Bitter Süsse Tode
Gummi und geschmacksneutral gewesen. Hmmm, lecker, Fastfood. Ehrlich gesagt, mag ich Würstchen mit Senf und Mrs. Field's Cookies.
Ich nahm ein Stück Pizza nur mit Käse, wie ich es mag, aber auch ein Stück mit allem. Ich verabscheue Pilze und grüne Paprika, und Wurst gehört auf den Frühstückstisch, nicht auf die Pizza. Ich konnte nicht sagen, was mich mehr erschütterte: dass ich sie überhaupt bestellt hatte oder dass ich sie halb aufgegessen hatte, ehe ich merkte, was ich da tat. Ich stopfte Essen in mich hinein, das mich normalerweise abschreckt. Warum? Noch ein Frage, auf die ich keine Antwort hatte. Und warum erschreckte mich diese eine?
Meine Nachbarin, Mrs. Pringle, ging mit ihrem Hund auf dem Rasen vor unserem Apartmenthaus auf und ab. Ich parkte und holte die eine überladene Tüte aus dem Kofferraum.
Mrs. Pringle ist über sechzig, einsachtzig groß und vom Alter zu dünn geworden. Ihre verblassten blauen Augen wirken hinter der Brille mit dem Silberrand gescheit und neugierig. Ihr Hund Custard ist ein Spitz. Er sieht aus wie ein goldener Löwenzahnflaum mit Katzenpfoten.
Mrs. Pringle winkte mir, und ich saß in der Falle. Ich lächelte und ging zu ihr hinüber. Custard sprang an mir hoch, als hätte er Sprungfedern in den dünnen Beinen. Er sah aus wie ein Aufziehhund. Sein Gekläffe war beschleunigt und drängend, freudig eben.
Custard weiß, dass ich ihn nicht leiden kann, und in seinem verdrehten Hundeverstand ist er entschlossen, mich für sich zu gewinnen. Oder vielleicht weiß er einfach nur, dass mich das ärgert. Wie auch immer.
»Anita, Sie ungezogenes Mädchen, warum haben Sie mir nicht erzählt, dass Sie einen Kavalier haben?«, fragte Mrs. Pringle.
Ich runzelte die Stirn. »Einen Kavalier?«
»Einen Freund«, erklärte sie.
Ich wusste nicht, wovon in aller Welt sie sprach. »Was meinen Sie?«
»Zieren Sie sich ruhig, aber wenn eine junge Frau einem Mann ihren Apartmentschlüssel gibt, bedeutet das etwas.«
Die Bleikugel in meinen Eingeweiden rollte ein paar Zentimeter höher. »Haben Sie jemanden hineingehen sehen?« Ich strengte mich sehr an, damit Gesicht und Stimme gleichgültig blieben.
»Ja, Ihren netten jungen Mann. Ein sehr hübscher.«
Ich hätte gern gefragt, wie er aussah, aber er war mein Freund mit dem Schlüssel meines Apartments, ich sollte es wissen. Ich durfte nicht fragen. Sehr hübsch - konnte es Philip gewesen sein? Aber warum? »Wann ist er vorbeigekommen?«
»Oh, gegen zwei am Nachmittag. Ich kam gerade heraus, um mit Custard Gassi zu gehen, als er hineinging.«
»Haben Sie ihn wieder weggehen sehen?«
Sie schaute mich ein bisschen zu eindringlich an. »Nein. Sollte er nicht in Ihrer Wohnung bleiben, Anita? Habe ich einen Einbrecher entkommen lassen?«
»Nein.« Ich brachte ein Lächeln zu Stande, fast wurde es ein Lachen. »Ich habe ihn nur heute nicht erwartet, das ist alles. Wenn Sie jemanden in mein Apartment gehen sehen, lassen Sie sie ruhig. Ich werde ein paar Tage lang Freunde zu Besuch haben.«
Ihre Augen waren schmal geworden ihre feinknochigen Hände hielten sich äußerst still. Sogar Custard saß auf dem Rasen, hechelte zu mir herauf. »Anita Blake«, sagte sie, und das gemahnte mich daran, dass sie eine Lehrerin im Ruhestand war, sie hatte diese Art Stimme. »Was haben Sie vor?«
»Nichts, wirklich nicht. Ich habe nur noch nie einem Mann meinen Wohnungsschlüssel gegeben und bin ein bisschen unsicher deswegen. Nervös.« Ich bot ihr mit großen Augen meinen unschuldigsten Blick. Ich widerstand dem Drang zu blinzeln, aber alles andere funktionierte prima.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Ich nahm nicht an, dass sie mir glaubte. »Wenn Sie wegen dieses jungen Mannes so nervös sind, dann ist er nicht der Richtige für Sie. Wenn er es wäre, wären Sie nicht nervös.«
Die Erleichterung war eine Wohltat. Sie glaubte es. »Wahrscheinlich haben Sie Recht. Danke für den Rat. Ich möchte ihn sogar annehmen.« Ich fühlte mich so gut, ich tätschelte sogar Custard seinen kleinen, flaumigen Kopf.
Im Fortgehen hörte ich Mrs. Pringle sagen: »Nun, Custard, mach dein Geschäft und lass uns wieder hinaufgehen.«
Möglicherweise hatte ich zum zweiten Mal am Tag einen Eindringling in der Wohnung. Ich ging den stillen Flur entlang und zog meine Pistole. Eine Tür öffnete sich. Ein Mann und zwei Kinder kamen heraus. Ich schob die Hand mit der Pistole in die Einkaufstasche und gab vor, etwas zu suchen. Dabei horchte ich, wie ihre
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