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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Hand war völlig ruhig. Kimme, Korn, die Stirn des namenlosen Mörders im Visier. Zeigefinger am Druckpunkt. Gut fünf Meter.
    In diesem Augenblick stürzte der Riese los, auf Zoran zu.
    Zoran wirbelte herum und drückte ab.
    Die Kugel traf den Riesen in der Schulter.
    Zoran zielte wieder auf die Küchentür.
    Doch der serbische Major war verschwunden.
    Zoran dachte den Bruchteil einer Sekunde daran, ihm in die Küche zu folgen. Ein für alle mal …
    Dann müsste er das zitternde Mädchen so lange alleine lassen. Alleine mit dem Riesen, der nur angeschossen war, auf dem Fußboden kniete und seine rechte Pranke auf das blutgetränkte Loch in seiner linken Schulter presste.
    Und mit Eliska, der Schlange.
    Alle erschießen. Jetzt gleich. Zuerst den Riesen. Dann Eliska. Und dann, in der Küche …
    Stattdessen riss Zoran die Haustür auf, steckte den Revolver in den Hosenbund, wickelte das am ganzen Körper zitternde Mädchen in den Mantel, trug es durch den Schneeregen und durch das Labyrinth der Limousinen zum Porsche.
    Der Wagen sprang sofort an. Der Motor heulte auf. Zoran ließ die Kupplung fliegen.
    Er konzentrierte sich aufs Fahren.
    Erst als er die Autobahn erreicht hatte, fragte er:
    »Wie heißt du?«
    Das immer noch zitternde Mädchen blickte ihn erstaunt an. Sie verstand kein Wort.
    Zoran tippte sich auf die Brust.
    »Zoran! Ich heiße … Zoran.«
    Dann streckte er seinen Zeigefinger dem Mädchen entgegen.
    »Wie … heißt … du?«
    Das Mädchen öffnete die Lippen, zögerte aber, unsicher, ob es seine Geste richtig gedeutet hatte.
    Zoran wiederholte die Prozedur, während er den Porsche mit der linken Hand über die mittlere Spur der verlassenen A3 steuerte.
    »Zoran! Ich bin Zoran. Und wie heißt du?«
    »Irina«, flüsterte das Mädchen.
    »Irina! Was für ein schöner Name. Irina! Woher kommst du, Irina? Sag mir, aus welchem Land du kommst.«
    Das Mädchen namens Irina lächelte verlegen und zuckte mit den Schultern, um ihm zu signalisieren, dass sie leider schon wieder kein Wort verstanden habe.
    Zoran tippte sich erneut auf die Brust.
    »Zoran … Kroatien! English? Do you speak English? Zoran is from Croatia. And you? Where do you come from?«
    »Moldova«, entgegnete das Mädchen namens Irina.
    »Aaaahhh. Moldawien.« Zoran hatte nicht die geringste Ahnung, wo Moldawien lag. Irgendwo in Osteuropa jedenfalls.
    »Da fließt wahrscheinlich die Moldau. Stimmt’s?«
    »Moldova«, wiederholte das Mädchen.
    Den Rest der Fahrt nach Köln schwiegen sie. Das Zittern neben ihm hatte aufgehört. Zoran schaltete das Radio ein und suchte den Polizeifunk, den Artur installiert hatte. Nach dem Verlassen der Autobahn hielt er sich in der Stadt strikt an die Tempolimits und alle anderen Verkehrsregeln. Er ließ den Rückspiegel und den Außenspiegel keine Sekunde aus den Augen.
    Tomislav Bralic hielt inne und schaute von einem zum anderen.
    »Das war’s. So hat es sich zugetragen. So hat es mir Zoran geschildert in jener Nacht, als er überraschend bei mir aufgetaucht war, bevor er wenig später verhaftet wurde.«
    Artur hatte die Hände auf der Tischplatte verschränkt und starrte mit versteinerter Miene auf seine Fingerknöchel. Kristina machte sich immer noch Notizen. Der Bleistift kratzte hektisch über das Papier. David hielt dem Blick des Pfarrers stand:
    »Ich nehme an, er brachte das Mädchen zu Marie.«
    »So ist es, Herr Manthey. Er brachte Irina zu Marie. Wohin auch sonst? Er hatte keine Freunde mehr in der Stadt, seit er aus dem Krieg heimgekehrt war. Richtige Freunde, verstehen Sie? Dann fuhr er zu seiner Wohnung, um die Kokainvorräte, die er dort lagerte, verschwinden zu lassen. Er brachte alles zu mir, das Kokain, kiloweise, in Umzugskartons, außerdem den Revolver, den er mit in der Villa hatte, ferner zwei Pistolen und drei Kartons mit Munition. Aber ich weigerte mich, das Zeug für ihn zu deponieren. Ich bewahre in meiner Wohnung keine Sachen auf, die dazu dienen, Menschen zu schaden. Da macht mein Gewissen nicht mit. Ich erklärte es ihm, und er begriff das sofort. Er wusste, dass ich kein Angsthase bin, dass dies nicht der Grund war, ihm die Hilfe zu verweigern. Also brachte er die Sachen in ein Versteck, wie er sich ausdrückte, ein sicheres Versteck, und kehrte etwa eine halbe Stunde später zurück. Dann erzählte er mir alles.«
    »Von seinem Besuch in der Villa …«
    »Ja. Von diesen schrecklichen … Vorkommnissen. Von seiner überraschenden Begegnung mit Milos Kecman. Den Namen

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