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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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»Jodelkönigin« an, eine dirndltragende Vollschlanke. Jeannette erklärte Tom, dass es sich bei ihr um den Star einer weiteren Pro-Sat- Sendung handelte. Die »Jodelkönigin« trällerte etwas unverkennbar Alpenländisches.
    Anschließend führte Marco Gladisch die strahlende Nora Fabian auf das Podium. Die Stimmung erreichte den Höhepunkt. Das Scheinwerferlicht ließ Noras Gesicht leuchten. Ich bin eure Traumfrau, schien ihr Lächeln zu sagen.
    Der Programmdirektor erklärte, dass in jeder Folge der Serie ein berühmter Gaststar an ihrer Seite auftreten werde. Er hoffe, auch die »Jodelkönigin« dafür gewinnen zu können. Die Gäste applaudierten wie verrückt.
    »Die wichtigste Folge einer Serie ist die Pilotsendung«, fuhr Gladisch fort. »Dafür geben wir uns besondere Mühe, denn wir wollen vom Start weg erfolgreich sein. Deshalb freue ich mich besonders, Ihnen heute verraten zu können, wen wir in der Pilotsendung als Gaststar haben werden: Es ist der größte Star, den Deutschland zu bieten hat! Kein Geringerer als Martin Vondermühle!«
    Das Studio kochte.
    »Sehen Sie, Qualität«, sagte der junge Dicke neben Tom und klatschte.
    »Wieso loben Sie eigentlich seit Neuestem die Privaten, Herr Kuschke?«, fragte der Mann mit der Halbbrille. »Vor einem Jahr klang das noch ganz anders!«
    »Ganz unter uns: Pro-Sat hat mir einen Beratervertrag angeboten. Sagen Sie's noch nicht weiter.«
    »Was hast du?«, fragte Jeannette.
    Tom reagierte nicht. Er starrte auf Nora Fabian.
    Die Schauspielerin schien sich mit »Napoleon« Gladisch zu streiten. Hasserfüllt fuhr sie ihn an, doch was sie sagte, ging in der Musik unter, die jetzt lauter als zuvor einsetzte. Gladisch verließ fluchtartig die Bühne. Die Menge um Tom begann zu tanzen.
    Nora Fabian biss sich auf die Lippen. Sie stand wie versteinert, Tränen glitzerten in ihren Augen. Sie schwankte, als ob ihre Beine jeden Moment wegknicken würden. Benedikt Engel, der alle anderen überragte, schob sich zur Bühne, doch ein schmaler, älterer Herr mit grauen Stoppelhaaren war schneller. Es war der Schauspieler, den ihm Jeannette als berühmten Komiker vorgestellt hatte.
    Außer Tom schien keiner auf das Geschehen zu achten.
    »Hey, Tom! Ich habe keine Lust mehr auf die Fete«, rief ihm seine Begleiterin ins Ohr. »Wie wär's, wenn wir noch zu mir gehen?«
    Tom beobachtete, wie der Grauhaarige beruhigend auf die Schauspielerin einredete und sie in Richtung Ausgang bugsierte. Engel folgte ihnen. Sie sprachen miteinander, und Engel nahm die Fabian kurz in den Arm. Tom sah eine Kamera aufblitzen, auch die Presse schien den Nervenzusammenbruch der Diva inzwischen bemerkt zu haben.
    Der Komiker führte Nora Fabian nach draußen.
    Engel blieb allein zurück.
    »Komm schon, Tommiboy. Ich hab noch einen Schampus im Kühlschrank«, drängte Jeannette.
    Tom beschloss, dass Sonntags Auftrag, Engel zu überwachen, erst ab morgen gelten sollte.
     
     
    41.
     
    Es war kurz nach elf Uhr abends. Aus der Villa strömte Licht über den Rasen. Die Hortensienblüten dufteten. Iris kam mit einem Packen Badetücher aus dem Haus.
    Ben lag neben dem Pool und sah zu, wie sie sich auszog. Das Kleid glitt zu Boden, dann der Slip. Langsam stieg Iris ins Wasser.
    »Hey, Glücksprinz, komm rein! Es ist gar nicht kalt!« Verspielt planschte sie hin und her.
    Gut, dass sich Traube um Nora kümmerte, dachte Ben. Sie war mit einem Mal völlig durch den Wind gewesen, apathisch, nicht mehr ansprechbar. Ein blankes Nervenbündel. Ben taugte nicht zum Psychiater. Traube schien zu wissen, was in solchen Momenten zu tun war.
    Iris lockte vergebens. Ben roch das Gras und starrte in den Sternenhimmel. Er hätte gar keine Zeit für Nora gehabt. Er konnte Brauning nicht versetzen.
    Iris kletterte aus dem Wasser und baute sich mit gespreizten Beinen über Ben auf.
    »Du hast dir deine Belohnung noch nicht abgeholt.«
    Sie ließ das Becken kreisen. Das senkrechte Lächeln schimmerte. Wasser tropfte von ihrer Haut auf Ben herab.
    »Du hast Gänsehaut. Erkälte dich nicht!«, rief er und warf ihr eins der Tücher zu.
    Sie zog eine Schnute, wickelte sich ein und legte sich neben ihn. Er spürte, dass sie fror, und nahm sie in den Arm.
    Sie schwiegen und schauten in die Sterne.
    »Was für ein Verhältnis hat Nora eigentlich zu Max Traube?«
    »Eifersüchtig? Die beiden kennen sich seit vielen Jahren. In Paris haben sie mal eine Zeit lang zusammengelebt. Er kümmert sich um sie, wenn sie ihre Krisen hat. Das

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