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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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vielleicht, wahrscheinlich. Mal sehen.
    »Ich möchte mit ihm sprechen, von Kollege zu Kollege«, sagte ich.
    »Warum?«, fragte sie.
    Ich trat dicht an sie heran, fast auf Tuchfühlung. Ihre Wut war beinahe greifbar. Ich ließ sie vor den anderen schlecht dastehen, und ich wusste es, und sie wusste, dass ich es wusste. Ich flüsterte, obgleich mich einige verstehen würden: »Nikolaos hat befohlen, dass der Mann sterben soll, aber ich soll am Leben bleiben, Theresa. Was würde sie mit Ihnen machen, wenn ich hier versehentlich sterbe?« Ich hauchte ihr die letzten Worte ins Gesicht. »Wollen Sie die Ewigkeit damit verbringen, in einem mit Kreuzen gesicherten Sarg zu liegen?«
    Sie fauchte und zuckte vor mir zurück, als hätte ich sie verbrüht. »Hol dich der Teufel, Sterbliche, zur Hölle mit dir!« Schwarzes Haar knisterte rings um ihr Gesicht, sie krümmte die Finger zu Krallen. »Sprechen Sie mit ihm, was immer das nützt. Er muss diesen Zombie erwecken, diesen hier, oder er gehört uns. Das sagt Nikolaos.«
    »Wenn er den Zombie erweckt hat, darf er gehen, unbehelligt?«, fragte ich.
    »Ja, aber er kann es nicht; er ist nicht stark genug.«
    »Worauf Nikolaos sich verlassen hat«, sagte ich.
    Theresa lächelte, ein grimmiges Verziehen der Lippen, das ihre Fänge entblößte. »Jaaa.« Sie drehte mir den Rücken zu und schritt durch die Vampire. Sie machten ihr Platz wie aufgescheuchte Tauben. Und ich bot ihr Widerstand. Manchmal sind Tapferkeit und Dummheit austauschbar.
    Ich kniete mich neben Zachary. »Sind Sie verletzt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß Ihre Geste zu schätzen, aber sie sind entschlossen, mich heute Abend umzubringen.« Er schaute zu mir auf, blasse Augen suchten meinen Blick. »Sie können nichts tun, um sie aufzuhalten.« Er lächelte dünn. »Sogar Sie haben Ihre Grenzen.«
    »Wir können den Zombie wecken, wenn Sie mir vertrauen.«
    Er runzelte die Stirn. Ich konnte seine Miene nicht deuten - Verwirrung oder etwas anderes? »Warum?«
    Was sollte ich sagen? Dass ich ihn nicht einfach sterben sehen wollte? Er hatte zugesehen, wie ein Mann gefoltert wurde, und keinen Finger gerührt. Ich entschied mich für den geringeren Grund. »Weil ich nicht will, dass sie Sie kriegen, wenn ich es verhindern kann.«
    »Ich begreife Sie nicht, Anita, ich begreife Sie überhaupt nicht.«
    »Dann sind wir schon zwei. Können Sie aufstehen?«
    Er nickte. »Was haben Sie vor?«
    »Wir werden unsere Kräfte verbinden.«
    Er riss die Augen auf. »Scheiße, Sie können als Fokus wirken?«
    »Ich habe es bisher zweimal gemacht.« Zweimal mit derselben Person. Mit dem, der mich zum Animator ausgebildet hatte. Noch nie mit einem Fremden.
    Er senkte die Stimme zu einem knappen Flüstern. »Sind Sie sicher, dass Sie das tun wollen?«
    »Sie retten?«
    »Ihre Kräfte teilen«, widersprach er.
    Theresa kam schwungvoll und stoffraschelnd heran. »Genug damit, Animator. Er kann es nicht, also bezahlt er den Preis. Entweder gehen Sie jetzt oder Sie schließen sich unserm... Festmahl an.«
    »Gibt es Braten?«, fragte ich.
    »Was reden Sie da?«
    »Das ist aus Dr. Seuss, Wie der Grinch Weihnachten stahl. Sie kennen die Stelle: >Und sie ess-, ess-, ess-, essen! Dann wird «-Pudding und «-Braten wie besessen gegessen.<«
    »Sie sind verrückt.«
    »Das sagt man.«
    »Wollen Sie sterben?«, fragte sie.
    Ich stand auf, ganz langsam, und fühlte etwas in mir aufsteigen. Eine Sicherheit, eine vollkommene Gewissheit, dass sie keine Gefahr für mich war. Dumm, aber das Gefühl war da, zuverlässig und wirklich.
    »Kann sein, dass mich jemand umbringt, bevor das hier alles vorbei ist, Theresa« - ich rückte gegen sie vor, und sie wich zurück -»aber Sie werden es mit Sicherheit nicht sein.«
    Ich konnte fast ihren Puls auf der Zunge spüren. Hatte sie Angst vor mir? Wurde ich wahnsinnig? Ich hatte mich soeben einem zweihundert Jahre alten Vampir entgegengestellt, und er war zurückgewichen. Ich war verwirrt, fast benommen, als hätte sich die Realität verschoben und niemand hätte mich gewarnt.
    Theresa drehte sich um, ballte die Fäuste. »Erwecken Sie den Toten, Animatoren, sonst, bei sämtlichem Blut, das jemals vergossen wurde, werde ich Sie beide töten.«
    Ich glaube, sie meinte es ernst. Ich schüttelte mich wie ein nasser Hund. Ich hatte dreizehn Vampire zu besänftigen und eine hundert Jahre alte Leiche zu erwecken. Ich konnte nur eine Million Probleme auf einmal lösen. Einemillionundeins überstiegen meine

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