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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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war ihnen kaum Zeit geblieben, sich vorzubereiten.
    Sie hatten sich in der Buchhandlung am Frankfurter Flughafen zwei illustrierte Reiseführer besorgt und während des Fluges studiert. Nach der Landung auf Ibiza setzten sie ihre Sonnenbrillen auf, nahmen ein Taxi hinunter zum Hafen und tranken dort schwarzen Kaffee, während sie auf die nächste Fähre nach Formentera warteten. Der Katamaran benötigte etwas mehr als zwanzig Minuten zur Nachbarinsel. Es ging kein Wind, das Wasser war spiegelglatt, selbst im Hafen von La Sabina konnte man bis auf den Grund sehen, während die Sonne unbarmherzig vom wolkenlosen Himmel brannte.
    Nein, die Geländewagen seien leider alle ausgebucht, versicherte die junge Frau am Mietwagenschalter. Nur der Seat Ibiza da draußen vor der Tür sei momentan frei. Nein, leider nur in dieser Farbe. Die beiden Männer bezahlten für zwei Tage, in bar, verstauten ihre beiden handlichen Sporttaschen, mit denen man auch unmöglich einen zweiwöchigen Urlaub hätte bestreiten können, im Kofferraum des zitronengelben Kleinwagens und machten sich auf den Weg nach San Francisco.
    Der Wirt in der Bar Central gegenüber der mächtigen Wehrkirche unterbrach sie gleich im ersten Satz und korrigierte sie: Sant Francesc heiße der Ort, nicht San Francisco wie noch zu Francos Zeiten, als Katalanisch verboten war und Kastilisch die einzig erlaubte Sprache in Spanien. Außerdem habe er keine Zeit für ihre Fragen, er müsse sich um die Gäste kümmern.
    Die Alte hinter dem Tresen des Tabakladens ein paar Meter die Gasse hinunter schaute nur kurz auf das Foto und schüttelte sofort energisch den Kopf: Nein, diesen Mann habe sie noch nie gesehen und den Namen David Manthey noch nie gehört. Sie achte nämlich grundsätzlich nicht auf die Gesichter der Kunden, und sie könne sich ganz schlecht Namen merken. Sie spürte, dass die beiden Deutschen ihr kein Wort glaubten. Sie war eine schlechte Lügnerin, sie würde die Lüge morgen in der Kirche beichten müssen, und als die beiden Männer den Laden verließen, sank sie erschöpft auf ihren Hocker. Nachdem sie wieder zu Atem gekommen war, griff sie zum Telefon.
    Sant Ferran statt San Fernando. Die beiden Männer aus Deutschland lernten schnell. Die Fonda Pepe war während der Hippie-Zeit Treffpunkt und Informationszentrale all jener Aussteiger gewesen, die es nicht bis nach Indien geschafft hatten. Der Wirt, ein junger Katalane mit Pferdeschwanz, forderte sie auf, gefälligst ihre Sonnenbrillen abzunehmen, bevor er auch nur ein einziges weiteres Wort mit ihnen wechsle. Dann musterte er sie über die Theke hinweg von Kopf bis Fuß:
    Beide waren etwa Mitte dreißig. Groß, sehr groß, und schlank. Muskulös. Sie bewegten sich wie Sportler. Kampfsportler. Jeans, Sneakers, kurzärmelige Hemden. Sie sahen aus wie Zwillinge. Und wie verkleidet. Das spürte der junge Mann sofort: Sie waren nicht entspannt, wo doch jeder auf Formentera entspannt war. Und sie waren viel zu sehr darauf bedacht, unauffällig zu wirken.
    Der Wirt hätte gar nicht mehr auf das Foto, das sie nun über die Theke schoben, schauen müssen, um zu wissen, wen die beiden Deutschen suchten. Aber er tat ihnen den Gefallen, amüsierte sich insgeheim, wie David Manthey vor vielen Jahren ausgesehen hatte, als er für seinen Dienstausweis als Polizeibeamter fotografiert worden war, und schüttelte schließlich bedauernd den Kopf: »Nie gesehen.«
    Kaum hatten die beiden Besucher die Fonda Pepe verlassen, zog der junge Mann ein Handy aus der Hosentasche.
    »Juan hier. Kein Zweifel. Pass nur ja auf dich auf. Die sehen nämlich so aus, als bräuchten sie keine Waffen.«
    Mitten im Ort, an der einzigen Straßenkreuzung, die den Namen Straßenkreuzung tatsächlich verdiente, befand sich neben einem Zeitschriftenladen die Poststation für die gesamte Insel. Die meisten der 8442 über Formentera verstreuten Bewohner hatten keine Briefkästen an den Häusern, sondern ein Postfach in Sant Ferran. Da schaute man gelegentlich nach, wenn man ohnehin etwas in der Stadt zu erledigen hatte. Die beiden als Urlauber verkleideten Männer starrten durch die Glasscheibe ins Innere der Poststation. Eines der stählernen Fächer musste David Manthey gehören, und die Frau hinter dem Schalter musste wissen, welches. Die ältere Dame starrte unentwegt zurück und versprühte aus ihren schmalen Augenschlitzen pures Gift, so dass die beiden Männer lieber auf einen Besuch der Poststation verzichteten und stattdessen nebenan im

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