Bitter Süsse Tode
Kräfte.
»Stehen Sie auf, Zachary«, sagte ich. »Zeit, ans Werk zu gehen.«
Er stand auf. »Ich habe noch nie mit einem Fokus gearbeitet. Sie werden mir erklären müssen, was zu tun ist.«
»Kein Problem«, erwiderte ich.
28. Kapitel
Die Ziege lag auf der Seite. Das nackte Weiß ihres Rückgrats schimmerte im Mondlicht. Aus der klaffenden Wunde sickerte noch Blut in den Boden. Die Augen waren verdreht und glasig, die Zunge hing aus dem Maul.
Je älter ein Zombie ist, desto größer das benötigte Opfer. Ich wusste das, und darum vermied ich ältere Zombies, wenn ich konnte. Bei einem Hundertjährigen war der Körper nur noch Staub. Wenn man viel Glück hatte, gab's noch ein paar wenige Knochen. Um aus dem Grab zu steigen, bilden sie sich vollständig neu. Wenn man die Macht hat, es zu tun.
Das Problem war, dass die meisten Animatoren keinen, der ein Jahrhundert oder länger tot war, erwecken konnten. Ich konnte es. Ich wollte es nur nicht. Bert und ich hatten lange Diskussionen über meine Vorzüge geführt. Je älter der Zombie, desto mehr können wir verlangen. Dies hier war mindestens ein Zwanzigtausend-Dollarjob. Ich bezweifelte, dass man mich heute Abend bezahlen würde, es sei denn, den Morgen zu erleben war Bezahlung genug. Ja, das war es wahrscheinlich. Hier galt es den nächsten Tag zu sehen.
Zachary stellte sich neben mich. Er hatte die Reste seines Hemdes von sich gerissen und stand dünn und blass neben mir. Sein Gesicht war nur noch Schatten und weiße Haut, die hohen Wangen eingefallen.
»Was jetzt?«, fragte er.
Der Ziegenkadaver lag innerhalb des Blutkreises, den er vorher gezogen hatte; gut. »Holen Sie alles, was wir brauchen, in den Kreis.«
Er brachte ein langes Jagdmesser und ein Halbliterglas mit einer hellen, schwach leuchtenden Salbe. Ich selbst bevorzugte eine Machete, aber das Messer war groß und hatte eine Sägekante und eine glänzende Spitze. Es war sauber und scharf. Er pflegte seine Werkzeuge. Sonderpunkt für ihn.
»Wir können die Ziege nicht zweimal töten«, sagte er. »Was sollen wir nehmen?«
»Uns«, antwortete ich.
»Was reden Sie da?«
»Wir werden uns schneiden; frisches lebendiges Blut, so viel, wie wir gewillt sind, zu geben.«
»Der Blutverlust wird Sie zu sehr schwächen, um weiterzumachen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wir haben schon einen Blutkreis, Zachary. Wir werden ihn nur noch einmal abschreiten, nicht neu ziehen.«
»Verstehe ich nicht.«
»Ich habe nicht die Zeit, um Ihnen das Metaphysische zu erklären. Jede Wunde ist ein kleiner Tod. Wir geben dem Kreis einen unbedeutenden Tod und reaktivieren ihn.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich kapiere es noch immer nicht.«
Ich holte tief Luft und merkte dann, dass ich es nicht erklären konnte. Es war, als müsste man den Atemvorgang erklären. Man konnte ihn in einzelne Schritte gliedern, aber das sagte einem noch nicht, wie sich das Atmen anfühlte. »Ich werde Ihnen zeigen, was ich meine.« Wenn er diesen Teil des Rituals nicht fühlen, ihn nicht wortlos verstehen konnte, dann würde der Rest sowieso nicht funktionieren.
Ich hielt die Hand auf. Er zögerte, dann reichte er mir das Messer, mit dem Griff voran. Das Ding fühlte sich schwer an, aber andererseits war es nicht zum Werfen gedacht. Ich hielt die Luft an und drückte die Schneide auf meinen linken Arm, kurz unterhalb der kreuzförmigen Narbe. Ein rascher Abwärtshieb, und das Blut quoll heraus. Die Wunde brannte sofort heftig. Ich atmete aus und reichte Zachary das Messer.
Er blickte zwischen mir und dem Messer hin und her.
»Tun Sie's, rechter Arm, damit wir einander spiegeln«, sagte ich.
Er nickte und machte einen raschen Schnitt über den rechten Oberarm. Er holte zischend Luft, fast hätte er gekeucht.
»Knien Sie mit mir.« Ich kniete mich hin, und er folgte mir darin, spiegelgleich, wie ich es verlangt hatte. Ein Mann, der Anweisungen folgen konnte nicht schlecht.
Ich beugte den linken Arm und hob den Ellbogen auf Schulterhöhe. Er tat dasselbe. »Wir verschränken unsere Hände und pressen die Schnittwunden gegeneinander.«
Er zögerte.
»Was ist los?«, fragte ich.
Er schüttelte den Kopf, zwei rasche Bewegungen, und seine Hand umschloss meine. Sein Arm war länger als meiner, aber wir brachten es fertig.
Seine Haut fühlte sich unangenehm kalt an. Ich sah in sein Gesicht, konnte es aber nicht deuten. Ich hatte keine Ahnung, was er dachte. Ich tat einen tiefen, reinigenden Atemzug und begann. »Wir geben unser Blut
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