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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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hat ein Alibi. Ich versuche, mehr über ihren Stiefvater herauszufinden. Sehen Sie es mal so: Ich opfere sogar meine Freizeit für den Fall. Was dagegen?«
    »Haben Sie was mit der Fabian?«
    »Jetzt mal langsam, Kollege.« Ben sah Spuren von Lippenstift auf Swobodas Hals. »Weiß eigentlich Ihre Frau, dass Sie sich hier mit dieser Maskenbildnerin herumtreiben?«
    Swoboda machte den Regenbogen. Von blassblau bis leuchtendrot in zwei Sekunden. Treffer. Der kleine Swoboda konnte ihm nichts anhaben.
    »Soll ich Ihnen einen Tipp geben? Verraten Sie Ihrer Frau nichts davon. Was sie nicht weiß, macht sie auch nicht heiß. So hat jeder von uns sein süßes Geheimnis. Und das behalten wir jeweils schön für uns, okay?« Ben klopfte dem Kollegen auf die Schulter.
    Den Kleinen hatte er in der Tasche.
     
     
    40.
     
    Tom hasste es, wenn jemand ihm gegenüber den gönnerhaften Großkotz machte. Und er hasste sich dafür, wenn er dem nichts entgegensetzen konnte.
    »Nora sagt, ihr Begleiter sei ein Kollege von dir«, sagte Jeannette, als sie zurückkam.
    Tom kochte. »Was hat sie dir erzählt? Haben die was miteinander?«
    »Sie sagt, sie findet ihn süß, einer zum Anlehnen.«
    »Und?«
    »In Sachen Männer ist die Primadonna ein Rätsel. Ich glaube, Monogamie hält sie für eine Art Tropenholz.«
    »Wie kommt es eigentlich, dass du der Fabian das Make-up richten musst, sobald die das verlangt? Du bist doch heute Abend nicht im Dienst!«
    »Was hast du auf einmal? Das war doch nur ein kleiner Gefallen. Sie braucht das. An manchen Tagen ist sie ein einziges Krisengebiet. Eine Nervenpleite. Sie rastet aus und kann sich danach nicht mehr daran erinnern. Andererseits kann sie der feinste Mensch sein.«
    »Klingt ja entzückend.«
    Jeannette überhörte Toms Ironie. »Manchmal ist sie hilflos wie ein Kind. Und wenn man ihr dann einen kleinen Gefallen tut, kann es sie richtig aufbauen.«
    »So hilflos sieht sie gar nicht aus.«
    Tom wurde angerempelt. Es war der Feiste im Anzug. Ohne sich bei Tom zu entschuldigen, redete er weiter auf seinen Gesprächspartner ein.
    »Schrill sein genügt den Privaten nicht mehr«, hörte Tom ihn dozieren. »Der Qualitätswettbewerb rollt jetzt an, und davon kann der Zuschauer nur profitieren. Der Blues der depressiven Kulturkritik ist heutzutage völlig fehl am Platz.«
    »Lass uns tanzen!«, forderte Jeannette Tom auf.
    »Glaubst du, dass sie den alten Fabian umgebracht hat?«
    »Die Primadonna? Nein. Eigentlich nicht. Aber gestaunt habe ich schon, als die beiden aneinandergekracht sind. So heftig, dass ich mich gar nicht getraut hab zuzugeben, dass ich es war, die ihren Alten in die Garderobe gelassen hat. Aber wie will ich ahnen, dass Nora ihn nicht abkonnte?«
    »Aneinandergekracht? Wann war das?«
    »Vor drei Tagen, am ersten Drehtag, den wir hier hatten. Aber das habe ich einer Kollegin von dir doch schon alles erzählt.«
    Tom zog die Stirn kraus. Streit, ein Motiv – und Engel musste davon wissen. Ganz in Gedanken griff Tom nach einem Weinglas, das ein Kellner gerade vorübertrug.
    »He, wir wollten doch tanzen!«, erinnerte ihn Jeannette.
    »Was ist das für ein Alibi, das die Fabian haben soll?«, fragte er.
    »Fabianfabianfabian! Hast du kein anderes Thema? Erzähl lieber von dir! Was macht deine Verbrecherjagd? Die Rauschgiftmafia?«
    Das war für Tom nur das nächste Stichwort, sich über Engel zu ärgern. Und ausgerechnet der leitete die Kommission, in der er ab morgen Dienst tun würde.
    »Entschuldigung, ich höre gerade, dass Sie über Nora Fabian sprechen«, mischte sich ein älterer, rotgesichtiger Mann ein. Er deutete auf den Fotoapparat, der um seinen Hals hing. »Presse. Morgenpost. Eine Frage: Wer ist das eigentlich, mit dem die Fabian gerade tanzt?«
    Tom sah hin, und es kochte wieder.
    »Kriminaloberkommissar Engel«, sagte Tom leise. Der Pressefritze hielt sein Ohr gegen Toms Gesicht und den Kugelschreiber an sein Notizbuch.
    »Benedikt Engel vom K1, das heißt, er ist Kriminalbeamter beim ersten Kommissariat, zuständig für Tötungsdelikte. Und Nora Fabians Vater ist am Sonntag ermordet worden. Bislang hat man keinen Täter. Nora Fabian soll es jedenfalls nicht gewesen sein. Sagt zumindest dieser Engel, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Tom sah, wie der Stift auf dem Papier arbeitete, während der Pressefritze im Gewühl abgedrängt wurde.
    »Danke«, sagte der Mann, ohne seinen Blick zu heben.
     
    Antje stand wieder auf der Bühne. Sie kündigte die

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