Bittere Delikatessen
Fabian war pädophil. Da soll er ansetzen, wenn er die Sitte-Akten durchstöbert. Kinderpornos, Kinderprostitution, Kinderhandel! Fabian muss Kontakte zu dieser Szene gehabt haben!«
»In der Wohnung war kein Hinweis darauf.«
»Wenn schon. Das sagt nichts!«
»Vielleicht hat sich ja die Schauspielerin für ihre schwere Kindheit gerächt.«
»Unwahrscheinlich.«
Was wusste Ria schon von schwerer Kindheit.
Ben hielt neben Braunings Benz. Vor einem Torbogen stand eine kleine, rundliche Frau neben ihrem Fahrrad. Als die Polizisten näher kamen, brach sie in Tränen aus. Brauning gab ihr die Hand, Ben bot ihr ein Papiertaschentuch an. Beate Falk erkannte ihn.
»Wer tut einem alten Mann so was an?«, schluchzte die kleine Frau.
Sie folgten ihr auf einem schmalen Fußweg zwischen Hecken und Zäunen. Insekten summten, Vögel zwitscherten, sonst herrschte absolute Ruhe. An einer Gartentür blieb sie stehen und zeigte auf das Schreberhäuschen. Brauning ging voran.
Die Tür stand offen. Blutgeruch hing im Raum. Eine dicke Fliege flog Loopings über der Leiche. Falk lag auf dem Rücken, die Augen waren weit geöffnet, wie vor Schreck. Die Blutlache reichte von den Füßen bis zu den weißen Haaren. Brauning beugte sich über das Polohemd, das einmal hellblau gewesen war. »Sieht aus wie Stichwunden.«
Stumm starrten sie auf die Leiche. Die Fliege setzte sich ins angetrocknete Blut und kam nicht wieder hoch. Ben sah, dass es nicht die erste war. Der kleine Swoboda war blass geworden und schluckte.
Es gab jede Menge blutiger Fußspuren rund um den Toten. Nicht groß, Frauenschuhe, schätzte Ben. Eine Waffe war nicht zu sehen. Die Tür war unbeschädigt. Vielleicht hatte Leo Falk seinen Mörder gekannt oder mit Besuch gerechnet. Genau wie Heinz Fabian, dachte Ben.
Brauning brach das Schweigen. »Genug geglotzt. Überlassen wir die Hütte den Jungs von der Kriminaltechnik.«
Vor der Tür sog Ben die Luft ein, als gäbe es nichts Frischeres. Sie umringten Beate Falk.
»Wann haben Sie ihn gefunden?«, fragte Brauning.
»Kurz nach acht. Er war schon seit zwei Stunden hier draußen, ich hab noch fürs Frühstück eingekauft. Bei dem Wetter sind wir gern hier.«
»Haben Sie jemanden bemerkt? Zeugen?«
Die kleine Frau schüttelte den Kopf.
»Irgendwelche Spuren? Ist irgendwas anders als sonst?«
Kopfschütteln, dann heulte sie los. »Nur, dass er jetzt tot ist!«
Die Kollegen von der Kriminaltechnik kamen mit ihren Koffern den Fußweg entlanggetrottet. Einer von ihnen fragte: »Hat jemand etwas da drin angefasst?«
Brauning schüttelte den Kopf.
»Ich hab nur seinen Puls gefühlt und kontrolliert, ob er noch atmet«, sagte Beate Falk. »Dabei bin ich wohl in das Blut reingestiegen. Die Fußabdrücke sind von mir.«
Die Jungs mit den Koffern verschwanden in der Hütte.
Ben musste niesen. Dort drinnen hatte er es kalt empfunden. Fast so kalt wie in der vergangenen Nacht beim Warten zwischen den Kabeltrommeln.
»Hatte Ihr Mann Feinde? Gab es Drohungen?«, fuhr Brauning fort.
»Nein. Er war ein angesehener Politiker. Mein Gott! Seit zwei Jahren war er Pensionär. Wer tut einem alten Mann so was nur an?«
»Frau Falk, es ist nötig, dass Sie uns heute noch ein paar Fragen beantworten. Ria, bitte geben Sie ihr ein Kärtchen. Kriminaloberkommissarin Pohl wird für die Aufklärung verantwortlich sein. Um Ihren Mann brauchen Sie sich erst mal nicht zu kümmern. Es sind noch ein paar Untersuchungen nötig. Wenn Sie einen kleinen Moment warten, bringen wir Sie nach Hause.« Der Rottweiler strich sich über den Schnurrbart. »Verdammt! Thann in Urlaub, Gerres in Urlaub, Nagel noch immer krank! Nur gut, dass wir Sie jetzt haben, Swoboda!«
Ben musste grinsen. Der Kleine verstand die Ironie des Chefs offensichtlich nicht.
Ein lautes Prasseln und Knirschen ertönte. Auf dem schmalen Weg zwischen den Hecken zwängte sich ein Krankenwagen voran. Zwei Weißkittel stiegen aus.
Ein Uniformierter kam aus der Hütte. »Der Tod trat schätzungsweise heute Morgen zwischen sechs und sieben Uhr ein. Nach erster Ansicht scheinen Unfall oder Selbstmord auszuscheiden.«
»Ach was«, entfuhr es Brauning.
»Die Tat könnte mit einem langen Messer erfolgt sein.«
»Wer hätte das vermutet? Und wer war der Täter?«
Beleidigt zog der Kriminaltechniker ab.
»Die Fabian!«, entfuhr es Swoboda. Alle Blicke richteten sich auf den K2-Mann. Sein Gesicht war gerötet. »Nora Fabian hat Leo Falk auf dem Friedhof geohrfeigt. Ein Kollege,
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