Bitter Süsse Tode
hatte so etwas erwartet, aber ich wusste trotzdem nicht, was es bedeutete. »Was bedeutet das zweite Zeichen?«
Nikolaos leckte sich über die Lippen, sanft wie ein Kätzchen. »Sollen wir es ihr erklären, Burchard? Sollen wir ihr sagen, was wir wissen?«
»Wenn sie es wirklich nicht weiß, Gebieterin, müssen wir sie belehren«, sagte er.
»Ja«, stimmte sie zu und schwebte zu ihrem Stuhl zurück. »Burchard, sag ihr, wie alt du bist.«
»Ich bin sechshundertunddrei Jahre alt.«
Ich starrte in sein glattes Gesicht und schüttelte den Kopf. »Aber Sie sind ein Mensch, kein Vampir.«
»Mir wurde das vierte Zeichen gewährt, und ich werde so lange leben, wie meine Gebieterin mich braucht.«
»Nein, Jean-Claude würde mir so etwas nicht antun«, sagte ich.
Nikolaos deutete eine entschuldigende Geste an. »Ich habe ihm sehr zugesetzt. Ich wusste vom ersten Zeichen, womit er Sie geheilt hat. Ich nehme an, es war ein verzweifelter Versuch, sich selbst zu retten.«
Mir fiel ein, wie seine Stimme in meinem Kopf hallte: »Es tut mir Leid. Ich hatte keine Wahl.« Zur Hölle mit ihm, man hat immer eine Wahl. »Er kommt jede Nacht in meinen Träumen vor. Was bedeutet das?«
»Er kommuniziert mit Ihnen, Animator. Mit dem dritten Zeichen wird ein unmittelbarer geistiger Kontakt kommen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Was, nein, Animator? Nein, kein drittes Zeichen, oder nein, Sie glauben uns nicht?«, fragte sie.
»Ich will nicht irgendjemandes Diener sein.«
»Haben Sie mehr gegessen als gewöhnlich?«, fragte sie.
Die Frage war so merkwürdig, dass ich sie eine Minute lang anstarrte, dann fiel es mir ein. »Ja. Ist das wichtig?«
Nikolaos runzelte die Stirn. »Er schöpft Energie von Ihnen ab, Anita. Er ernährt sich durch Ihren Körper. Er sollte mittlerweile geschwächt sein, stattdessen halten Sie ihn bei Kräften.«
»Das wollte ich nicht.«
»Das glaube ich Ihnen«, sagte sie. »Vergangene Nacht war ich außer mir vor Zorn, als ich gemerkt habe, was er getan hat. Darum habe ich Ihren Geliebten geholt.«
»Bitte, glauben Sie mir, er ist nicht mein Geliebter.«
»Warum hat er dann riskiert, sich meinen Zorn zuzuziehen, nur um Sie zu retten? Aus Freundschaft? Anstand? Ich glaube, nicht.«
Na schön, sollte sie es glauben. Lasst uns nur lebend hier rauskommen, das war das Ziel. Nichts anderes zählte. »Was können Philip und ich tun, um es wieder gutzumachen?«
»Oh, wie höflich, das gefällt mir.« Sie legte eine Hand auf Burchards Hüfte, eine beiläufige Geste wie das Tätscheln eines Hundes. »Sollen wir ihr zeigen, worauf sie sich noch freuen kann?«
Sein ganzer Körper spannte.. sich, als liefe elektrischer Strom hindurch. »Wenn die Gebieterin es wünscht.«
»Ich wünsche es«, sagte sie.
Burchard kniete sich vor sie hin, das Gesicht in Brusthöhe. Nikolaos sah mich über seinen Kopf hinweg an. »Dieses«, erklärte sie, »ist das vierte Zeichen.« Ihre Hände tasteten nach den kleinen Perlmuttknöpfen, die die Vorderseite ihres Kleides zierten. Sie zog den Stoff auseinander, entblößte zwei kleine Brüste. Kindliche Brüste, erst halb entwickelt. Sie zog einen Fingernagel über die Haut. Sie öffnete sich wie der Acker unterm Pflug, Blut quoll heraus, lief in roten Streifen über Brust und Bauch.
Ich konnte Burchards Gesicht nicht sehen, als er sich vorbeugte. Er schob die Hände um ihre Taille, das Gesicht zwischen ihre Brüste. Nikolaos beugte sich zurück. Leise saugende Geräusche vertieften die Stille.
Ich sah weg, schaute überallhin, nur nicht auf sie, so als hätte ich sie beim Sex erwischt und könnte nicht aus dem Zimmer. Valentine starrte mich an, ich starrte zurück. Er tippte sich an einen imaginären Hut und ließ die Fänge aufblitzen. Ich reagierte nicht darauf.
Burchard saß neben dem Stuhl, halb lehnte er sich dagegen. Er sah gerötet und erschöpft aus, seine Brust hob und senkte sich heftig. Mit zitternder Hand wischte er sich das Blut vom Mund. Nikolaos saß sehr still, mit zurückgelegtem Kopf und geschlossenen Augen. Vielleicht war Sex gar kein so schlechter Vergleich.
Nikolaos sprach, ohne die Augen zu öffnen, ohne die Haltung zu ändern, mit belegter Stimme. »Ihr Freund Willie liegt wieder in seinem Sarg. Er hatte Mitleid mit Philip. Wir werden ihn von solchen Regungen kurieren müssen.«
Plötzlich hob sie den Kopf. Ihre Augen leuchteten, als hätten sie eine eigene Lichtquelle. »Können Sie meine Narbe heute sehen?«
Ich schüttelte den Kopf. Sie
Weitere Kostenlose Bücher