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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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gewesen. Wenn er eine Faust gemacht hätte... hatte er aber nicht. Ich lebte.
    »Anita, sind Sie wach?«
    Ich öffnete die Augen. Das Licht stach mir in den Kopf. Ich schloss sie wieder, um dem Schmerz zu entgehen, aber der Schmerz blieb. Ich drehte den Kopf, und das war ein Fehler. Mir wurde schlecht. Mir war, als würden sich die Knochen in meinem Kopf verschieben. Ich bedeckte die Augen mit den Händen und stöhnte.
    »Anita, geht es Ihnen gut?«
    Warum fragen die Leute das immer, wenn die Antwort so offensichtlich Nein lautet? Ich sprach ganz leise, war mir nicht sicher, was das Sprechen für ein Gefühl wäre. Es war nicht allzu schlimm. »Einfach prächtig.«
    »Was?« Das kam von der Frau.
    »Ich glaube, sie meint das ironisch«, meinte Jean-Claude.
    Er klang erleichtert. »Sie kann nicht allzu sehr verletzt sein, wenn sie Witze macht.«
    Ich war mir nicht ganz sicher, was das »nicht allzu sehr verletzt« anging. Die Übelkeit kam in Wellen, vom Kopf zum Magen, anstatt umgekehrt. Ich tippte auf eine Gehirnerschütterung. Die Frage war nur, wie schlimm.
    »Können Sie sich bewegen, Anita?«
    »Nein«, flüsterte ich.
    »Ich will es anders ausdrücken. Wenn ich Ihnen helfe, können Sie sich dann aufsetzen?«
    Ich schluckte, versuchte gegen Schmerzen und Übelkeit anzuatmen. »Vielleicht.«
    Hände gruben sich unter meine Schultern. Die Knochen in meinem Kopf verschoben sich nach vorn, als er mich anhob. Ich keuchte und schluckte. »Mir wird schlecht.«
    Ich rollte mich auf alle viere. Die Bewegung war zu schnell gewesen. Die Schmerzen waren ein Wirbel aus Licht und Finsternis. Mein Magen drehte sich. Sein Inhalt brannte mir in der Kehle. Mein Kopf explodierte.
    Jean-Claude hielt mich um die Taille, eine kühle Hand lag auf meiner Stirn und hielt die Knochen an Ort und Stelle. Seine Stimme wirkte beruhigend wie ein kühles Laken auf der Haut. Er sprach Französisch, ganz leise. Ich verstand kein Wort davon und brauchte es auch nicht.
    Seine Stimme hielt mich, wiegte mich, nahm mir ein wenig den Schmerz.
    Er bettete mich an seine Brust, und ich war zu schwach, um zu protestieren. In meinem Kopf hatte es vor Schmerzen geschrien, nun war es weit weg, ein leises Pochen. Noch immer fühlte es sich widerlich an, den Kopf zu drehen, es war, als würde er auseinander gleiten, aber die Schmerzen waren jetzt anders, erträglich.
    Er wischte mir Gesicht und Mund mit einem feuchten Tuch ab. »Fühlen Sie sich jetzt besser?«
    »Ja.« Ich verstand nicht, wo die Schmerzen abgeblieben waren.
    Theresa sagte: »Jean-Claude, was hast du da gemacht?«
    »Nikolaos möchte, dass sie für den Besuch wach und wohlauf ist. Du hast sie gesehen. Sie braucht einen Arzt, keine weitere Quälerei.«
    »Also hast du ihr geholfen.« Sie klang belustigt. »Nikolaos wird nicht erfreut sein.«
    Ich merkte, wie er die Achseln zuckte. »Ich habe getan, was nötig war.«
    Ich konnte die Augen öffnen, ohne sie zusammenkneifen zu müssen und ohne dass sich die Schmerzen verschlimmerten. Wir waren in einem Verlies; es gab keinen anderen Ausdruck dafür. Dicke Steinmauern umschlossen einen quadratischen Raum von vielleicht sechs mal sechs Metern. Stufen führten zu einer verriegelten Holztür hinauf. Es waren sogar Ketten in die Wand eingelassen. Ringsum tropften Fackeln. Es fehlte nur noch die Streckbank und der Mann mit der schwarzen Kapuze, so einer mit dicken fleischigen Armen und einer Tätowierung mit dem Spruch: »Ich liebe meine Mama.« Dann wäre alles perfekt gewesen.
    Ich fühlte mich besser, viel besser. Ich hätte mich nicht so schnell erholen dürfen. Ich war schon früher übel verwundet worden. Das ließ nicht so schnell nach, nicht so.
    »Können Sie ohne Hilfe sitzen?«, fragte Jean-Claude.
    Überraschenderweise war die Antwort Ja. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Mauer. Die Schmerzen spürte ich noch, aber nicht mehr so schlimm. Jean-Claude holte einen Eimer von der Treppe und goss ihn über dem Boden aus. In der Mitte gab es einen sehr modernen Abfluss.
    Theresa musterte mich, die Hände in die Hüften gestemmt. »Sie erholen sich zweifellos fix.« Da schwang Belustigung mit und etwas anderes, das ich nicht benennen konnte.
    »Die Schmerzen und die Übelkeit sind so gut wie weg. Wie kommt das?«
    Sie schürzte die Lippen und grinste viel sagend. »Das müssen Sie Jean-Claude fragen. Es ist sein Werk, nicht meins.«
    »Weil du es nicht gekonnt hättest.« Jetzt blitzte versteckter Zorn auf.
    Sie wurde bleich. »Davon abgesehen

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