Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
Vom Netzwerk:
lesen, wenn sie die mit Samt gefütterte Schachtel öffnete, er würde ihr beim Anlegen der kostbaren Halskette behilflich sein, und später ihre engelsgleiche Gestalt im Schein des Kerzenlichts betrachten, wenn sie nichts trug als diese Kette, und seinen Kopf in ihren warmen Schoß betten, während der Regen gegen die beschlagenen Scheibe des Schlafzimmerfensters trommelte.
    Zoran sah auf die Uhr. Viertel nach zehn.
    Kurz vor zehn hatte Maries Telefon geklingelt. Sie saßen beim Abendessen. Marie hatte Zander gegrillt, und Zoran hatte bereits das dritte Glas Pinot Grigio getrunken. Marie ließ es eine Weile klingeln. Aber das Telefon gab nicht auf.
    Eliska.
    Ist Zoran zufällig bei dir?
    Ja. Zufällig.
    Warum hat er sein blödes Handy ausgeschaltet?
    Weil er heute Abend seine Ruhe haben will. Wir feiern nämlich ein bisschen in meinen Geburtstag hinein.
    Du hast Geburtstag?
    Ja. Wie jedes Jahr am 17. Januar. Könntest du dir eigentlich gut merken, Eliska: Der Tag, an dem wir aus Teblice türmten.
    Tschuldigung. Ich schau morgen mal bei dir vorbei, ja? Gegen Mittag. Hör mal, Zoran muss mir helfen, Marie.
    Morgen ist er den ganzen Tag unterwegs …
    Nein, nicht morgen. Jetzt!
    Jetzt? Weißt du eigentlich, wie spät es …
    Jetzt! Es ist dringend. Sonst würde ich wohl nicht anrufen. Ich kriege einen Scheißärger, wenn mir Zoran nicht …
    Zoran hätte Eliska den Scheißärger nur zu gern gegönnt. Aber er konnte Marie nun mal nichts abschlagen. Und Marie konnte nun mal dieser Schlange Eliska nichts abschlagen.
    So nahmen die Dinge ihren Lauf.
    Eliska hatte Marie am Telefon die Adresse diktiert, und Marie hatte alles sorgfältig aufgeschrieben. Lohmar-Scheid, ein von den Wäldern des Naturparks Bergisches Land umgebenes Kaff knapp 20 Kilometer südöstlich von Köln. Über die A3 kein Problem, nicht um diese Uhrzeit, nicht zu dieser Jahreszeit.
    Der Porsche glitt über die dreispurige Autobahn, die Tachonadel kam erst bei 230 zur Ruhe.
    Eliska hatte ein neues und offenbar lukratives Geschäftsfeld entdeckt: Sie veranstaltete All-inclusive-Swingerpartys für vom Leben gelangweilte, besserverdienende Paare. Die Gäste des heutigen Abends schienen besonders gut zu verdienen, denn sie verlangten auf die Schnelle eine Runde Koks für alle. Zum Abbau letzter Hemmungen. Eliska habe am Telefon eigenartig hysterisch geklungen, versicherte Marie. Offenbar duldeten Eliskas Gäste keinen Widerspruch.
    Zoran verließ die Autobahn. In den engen Kurven der Landstraße verlor sich der Lichtkegel der Scheinwerfer in dichtem Wald. Ein schnelles Geschäft. Kein Problem. Er würde rechtzeitig zurück in Köln sein, soviel war sicher.
    Schneeregen. Vorsicht. Hier oben war es einige Grade kälter als in Köln. Die Scheibenwischer mühten sich ab. Fast hätte er sich verfahren, aber Zoran bemerkte seinen Irrtum noch rechtzeitig, wendete mitten auf der verlassenen Landstraße und machte kehrt, um nach 150 Metern in einen schmalen, aber immerhin asphaltierten Waldweg abzubiegen.
    Der Weg endete mitten im Wald vor einer dreistöckigen Villa aus der Gründerzeit. Fast alle Fenster waren erleuchtet. Das Rondell vor der Freitreppe zum Hauseingang war zugeparkt. Kreuz und quer standen dort Limousinen deutscher Fabrikation. Mercedes, BMW, Audi, in Schwarz, Anthrazit und Nachtblau, ein Dutzend vielleicht. Dazwischen, wie ein Fremdkörper, der Freitreppe am nächsten, ein gelber Ferrari.
    Zoran öffnete das Handschuhfach. Das verschweißte Päckchen mit dem weißen Pulver steckte er in die rechte Manteltasche, den Revolver in die linke Tasche. Er verzichtete darauf, den Wagen abzuschließen, und ließ den Zündschlüssel stecken.
    In diesem Augenblick donnerte eine Boeing 767-300 über ihn hinweg. Erschrocken schaute Zoran nach oben. Fast schien es aus dieser Perspektive so, als würde die Cargo-Maschine die obersten Baumwipfel streifen.
    Zoran schlug den Mantelkragen hoch und zog die Schultern ein, um sich vor dem Sturm und vor dem infernalischen Lärm zu schützen. Der Regen fühlte sich an, als bohrten sich eiskalte Nadeln in seine Haut. Zoran kniff die Augen zusammen. Er hatte die unterste Stufe der steinernen Treppe erreicht, als die weiß lackierte Haustür geöffnet wurde.
    Der Mann war um die zwei Meter groß. Der zweireihige dunkle Anzug spannte um den Brustkorb und um die mächtigen Schultern. Zoran war solche Empfangskomitees gewöhnt. Aber etwas anderes irritierte ihn, etwas, das er zunächst irrtümlich der grellen, durch einen

Weitere Kostenlose Bücher