Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bitter Love

Bitter Love

Titel: Bitter Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brown
Vom Netzwerk:
aufgefallen war, das war der Hintergrund. Blauschwarz, von Dunst verhüllt, gigantisch. Ein Berg.
    Ich beugte mich mit angestrengtem Blick dicht über das Bild, um irgendeinen Hinweis zu finden. Wo war es aufgenommen worden? Wo, Mom? Wohin warst du unterwegs? Du und dein Freund, der spirituelle Heiler?
    Ich würde es niemals erfahren. Jetzt nicht mehr, wegen Bethany und Zack. Vielleicht auch wegen Cole oder, verdammt noch mal, wahrscheinlich einfach wegen mir selbst. Ich würde es nie herausfinden.
    Ich kramte in der Schachtel herum, zog wahllos einzelne Fotos heraus, starrte sie an und ließ sie wieder hineinfallen, nur um gleich darauf weiterzuwühlen.
    Ich merkte gar nicht, dass ich weinte, bis Celia hereingestürmt kam.
    Ich zuckte zusammen und versteckte schnell die Schachtel vor ihr. Obwohl jetzt schon so viel Zeit vergangen war, wollte ich immer noch, dass das Leben in der Fotoschachtel ganz allein mir gehörte. Celia und Shannin hatten es nicht verdient. Ich schob den Karton erst neben meine Hüfte, dann ließ ich ihn zwischen Bett und Wand nach unten gleiten.
    »Was willst du?«, fragte ich und fuhr mir mit dem T-Shirt übers Gesicht.
    »Zack hat mir erzählt, was bei ihm zu Hause passiert ist«, sagte sie.
    »Schön für dich. Und jetzt raus hier«, sagte ich und dachte: Er hat echt keine Zeit verloren. Am besten lässt er ein Werbeplakat drucken, dann wissen es alle noch schneller.
    »Also fährst du jetzt nicht nach Colorado«, stellte sie fest. »Zumindest nicht mit den beiden.«
    »Nein«, sagte ich, nahm eine Zeitschrift von meinem Nachttisch und blätterte darin, um möglichst gleichgültig zu wirken. Ein zusammengefalteter Zettel fiel auf den Boden. Ich hob ihn auf und verbarg ihn in meiner Hand. »Du kannst jetzt gehen.«
    »Mhm, hast du nicht was vergessen?«, sagte sie. Mit den Händen in den Hüften baute sie sich auf dem kleinen Teppich mitten in meinem Zimmer auf.
    »Nein«, sagte ich wieder. »Tschüss.«
    »Doch«, entgegnete sie und nickte wild. »Den Kuchen. Du hast Dads Geburtstagskuchen vergessen.«
    Ich schlug mir gegen die Stirn. Der Kuchen! Na klar.Morgen war die Party und ich hatte den Kuchen vollkommen vergessen.
    »Die Omas wollten ihn abholen«, fuhr sie fort und ihre Stimme triefte vor Gemeinheit. »Aber sie haben festgestellt, dass du dir nicht mal die Mühe gemacht hast, ihn zu ordern.«
    »O Mann«, seufzte ich. »Ich hab’s vergessen. Es tut mir so leid.« Ich fühlte mich schuldig. Wenn Dads Geburtstagsparty jetzt ruiniert war, lag auch das nur an mir. Anscheinend konnte ich überhaupt nichts richtig machen. Ich hatte meine Schwestern im Stich gelassen, meine Freunde enttäuscht, meinen Dad, alle.
    Aber Celia hatte eine unüberbietbare Gelegenheit gefunden, mich fertigzumachen, und die würde sie nicht ungenutzt vorübergehen lassen. »Wie kann das sein? Wie schafft man es überhaupt, so was zu vergessen? Du hast monatelang Zeit gehabt und ich hab dich erinnert, millionenmal. Herrgott, Alex, ich fass es einfach nicht.«
    »Ich hab doch gesagt, dass es mir leidtut«, sagte ich. »Ich bestell ihn heute. Ich bezahl auch den Eilaufschlag oder so. Davon geht die Welt nicht unter, Celia.«
    »Die Omas haben sich schon drum gekümmert. Shannin ist total angepisst, nur dass du’s weißt.«
    Ich verdrehte die Augen und schlug mit einem lauten Klatschen die Zeitschrift zu. »Klar ist sie das. Weil im Moment nämlich jeder auf der Welt sauer auf mich ist. Das ist mir egal, hörst du? Ich hab meine eigenen Probleme. Warum trommelst du nicht Shannin und Zack und Bethany und alle andern zusammen zu einer Wir-hassen-Alex-Party? Und jetzt   … hau ab!«
    Ich sprang vom Bett auf und schnappte mir meine Hose für die Arbeit, die auf dem Boden lag. Dann hastete ich zur Kommode und riss ein Hemd heraus, schäumend vor Wut.
    Celia sagte nichts, während ich in der Kommode nach frischer Unterwäsche kramte. Erst als ich ins Bad ging, um mich für die Arbeit bereit zu machen, kam sie mir hinterher und fragte: »Willst du ihn wirklich heiraten, Alex?«
    Ich wandte mich zu ihr. »Hat Zack das gesagt?«
    Sie nickte. Sie stand immer noch in der gleichen Ich-bin-superwütend-Pose da wie eben, aber ihre Augen waren groß und feucht geworden. Obwohl sie auf die Highschool ging, wirkte sie auf einmal wie ein kleines Kind. »Er hat mir auch ein paar andere Sachen über Cole erzählt. Ist das wahr? Er tut dir weh?«
    Eine Million Bilder und Gedanken und Erinnerungen jagten mir auf einmal durch den Kopf

Weitere Kostenlose Bücher