Bitter Süsse Tode
gesehen, kurz nach Maurices Tod.
»Hast du eine Freundin mitgebracht?«, fragte sie. Sie schloss die Tür, und es war nahezu dunkel.
»Ja«, sagte Philip. »Das ist Anita Blake...«
Ihre Frage kam dünn, halb erstickt. »Der Scharfrichter?«
»Ja, aber... «
Sie öffnete ihren kleinen Mund und kreischte. Sie warf sich auf mich, kratzte und schlug mich. Ich schützte mein Gesicht mit den Armen. Sie kämpfte wie ein Mädchen, schlug mit den Händen, kratzte und fuchtelte wild mit den Armen. Ich packte sie am Handgelenk und benutzte ihren Schwung, um sie an mir vorbeizuziehen, half ein bisschen nach, und sie ging wankend in die Knie. Ihren rechten Arm hielt ich in einem Spezialgriff mit Druck auf den Ellbogen. Das tut weh, und bei nur wenig mehr Kraft bricht der Arm. Die wenigsten Leute können gut kämpfen, wenn der Arm am Ellbogen gebrochen ist.
Ich wollte der Frau den Arm nicht brechen. Ich wollte ihr nicht einmal wehtun. Sie hatte mich zweimal am Arm erwischt, wo jetzt zwei blutige Kratzer prangten. Wahrscheinlich hatte ich noch Glück gehabt, dass sie unbewaffnet war.
Sie versuchte, sich zu bewegen, und ich drückte auf den Arm. Ich spürte, wie sie zitterte. Ihr Atem ging in tiefen Stößen. »Sie dürfen ihn nicht töten! Sie dürfen es nicht! Bitte, tun Sie es nicht.« Sie begann zu weinen, magere Schultern bebten in dem viel zu großen Morgenmantel. Ich stand da, hielt ihren Arm fest und fügte ihr Schmerzen zu.
Ich ließ sie los, langsam, und entfernte mich aus ihrer Reichweite. Ich hoffte, dass sie nicht wieder anfangen würde. Ich wollte sie nicht verletzen, und ich wollte nicht, dass sie mich verletzte. Die Kratzer fingen an zu schmerzen.
Rebecca Miles versuchte es nicht noch einmal. Sie kauerte sich an die Tür, schmächtige, hungrige Hände schlössen sich um ihre Knie. Sie schluchzte atemlos. »Sie... dürfen... ihn... nicht umbringen. Bitte!« Sie begann, hin und her zu schaukeln, und hielt sich dabei so fest umklammert, als könnte sie auseinander brechen.
Himmel, an manchen Tagen ist mir meine Arbeit zuwider. »Sprechen Sie mit ihr, Philip. Sagen Sie ihr, dass wir nicht gekommen sind, um irgendjemandem etwas anzutun.«
Philip kniete sich neben sie. Die Hände behielt er bei sich, während er mit ihr redete. Ich konnte nicht hören, was er sagte. Ihr bebendes Schluchzen schwebte hinter mir her durch einen Durchgang auf der rechten Seite. Er führte in das Schlafzimmer.
Ein Sarg stand neben dem Bett, aus dunklem Holz, vielleicht Kirsche, war poliert, dass er selbst im Halbdunkel glänzte. Sie hatte geglaubt, ich käme, um ihren Liebhaber zu töten. Himmel.
Das Bad war klein und voll gestopft. Ich schlug auf den Lichtschalter, und das harte gelbe Licht war nicht freundlich. Ihre Schminkutensilien waren rings um das gesprungene Becken verstreut wie Unfallopfer. Die Wanne war nahezu durchgerostet. Ich fand den erhofften sauberen Waschlappen und ließ kaltes Wasser darüber laufen. Das Wasser, das herauströpfelte, hatte die Farbe von dünnem Kaffee. Die Leitung zitterte und rappelte und heulte. Dann lief klares Wasser. Es tat meinen Händen gut, aber ich nässte mir weder Gesicht noch Hals. Es wäre schön kalt gewesen, aber das Badezimmer war schmutzig. Ich wollte das Wasser nicht benutzen, nicht wenn ich nicht unbedingt musste. Ich schaute auf, während ich den Waschlappen auswrang. Der Spiegel war zersprungen, ein Spinnennetz in Glas. Er gab mir mein Gesicht in Stücken zurück.
Ich schaute nicht noch einmal hinein. Ich ging zurück an dem Sarg vorbei und zögerte. Es drängte mich, gegen das glatte Holz zu klopfen. Jemand zu Hause? Ich tat es nicht. Wer weiß, ob nicht einer zurückgeklopft hätte.
Philip hatte die Frau glücklich auf der Couch. Sie saß gegen ihn gesackt, als hätte sie keine Knochen im Leib, und atmete laut, aber das Weinen hatte fast aufgehört. Als sie mich sah, zuckte sie zusammen. Ich versuchte, nicht bedrohlich zu wirken, etwas, das ich gut kann, und reichte Philip den Waschlappen. »Wischen Sie ihr über das Gesicht und legen Sie ihn dann in ihren Nacken; es wird ihr gut tun.«
Er tat, worum ich gebeten hatte, und dann saß sie mit dem feuchten Lappen im Nacken da und starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. Es war eine Menge Weißes zu sehen. Sie zitterte.
Ich fand den Lichtschalter, und hartes Licht flutete den Raum. Ein Blick durch das Zimmer, und ich wollte das Licht wieder ausschalten, ließ es aber bleiben. Rebecca würde mich vielleicht wieder
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