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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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der Erde. Leben für Tod, Tod für Leben. Erwecke die Toten, um unser Blut zu trinken. Wir wollen sie nähren, wie sie uns gehorchen.«
    Da weiteten sich seine Augen er verstand. Eine Hürde weniger. Ich stand auf und zog ihn mit mir. Ich führte ihn den Blutkreis entlang. Ich konnte es fühlen wie einen elektrischen Strom entlang der Wirbelsäule. Ich starrte ihm in die Augen. Im Mondlicht waren sie fast silbern. Wir schritten den Kreis ab bis zu der Stelle, wo wir begonnen hatten, beim Opfer.
    Wir setzten uns in das blutgetränkte Gras. Ich bestrich mir die Hände mit dem Blut, das aus der Wunde der Ziege sickerte. Um an Zacharys Gesicht zu kommen, musste ich mich hinknien. Ich schmierte ihm Blut auf Stirn und Wangen. Glatte Haut, dann das Schaben über Bartstoppeln. Ich hinterließ einen dunklen Handabdruck auf seinem Herzen.
    Das gewebte Band an seinem Oberarm war wie ein Ring aus Dunkelheit. Ich schmierte Blut an die Perlen, stieß mit den Fingerspitzen an weiche Federn, die zwischen die Fäden gewirkt waren. Das Gris-Gris brauchte Blut, das spürte ich, aber kein Ziegenblut. Ich schob den Gedanken beiseite.
    Über Zacharys persönlichen Zauber nachzudenken war später noch Zeit. Er schmierte mir Blut ins Gesicht. Mit den Fingerspitzen nur, als fürchtete er sich vor der Berührung. Seine Hand zitterte, als er meine Wange nachzog. Nass und kalt klebte das Blut an meiner Brust. Herzblut.
    Zachary schraubte das Glas mit der selbst gemachten Salbe auf. Sie bestand aus bleichem Weiß mit grünlich leuchtenden Schlieren. Die leuchtenden Schlieren waren Grabschimmel.
    Ich strich ihm die Paste über das verschmierte Blut. Die Haut saugte sie auf. Er verteilte die Creme auf meinem Gesicht. Es fühlte sich wächsern und dick an. Ich konnte die Bestandteile riechen, das Rosmarin fürs Gedächtnis, den Zimt und die Nelken für die Konservierung, Salbei für die Klugheit und ein scharfes Kraut, vielleicht Thymian, zum Binden. Es war zu viel Zimt darin. Die Nacht roch plötzlich nach Apfelkuchen.
    Wir gingen hin und schmierten Paste und Blut auf den Grabstein. Der Name stand nur noch in flachen Furchen da. Ich fuhr sie mit den Fingerspitzen nach. Estelle Hewitt. Geboren 18 irgendwas, gestorben 1866. Darunter hatte noch mehr gestanden, aber es war verwittert, nicht mehr zu lesen. Wer war sie gewesen? Ich hatte noch nie einen Zombie geweckt, über den ich nichts wusste. So etwas war nicht immer eine gute Idee, aber andererseits war die ganze Sache keine gute Idee.
    Zachary stellte sich ans Fußende des Grabes. Ich blieb bei dem Stein. Es fühlte sich an, als sei eine unsichtbare Schnur zwischen ihm und mir gespannt. Wir fingen gemeinsam an zu deklamieren, Erklärungen waren nicht nötig. »Höre uns, Estelle Hewitt. Wir rufen dich aus dem Grab. Mit Blut, Zauber und Stahl rufen wir dich. Erhebe dich, Estelle, komm zu uns, komm zu uns.«
    Unsere Blicke trafen sich, und ich spürte einen Ruck der unsichtbaren Leine, die uns zusammenhielt. Er war stark. Warum hatte er es nicht allein tun können?
    »Estelle, Estelle, komm zu uns. Wach auf, Estelle, erhebe dich und komm zu uns.« Wir riefen den Namen mit stetig sich hebender Stimme.
    Die Erde zitterte. Die Ziege rutschte zur Seite, als der Boden aufbrach und eine Hand in die Luft griff. Eine zweite Hand griff ins Leere, und die Erde spuckte die tote Frau aus.
    Erst dann, in diesem Moment, merkte ich, was nicht stimmte, warum er nicht fähig gewesen war, sie allein zu wecken. Ich wusste jetzt, wo ich ihn schon einmal gesehen hatte. Ich war auf seiner Beerdigung gewesen. Es gab so wenige Animatoren, dass man hinging, wenn einer starb, ohne wenn und aber. Kollegiale Höflichkeit. Ich hatte dieses eckige Gesicht gesehen, getönt und mit Rouge versehen. Beim Zurechtmachen hatten sie lausige Arbeit geleistet, ich erinnerte mich, das damals gedacht zu haben.
    Der Zombie hatte sich beinahe aus dem Grab geschoben. Er saß nach Luft schnappend da, die Beine noch in der Erde.
    Zachary und ich sahen einander über das Grab hinweg an. Mir fiel nichts Besseres ein, als ihn idiotisch anzustarren. Er war tot, aber kein Zombie und auch sonst nichts, wovon ich schon einmal gehört hatte. Ich hätte mein Leben darauf gesetzt, dass er ein lebendiger Mensch war, und womöglich hatte ich genau das getan.
    Das Band an seinem Arm. Der Zauber war mit Ziegenblut nicht befriedigt worden. Was tat er, um »lebendig« zu bleiben?
    Ich hatte schon Gerüchte über Gris-Gris gehört, die den Tod überlisten

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