar Starthilfe aus dem Pentagon entstand auf 40 Hektar Ödland aus zunächst 2500 provisorisch gezimmerten Standplätzen eine wuchernde, höhlenartige, völlig unüberschaubare und unkontrollierbare künstliche Stadt mit billigen Bars und Nachtclubs, Hotels und eigenen Gesetzen. Dort kann man für wenig Geld alles kaufen: Nokia-Handys, Rolex-Uhren, Nike-Schuhe, Adidas-Klamotten, Marlboro-Zigaretten – nur ist nichts davon echt, alles billige Raubkopien, auch die DVD vom aktuellen Hollywood-Blockbuster oder die CD vom jüngsten U2-Konzert. Echt sind nur die Frauen, die auf dem Arizona Market gehandelt werden: osteuropäische Sklavinnen für westeuropäische Bordelle, ganz nach Wunsch der Kunden noch störrische Jungfrau oder bereits zugeritten. Die meisten Frauen werden allerdings bereits auf dem langen Weg vom Lieferland bis zum Zielland dutzendfach vergewaltigt, um ihren Willen zu brechen. Hatten sich die Strategen des US-Verteidigungsministeriums so die freie Marktwirtschaft auf dem Balkan vorgestellt, als sie die 40 000 Dollar Starthilfe für den

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