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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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hätte ich es nicht gewollt.«
    »Worum geht es hier?«, fragte ich.
    Jean-Claude sah mich an, sein schönes Gesicht war undurchschaubar. Seine dunklen Augen blickten tief in meine. Noch immer nur Augen.
    »Mach schon, Meistervampir, sag's ihr. Schau, wie dankbar sie ist.«
    Jean-Claude sah mich eindringlich an, beobachtete mein Gesicht. »Sie wurden schwer verletzt, eine Gehirnerschütterung. Aber Nikolaos wird nicht zulassen, dass wir Sie in ein Krankenhaus bringen, bis... diese Unterredung vorbei ist. Ich fürchtete, Sie würden sterben oder nicht mehr... funktionieren.« Er hatte sich noch nie so unsicher angehört. »Darum habe ich meine Lebenskraft mit Ihnen geteilt.«
    Ich schüttelte langsam den Kopf. Großer Fehler. Ich hielt mir die Stirn mit beiden Händen. »Das verstehe ich nicht.«
    Er breitete hilflos die Arme aus. »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll.«
    »Oh, wenn es erlaubt ist«, sagte Theresa. »Er hat den ersten Schritt getan, um aus Ihnen einen menschlichen Diener zu machen.«
    »Nein.« Ich konnte noch nicht ganz klar denken, aber ich wusste, dass das nicht stimmte. »Er hat nicht versucht, mich mit seinem Geist oder mit den Augen zu manipulieren. Er hat mich auch nicht gebissen.«
    »Ich meine nicht diese jämmerlichen Halbwesen, die ein paar Bisswunden haben und tun, was wir wollen. Ich rede von einem ständigen menschlichen Diener, einem, der niemals gebissen, dem nichts getan wird. Der fast so langsam altert wie wir.«
    Ich verstand noch immer nicht. Wahrscheinlich war mir das anzusehen, denn Jean-Claude sagte: »Ich nahm Ihnen die Schmerzen und gab Ihnen meine... Lebenskraft.«
    »Dann erleiden Sie meine Schmerzen?«
    »Nein, die Schmerzen sind weg. Ich habe Sie ein bisschen widerstandsfähiger gemacht.«
    Noch immer begriff ich nicht alles, oder vielleicht war es auch zu hoch für mich. »Verstehe ich nicht.«
    »Hören Sie, Frau, er hat Ihnen etwas gegeben, das wir als ein großes Geschenk ansehen und das nur Leuten geschenkt wird, die sich als unersetzlich erwiesen haben.«
    Ich starrte Jean-Claude an. »Heißt das, ich unterstehe jetzt irgendwie Ihrer Macht?«
    »Ganz im Gegenteil«, antwortete Theresa. »Sie sind jetzt immun gegen seinen Blick, seine Stimme, seinen Willen. Sie dienen ihm aus Neigung, weiter nichts. Sie sehen also, was er getan hat.«
    Ich starrte in ihre schwarzen Augen. Es waren nur Augen.
    Sie nickte. »Jetzt begreifen Sie langsam. Als Animator waren Sie gegen unseren Blick bereits teilweise gefeit. Jetzt haben Sie fast vollkommene Immunität.« Sie stieß ein kurzes, trockenes Lachen aus. »Nikolaos wird Sie beide vernichten.« Damit stelzte sie die Treppe hinauf, die Absätze ihrer Stiefel knallten auf den Steinen. Die Tür ließ sie offen.
    Jean-Claude stand vor mir. Seine Miene war unergründlich.
    »Warum?«, fragte ich.
    Er sah mich nur an. Seine Haare waren zu widerspenstigen Locken getrocknet. Er sah trotzdem schön aus und sogar weniger unwirklich.
    »Warum?«
    Er lächelte, und ein paar müde Linien zeigte sich um seine Augen. »Wenn Sie gestorben wären, hätte unser Meister uns bestraft. Aubrey leidet bereits wegen seiner... Indiskretion.«
    Er drehte sich um und ging die Stufen hinauf. Er bewegte sich wie eine Katze, mit knochenloser, geschmeidiger Grazie.
    An der Tür blieb er stehen und warf einen Blick zurück. »Jemand wird Sie holen kommen, wenn Nikolaos meint, dass es Zeit ist.« Er schloss die Tür, und ich hörte den Riegel. Seine Stimme schwebte durch die Gitterstäbe, volltönend, mit einem perlenden Lachen. »Und vielleicht, weil ich Sie mag.« Am Ende klang es bitter und wie splitterndes Glas.
    Ich musste die verschlossene Tür überprüfen. Daran rütteln, im Schloss stochern, als ob ich wüsste, wie man Schlösser knackt. Sehen, ob Gitterstäbe lose waren, obwohl ich mich niemals durch das kleine Fenster hätte quetschen können.
    Ich prüfte die Tür, weil ich nicht anders konnte. Es war derselbe Drang, der einen an der Kofferraumklappe rütteln lässt, nachdem man die Schlüssel im Wagen eingeschlossen hat.

10.Kapitel
    Ich habe schon bei vielen verschlossenen Türen auf der falschen Seite gestanden. Keine einzige hat sich je für mich geöffnet, aber es gibt immer ein erstes Mal. Ja, falls ich so lange lebe. Halt, kein guter Satz, streichen Sie das.
    Wegen eines Geräuschs wandte ich mich wieder der Zelle und ihren tropfnassen Mauern zu. Eine Ratte huschte an der hinteren Wand entlang. Eine zweite spähte um die Treppenkante,

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