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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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stirnrunzelnd auf die Hand, und sie zog sich zurück. »Sparen Sie sich das, Philip. Ich nehme Ihnen das nicht ab.«
    »Nach dem Mittagessen werden Sie es vielleicht.«
    Ich seufzte. Männern wie Philip war ich schon begegnet, hübschen Männern, die es gewohnt waren, dass die Frauen über sie in Verzückung gerieten. Er versuchte nicht, mich zu verführen ich sollte nur zugeben, dass ich ihn attraktiv fand. Wenn ich das nicht tat, würde er mich ständig belästigen. »Ich geb's auf; Sie haben gewonnen.«
    »Was habe ich gewonnen?«, fragte er.
    »Sie sind wundervoll, Sie sind toll. Sie sind einer der bestaussehenden Männer, die ich je gesehen habe. Von den Sohlen Ihrer Stiefel über die ganze Länge Ihrer hautengen Jeans und den flachen Waschbrettbauch bis zu Ihrem gemeißelten Kinn sind Sie schön. Können wir jetzt mit dem Unsinn aufhören und essen gehen?«
    Er zog die Sonnenbrille so weit herunter, dass er über den Rand sehen konnte. So schaute er mich mehrere Minuten lang an, dann schob er sie wieder hoch. »Sie bestimmen das Restaurant.« Er sagte es entschieden, ohne zu necken.
    Ich fragte mich, ob ich ihn beleidigt hatte. Und ob mich das kümmerte.
    Die Hitze vor der Tür war wie ein Schlag, eine feuchtheiße Wand, an der die Haut zerschmolz wie ein Plastikmantel. »Sie werden zerfließen, wenn Sie die Jacke anbehalten«, sagte ich.
    »Die meisten Leute stören sich an den Narben.«

19. Kapitel
    Ich gab die Umklammerung der Aktenmappen auf und streckte den linken Arm vor. Die Narbe glänzte in der Sonne, blanker als die andere Haut. »Ich werde es nicht weitererzählen, wenn Sie es ebenso halten.«
    Er setzte die Sonnenbrille ab und sah mich unverwandt an. Seine Miene konnte ich nicht deuten. Ich wusste nur, dass hinter diesen großen braunen Augen etwas vorging. »Ist das Ihre einzige Bissnarbe?« Seine Stimme klang weich.
    »Nein«, sagte ich.
    Seine Hände verkrampften sich, sein Hals zuckte, als bekäme er Elektroschocks, ein Zittern lief seine Arme hinauf bis in die Schultern. Er ließ den Kopf kreisen, wie um es loszuwerden. Dann setzte er wieder die schwarze Brille auf, wurde wieder der Unbekannte. Die Jacke glitt herunter. Die Narben in den Armbeugen hoben sich hell gegen seine Bräune ab. Die am Schlüsselbein guckte unter den Rändern des Pullunders hervor. Er hatte einen hübschen Nacken, breit, aber nicht muskulös, eine Menge glatte, braune Haut. Ich zählte vier Bisse auf dieser makellosen Haut.
    Und das war nur die rechte Seite. Die linke war unter Verbänden versteckt.
    »Ich kann die Jacke auch wieder anziehen«, sagte er.
    Ich hatte ihn angestarrt. »Nein, es ist nur...«
    »Was?«
    »Es geht mich nichts an.«
    »Fragen Sie trotzdem.«
    »Warum tun Sie das?«
    Er lächelte, aber es war ein schiefes, ein gequältes Lächeln. »Das ist eine sehr persönliche Frage.«
    »Sie haben gesagt, ich soll trotzdem fragen.« Ich blickte über die Straße. »Gewöhnlich gehe ich zu Mabel's, aber wir könnten gesehen werden.«
    »Bin ich Ihnen peinlich?« Er klang ein wenig harsch, wie ein Reibeisen. Seine Augen waren nicht zu erkennen, aber seine Kiefermuskeln arbeiteten.
    »Nein«, sagte ich. »Sie sind in meinem Büro aufgetaucht und haben sich als mein >Freund< ausgegeben. Wenn wir also irgendwohin gehen, wo man mich kennt, müssen wir die Scharade fortsetzen.«
    »Es gibt Frauen, die dafür bezahlen würden, dass ich sie begleite.«
    »Ich weiß, ich habe sie gestern im Club gesehen.«
    »Stimmt, aber ich glaube trotzdem, dass Sie sich schämen, mit mir gesehen zu werden. Deswegen.« Er berührte seinen Hals, zaghaft, leicht wie ein Vogel.
    Mir wurde klar, dass ich ihn verletzt hatte. Das kümmerte mich nicht, eigentlich. Aber ich kannte das Gefühl, anders zu sein. Ich wusste, wie es ist, wenn man Leute in Verlegenheit bringt, die es eigentlich besser wissen sollten. Ich wusste es besser. Es ging mir nicht um Philips Gefühle, sondern ums Prinzipielle. »Gehen wir.«
    »Wohin?«
    »Zu Mabel's.«
    »Danke«, sagte er. Er belohnte mich mit einem seiner strahlenden Lächeln. Wenn ich weniger professionell gewesen wäre, es hätte mich in den Socken zerfließen lassen. Noch immer eine Spur Böses und eine Menge Sex, aber darunter lugte ein kleiner Junge hervor, ein unsicherer kleiner Junge. Das war es. Das war das Anziehende. Nichts ist so anziehend wie ein gut aussehender Mann, der sich seiner selbst nicht ganz sicher ist.
    Das spricht nicht nur die Frau in uns an, sondern auch die Mutter. Eine

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