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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Blick auf die Oberfinanzdirektion. Ein hässlicher Klotz, der genaue Zwillingsbruder des Präsidiums.
    Als Inga die Kaffeemaschine füllte, blieb er hinter ihr stehen. Er hätte sie gern nach einer Schmerztablette gefragt, aber wahrscheinlich machte das einen schlechten Eindruck.
    »Sie können gern schon mal reingehen«, sagte die Sekretärin.
    Tom zwang sich, die Augen von dem engen Minirock zu reißen, der ihren Hintern mehr betonte als verhüllte.
    Engel saß bereits im Büro des K1-Chefs. Er war unrasiert und hatte ein etwas verquollenes Gesicht. Der lange Kollege steckte in dem gleichen, teuren Anzug wie am Vorabend. Er war zerknittert, die Jacke fleckig. Engels Nacht musste richtig übel gewesen sein. Tom spürte Schadenfreude.
    »Na so was!«, sagte Engel und schniefte. »Zufall oder höhere Fügung? Thomas Swoboda, wenn ich mich recht erinnere! Dich haben sie also vom K2 zu uns geschickt? Ist doch okay, wenn wir uns duzen, oder?«
    »Ich soll die Mordkommission Fabian ergänzen mit meinem Know-how über alles, was mit Rauschgift und Sitte zu tun hat, sagt mein Chef.«
    »Und seit drei Wochen bist du bei der Kripo. Know-how, soso. Ich hab's von Fröhlich eigentlich auch nicht anders erwartet.«
    »Was?«
    »Schon gut. Willkommen an Bord!« Statt eines Handschlags zog Engel ein Taschentuch und trompetete lautstark hinein. Tom rieb seine Schläfen. Dazwischen pochte es.
    »Was machst du da?«, fragte der Kollege.
    Tom verstand nicht.
    »Sieht aus, als ob du den Schalter suchst!« Engel lachte über seinen eigenen Scherz. Arschloch, dachte Tom.
    Brauning betrat das Büro. »Swoboda Junior! Ist das der Mann, den uns das K2 schickt?«, fragte er Engel. Dieser nickte, und Brauning wandte sich an Tom. »Was macht Ihr Ventilator? Ist es Ihnen zu heiß geworden bei der Sitte?« Dann blätterte er in einer Zeitung.
    Tom hatte den Eindruck, als erwarte Brauning keine Antwort. Er wusste, was er einem wie Bönte erwidert hätte, aber an seinem ersten Tag in dieser Abteilung wollte er vorsichtig sein.
    Das Büro wurde voll. Tom wurde Ria Pohl vorgestellt, Baumann, Schranz und Miller. Inga brachte Kaffee. Tom hoffte, das Gebräu würde seinen Schädel beruhigen.
    Brauning schlug mit der zusammengefalteten Zeitung auf den Tisch. »Blödes Geschmiere: Die Polizei tappt im Dunkeln!«
    »Das Schlimme ist, der Blitz hat recht«, sagte einer der Kollegen.
    »Was haltet ihr von der Bordellgeschichte?«, fragte Engel.
    »Wer zum Henker ist Tatjana B.?«, erkundigte sich Brauning. »Kennt die jemand?«
    »Leider nein.«
    »Bei unserem Gehalt?«
    Tom fühlte Braunings Blick. »Ich werde das checken«, sagte er.
    »Und was ist mit der Kokain-Theorie?«, fragte Miller. Tom schätzte ihn auf sein Alter.
    »Zur Sicherheit kann Thomas das auch für uns überprüfen«, sagte Engel.
    Tom nickte. »Wir haben neulich für das K2 Drogenspürhunde vom Flughafen angefordert. Wir könnten damit auch durch Fabians Wohnung gehen. Die entdecken auch kleinste Spuren. Soll ich mal beim BGS anrufen?«
    Das Telefon klingelte. Brauning hob ab.
    »Okay, Thomas, mach das mal«, sagte Engel.
    Die Züge des Rottweilers verhärteten sich. »Himmel, Arsch ... – Verzeihung, Frau Falk! Wir sind sofort da.« Er knallte den Hörer auf die Gabel. »Der eine ist noch nicht ganz kalt, da gibt es schon den nächsten Mord. Himmel, und wieder einer aus der SM-Szene!«
    » Leo Falk?«, fragte Engel erstaunt.
    »Was meint er mit SM-Szene?«, flüsterte Tom.
    »Nicht, was du denkst. Schicki-Micki, Lokalprominenz«, klärte ihn Ria Pohl auf. Eine attraktive Kollegin, die einzige Frau der Mordkommission Fabian. »Der Chef hat manchmal seine eigene Ausdrucksweise.«
    Rottweilerbellen: »Swoboda, Sie fahren mit mir. Da kriegen Sie gleich mal was zu sehen!«
     
    Tom bewunderte Braunings Benz, ein gut gepflegtes Modell aus den frühen Siebzigern. Damals hatten sie noch richtige Kühlerhauben und reichlich Chrom. Ob der K1-Chef wusste, dass Liebhaber dafür Spitzenpreise zahlten?
    »Schon mal einen Steifen gesehen?«, fragte Brauning unvermittelt.
    »Wie bitte?«
    »Einen Kalten. Einen Toten.«
    »Ja. Im Streifendienst. Eine Selbstmörderin, die Tabletten geschluckt hatte.«
    »Aber noch kein Gewaltopfer? Mit richtig viel Blut?«
    Tom schwieg. Mord. Sein erster richtiger Fall.
    Brauning bog auf eine Nebenstraße, um den Messestau zu umfahren. »Sie sind zum K1 delegiert worden, um uns im Fall Fabian zu helfen. Sie werden sich heute durch verwichste Akten wühlen und sich im K2

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