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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Ben sah dunkle Fenster und verwitterte Mauern, eine Art Pförtnerhäuschen, offenbar verlassen. Als der Scheinwerfer erlosch, musste Ben sich erst wieder an die Finsternis gewöhnen. Dann erkannte er zwei Gestalten, die langsam auf das kleine Haus zugingen. Sie leuchteten mit einer Taschenlampe ins Innere, dann verschwanden sie durch eine Tür. Drinnen ging ein Licht an, jemand zog einen Vorhang zu.
    »Die Verkäufer«, flüsterte Brauning.
    Ben nickte, obwohl sein Chef es wahrscheinlich nicht sah.
    Das Warten ging in die nächste Runde. Mehrmals ließen Geräusche Ben aufschrecken, doch es war jedes Mal nur der Wind. Bis auf sie und die beiden in der Hütte war dies der einsamste Ort der Welt. Eine halbe Stunde lang.
    Dann kam das zweite Auto. Wieder zwei Personen. Sie parkten hinter dem Mercedes und betraten ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen das Pförtnerhaus.
    »Die Käufer, zusammen sind es also vier Personen.«
    Brauning ließ weitere fünf Minuten verstreichen, dann gab er das Zeichen.
    Bens Jackentaschen waren voller Patronen. Seine abgesägte Schrotflinte war geladen und entsichert. Sie schlichen über den Asphalt und an der Hauswand entlang. Ben bezog Posten am Fenster und hielt den Atem an. Er hörte sein Herz schlagen. Wie eine Steelband im Karneval von Trinidad.
    Wasser gluckste gegen die Wand des Hafenbeckens. Sand knirschte zwischen Bens Zähnen. Angst kroch seinen Rücken hinauf, Wirbel für Wirbel, und setzte sich im Nacken fest. Dann gab Brauning das zweite Zeichen.
    Ben feuerte von unten durch das Fenster gegen die Decke. Ein Höllenlärm, Glas und Putz splitterten, Staub wirbelte. Braunings Schuss zerfetzte fast gleichzeitig das Türschloss. Ben folgte Brauning in das Haus, der schreiend und mit weit nach vorne gestreckter Flinte ins Haus stürmte.
    »DAS IST EINE RAZZIA! KEINE SCHEISSBEWEGUNG!«
    Von der Decke baumelte eine nackte Glühbirne, darunter stand ein Holztisch. Staub und Brocken von Putz bedeckten eine Waage und verschiedene Tüten. Die vier Männer hatten die Hände erhoben. Sie wussten, was sich gehörte.
    Ben erkannte einen Mann mit grauer Mähne, die zum Pferdeschwanz zusammengebunden war: Drago Ivanisevic.
    Ein kleiner, ebenfalls mit Goldkettchen behängter Südländer zitterte vor Angst und Wut. Er fuhr Ivanisevic an: »Habt ihr Spitzel bei euch! Verräterbande!«
    Ivanisevic begann zu protestieren, und sein Partner, ein blonder Muskelprotz, wollte auf den Kleinen losgehen, doch Brauning stieß ihm den Lauf gegen die Brust. »NOCH EINE SCHEISSBEWEGUNG UND IHR FLIEGT IN STÜCKE, IHR VERDAMMTEN ARSCHLÖCHER!«
    Dabei drehte Brauning die Flinte um und drosch den Kolben gegen das Gesicht des Blonden. Es war ein hässliches Geräusch, das Ben durch Mark und Bein ging. Der Muskelprotz ging stöhnend zu Boden und spuckte Zähne und Blut. Die anderen wurden still.
    »Nimm ihnen die Waffen ab!«
    Ben gehorchte wie unter Hypnose. Er ging gründlich vor und fand Pistolen, Messer und Schlagringe, genug für einen mittleren Bandenkrieg. Brauning warf ihm Handschellen zu.
    »Ich kenn dich doch«, sagte Ivanisevic, während Ben ihn fesselte. »Ich dachte, du bist hinter dem Mörder von Fabian her!«
    Kampfhundbellen: »Ist das der Jugo vom Partyservice?«
    Ben nickte.
    »Scheißparty, heute Abend, was?«, knurrte Brauning zu Ivanisevic.
    »Ihr seid nur zu zweit? Wo sind Blaulicht und Sirenen?«
    »Spezialparty«, antwortete Brauning. »Wir ficken euch auch ohne Leuchtreklame!«
    »Ich brauche einen Arzt!«, krächzte der Blonde.
    »Arzt? Vergiss es, du Arschgesicht!«, kläffte Brauning. »Hinter mir steht nur noch der Herrgott!« Trockenes Rottweilerlachen.
    Ben kam der Gedanke, dass die vier Dealer Rache an ihm nehmen könnten. Immerhin hatte Ivanisevic ihn erkannt. »Was hast du mit ihnen vor?«, fragte er.
    »Warte im Auto auf mich. Vergiss die Tüten nicht. Ich will mal sehen, ob der Jugo singen kann.«
    Im Hinausgehen sah Ben, wie Brauning einen Schlagring überstreifte.
     
    Ben saß im Wagen, mit dem Rücken zum offenen Hallentor. Längst fror er nicht mehr, im Gegenteil. Er kurbelte das Fenster herunter, doch in der Halle gab es keinen Luftzug.
    Er warf einen Blick auf die Beute: Ein paar der Beutel waren durchsichtig und prall gefüllt mit weißem Pulver. Rund zehn Kilo, schätzte Ben. Bei den anderen handelte es sich um Kaufhaustüten voller Geldscheine. Der Großhandelspreis für tausendfachen Rausch. Ein kleines Vermögen.
    Ben versuchte, die Schreie zu ignorieren, die vom

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