Bitter Süsse Tode
Nachttisch mit einer Lampe und drei Vampire: Aubrey, Jean-Claude und ein mir unbekannter weiblicher Vampir. Aubrey stand in der hinteren Ecke in der Nähe des Fensters. Er lächelte mich an. Jean-Claude stand an der Tür. Die Frau lag auf dem Bett. Sie sah aus, wie ein Vampir aussehen sollte. Langes, glattes schwarzes Haar fiel rings um ihre Schultern. Ihr Kleid war weit ausgestellt und schwarz. Sie trug hohe schwarze Stiefel mit unglaublich hohen Absätzen.
»Sieh mir in die Augen«, sagte sie.
Ich schaute sie an, bevor ich es verhindern konnte, dann blickte ich auf den Boden.
Sie lachte, und es hatte die gleiche Art Beiklang wie bei Jean-Claude. Man konnte ihn mit Händen greifen.
»Schließ die Tür, Aubrey«, befahl sie. Ihre Rs rollten von irgendeinem Akzent, den ich nicht einordnen konnte.
Aubrey streifte mich, als er die Tür schloss. Er blieb hinter mir stehen, wo ich ihn nicht sehen konnte. Ich ging und stellte mich mit dem Rücken vor die einzige leere Wand, sodass ich alle sehen konnte, wozu auch immer mir das nützen mochte.
»Angst?«, fragte Aubrey.
»Noch am Bluten?«, konterte ich.
Er verschränkte die Arme vor dem Blutfleck auf seinem Hemd. »Wir werden sehen, wer blutet, wenn's dämmert.«
»Aubrey, sei nicht kindisch.« Der Vampir auf dem Bett stand auf. Ihre Absätze klapperten auf dem nackten Fußboden. Sie stelzte um mich herum, und ich widerstand dem Drang, mich umzudrehen und sie im Auge zu behalten. Sie lachte wieder, als ob sie das genau wüsste.
»Sie möchten, dass ich die Sicherheit Ihrer Freundin garantiere?«, fragte sie. Sie war umgekehrt und sank graziös auf das Bett. Das nackte, schäbige Zimmer sah noch schlimmer aus, wenn sie mit ihren Zweihundertdollarstiefeln auf dem Bett saß.
»Nein«, antwortete ich.
»Darum hatten Sie gebeten, Anita«, sagte Jean-Claude.
»Ich sagte, ich will eine Garantie von Aubreys Meister.«
»Sie sprechen mit meinem Meister, Mädchen.«
»Nein, das tue ich nicht.« Im Zimmer war es plötzlich sehr still. Ich hörte etwas in der Wand kratzen. Ich musste aufschauen, um mich zu vergewissern, dass die Vampire noch da waren. Sie waren alle vollkommen reglos, wie Statuen, kein Anzeichen von Atmung oder Leben. Sie waren alle so verflucht alt, aber keiner war alt genug, um dieser Nikolaos zu sein.
»Ich bin Nikolaos«, hauchte das Weib schmeichelnd. Ich wollte ihr gern glauben, aber ich tat es nicht.
»Nein«, erwiderte ich. »Sie sind nicht Aubreys Meister.« Ich riskierte einen Blick in ihre Augen. Sie waren schwarz und weiteten sich vor Staunen, als ich hineinsah. »Sie sind sehr alt und sehr gut, aber Sie sind nicht alt und nicht stark genug, um Aubreys Meister zu sein.«
»Ich sagte ja, sie würde es durchschauen«, sagte Jean-Claude.
»Schweig!«
»Das Spiel ist aus, Theresa. Sie weiß Bescheid.«
»Nur, weil du es ihr gesagt hast.«
»Sagen Sie ihnen, woher Sie es wissen, Anita.«
Ich zuckte die Achseln. »Ich fühle es. Sie ist nicht alt genug. Es geht mehr Macht von Aubrey aus als von ihr. Das sollte nicht sein.«
»Bestehen Sie nach wie vor darauf, mit unserem Meister zu sprechen?«, fragte die Frau.
»Ich will nach wie vor Garantien für die Sicherheit meiner Freundin.« Ich sah sie der Reihe nach an. »Und ich bin solche albernen Spielchen leid.«
Plötzlich kam Aubrey auf mich zu. Die Welt bremste jäh. Für Angst blieb keine Zeit. Ich versuchte auszuweichen und wusste, dass ich nirgends hinkonnte.
Jean-Claude stürzte ihm nach, versuchte ihn zu packen. Er würde es nicht mehr schaffen.
Aubreys Hand kam aus dem Nichts und traf mich an der Schulter. Der Schlag trieb mir die Luft aus dem Körper und schleuderte mich rücklings zu Boden. Ich krachte mit dem Rücken gegen die Wand. Mein Kopf schlug einen Augenblick später auf, hart. Die Welt wurde grau. Ich rutschte an der Wand hinunter. Ich bekam keine Luft. Winzige weiße Gestalten tanzten in dem Grau. Die Welt wurde finster. Ich glitt zu Boden. Es tat nicht weh; nichts tat weh. Ich rang nach Luft, bis mein Brustkorb brannte und die Dunkelheit alles fortnahm.
Stimmen trieben durchs Dunkel. Träume. »Wir hätten sie nicht bewegen sollen.«
»Willst du Nikolaos ungehorsam sein?«
9. Kapitel
»Ich habe geholfen, sie hierher zu bringen, oder nicht?« Das war eine Männerstimme.
»Ja«, antwortete eine Frau.
Ich lag mit geschlossenen Augen da. Ich träumte nicht. Ich erinnerte mich an Aubreys Hand, die aus dem Nichts gekommen war. Es war ein flacher Rückhandschlag
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