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Bittere Mandeln

Bittere Mandeln

Titel: Bittere Mandeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata
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den regennassen Straßen.
    Takeo hätte auf der hellerleuchteten, breiten Kototoi-dori nach West-Tokio zurückfahren sollen. Offenbar war er durch die mangelhafte Ausschilderung in diesem alten Teil von Yanaka durcheinandergekommen. Wäre ich doch nur mit eingestiegen, um ihm den Weg zu zeigen!
    Da ich die Gegend gut kannte, gelang es mir, von der Rückseite an den Unfallort zu gelangen. Ich entdeckte den Laternenpfahl, der durch den Aufprall des Range Rover eingeknickt war. Der Wagen war ins Schleudern geraten und auf die rechte Seite der Straße ausgebrochen. Das einzige Licht kam von dem Notarztwagen, dessen blinkende Rücklichter mich an die bunten Lämpchen über der Tanzfläche im Salsa Salsa erinnerten.
    Mir fiel ein, wie hart mir das Leben an jenem Abend im Salsa Salsa erschienen war. Doch im Vergleich zu heute war jene Nacht geradezu wunderbar gewesen.
    Der Range Rover war so hoch, daß ich schon einen Häuserblock entfernt die kaputte Windschutzscheibe sowie die weiße Fläche dahinter erkennen konnte. Es war, als hätten sich weiße Wolken über den Vordersitzen ausgebreitet.
    Ein Rettungsteam versuchte, die Tür auf der Fahrerseite aufzustemmen. Die Beifahrertür stand bereits offen. Konnten sie nicht von dieser Seite aus auch den anderen Insassen herausholen? Nein, da waren die riesigen Airbags im Weg.
    Ich rannte hinüber, so schnell ich konnte, wäre jedoch fast hingefallen, als sich etwas durch den Schuh und in meinen Fuß bohrte. Es tat nicht sehr weh, war aber doch so schlimm, daß ich stehenblieb, mich gegen die Fassade eines Geschäfts lehnte und den Schuh auszog.
    Ein Reißnagel hatte sich durch die Gummisohle gebohrt. Keiner von der Sorte, mit der man Plakate am Schwarzen Brett befestigt, sondern die langen, spitzen, die man für Polstermöbel verwendet. Ich zog das Ding heraus und steckte es in meine Tasche. Dann ging ich vorsichtig weiter und stieß schon bald auf einen weiteren Nagel. Ich bückte mich und ließ die Hand über die Straße gleiten. Es war so dunkel, daß ich nichts sah, aber spüren konnte ich die Nägel, die da überall lagen.
    Es gab keinen Gehsteig, also drückte ich mich dicht an der Hausmauer entlang, um nicht in weitere Nägel zu treten. Da hörte ich zweimal hintereinander einen lauten Knall aus der Richtung des Range Rover.
    Die Airbags waren zerplatzt. Vermutlich war das das Werk der Sanitäter, die jetzt Mr. Ishida aus dem Wagen zogen. Mr. Ishida schien selbst gehen zu können. Schon bald stand er auf der Straße, die Hand vor dem Gesicht.
    »Ishida-san!« Ich hastete auf ihn zu, ohne den Rettungsdienst zu beachten, der mich aufhalten wollte.
    »Mein Auge!« stöhnte Mr. Ishida.
    Ein Sanitäter drängte ihn, sich auf eine Tragbahre zu legen, und leuchtete ihm mit einer Taschenlampe ins Gesicht. »Das Auge ist verletzt. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben. Wir bringen Sie ins Krankenhaus.«
    Offenbar war der Airbag gegen Mr. Ishidas Auge geprallt. Mein Freund war nur knapp über einsfünfzig groß, was bedeutete, daß er nicht mal übers Armaturenbrett des Range Rover sehen konnte.
    »Bringen Sie ihn ins St. Luke’s? Dort gibt es eine hervorragende Notaufnahme«, sagte ich zu dem Mann vom Rettungsdienst.
    »Nein, das Nippon Universitätskrankenhaus ist näher, und Sie können nicht mitkommen«, erklärte er. »Schaulustige müssen hinter der Absperrung bleiben.«
    »Ich bin keine Schaulustige!«
    »Sind Sie mit einem der beiden verwandt?« fragte der Mann vom Rettungsdienst.
    »Nein, so kann man das nicht sagen«, stammelte ich.
    »Sie ist so etwas wie eine Enkelin für mich«, sagte Mr. Ishida, und ich drückte seine Hand. Er war also nicht wütend auf mich, obwohl ich schuld daran war, daß er sein sicheres Zuhause verlassen hatte und in diesen Unfall geraten war.
    »Wir bringen Sie sofort ins Krankenhaus. Bitte lassen Sie die Hand der Frau los. Sie könnte Ihnen noch weitere Verletzungen zufügen.«
    Ich war die Tochter eines Arztes, und als solche sah ich sofort einige Dinge, die die Sanitäter falsch gemacht hatten. Zum Beispiel hatten sie Mr. Ishida sitzend aus dem Wagen gezogen, ihn auf der Straße stehen lassen und dann erst beschlossen, ihn auf eine Tragbahre zu legen. Hätte er bei dem Unfall eine Rückgratverletzung erlitten, wäre er nun möglicherweise gelähmt gewesen. Doch zum Glück war das, soweit ich sehen konnte, nicht der Fall.
    Als ich zum Range Rover hinüberschaute, sah ich, daß Takeo neben der Beifahrertür stand und sich mit einem

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