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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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sie
eine andere Nummer. Irgendjemand musste ihr doch helfen
können!
    Es dauerte einen
Augenblick, bis sich am anderen Ende eine männliche Stimme
meldete. »Ja bitte?«
    »Wo ist mein
Mann?« Ihre Zunge war schwer vom Alkohol. Kurze Stille, dann:
»Wer spricht da, bitte?«
    »Das wissen Sie
genau. Was haben Sie mit meinem Mann getan? Ich will wissen, wo er
jetzt ist.« In dieser Situation hätte sie klar im Kopf
sein sollen.
    »Hören Sie,
ich glaube, Sie sind betrunken, oder irre ich mich? Sie haben sich
verwählt, fürchte ich.«
    »Nein, auf gar
keinen Fall. Es geht um Peter Born, und ich weiß, dass Sie
verabredet waren.«
    »Wer spricht
denn da?« Der arrogante Unterton in der Stimme war von einer Sekunde zur
anderen verschwunden. »Ich weiß nicht, wovon Sie
sprechen.«
    »Es geht um das
Treffen.«
    Er wiederholte sich.
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    Das war eine
Lüge, sie spürte es.
    »Wo sind
Sie?«
    »In der Stadt.
Im Hotel, wie verabredet, davon wissen Sie
bestimmt.«
    »Ich bin in
einer Viertelstunde bei Ihnen, dann reden wir.« Der Mann
legte auf.
    Sie starrte wieder auf
das Handy und schüttelte den Kopf. Was hatte der Mann gemeint?
Er wusste jedenfalls von dem geheimen Treffpunkt. Also hatte sie
gar nicht so falsch gelegen. Ein triumphierendes Grinsen huschte um
die Mundwinkel ihrer vollen Lippen. Doch leider konnte sie mit
dieser Information nichts anfangen. Sie fluchte und warf das
Telefon in die Ecke.

8
    Beyenburg, 22:55
Uhr
    Sie hatten sich schon
lange nichts mehr zu sagen, lebten nebeneinander her. Aber keiner
beklagte sich über diesen Umstand. Sie liebten sich auf ihre
eigene Weise. Und sie genossen ihre Freiheiten. Schließlich
kannten sie sich schon lange genug. Sie waren abgesichert und
führten ein gutes Leben. Er hatte einen gut dotierten Job und
sorgte für ihren Unterhalt. Urlaub leisteten sie sich dreimal
im Jahr; und auch die Autos in der Garage stammten aus dem
Hochpreissegment. Ihr hatte er einen VW Touareg mit allen
erdenklichen Extras gekauft, während er sich vor wenigen
Wochen das neueste Modell der BMW 7er-Reihe geleistet hatte. Seine
ganze Liebe galt jedoch dem kirschroten Mercedes SL 190er Cabrio
von 1956, das komplett restauriert in der beheizten Garage neben
dem Haus stand. So ein Ding hatte die Nitribitt gefahren, diese
Edelhure, die in den Fünfzigerjahren unter rätselhaften
Umständen umgebracht worden war. Es war sicherlich eine der
größten Verschwörungen gewesen, die Deutschland in
der Adenauer-Ära erlebt hatte.
Bis heute war ihr Mord nicht aufgeklärt, eigentlich ein Ding
der Unmöglichkeit, und trotzdem: Er war sicher, dass trotz
Internet, trotz DNA-Analyse und modernster Ermittlungstechnik ein
derartiger Mord auch heute nicht aufgeklärt werden würde,
weil sicherlich dabei ans Licht käme, dass unzählige
Bonzen aus Politik und Wirtschaft Dreck am Stecken hätten. Er
grinste. Damit hatte er nichts zu tun.
    Autos waren mehr als
seine Leidenschaft, und solange er damit genügend Geld
verdiente, tolerierte seine Frau, dass er ein großer Junge
war, der gern mit schnellen Autos angab.
    Ja, die Geschäfte
liefen gut. Was immer ihr Herz begehrte - sie konnten es sich
leisten. Das Haus am Rand von Wuppertal war groß und
luxuriös, eingebettet in die malerische Umgebung des
Bergischen Landes, ländlich und doch stadtnah. Natürlich
arbeitete er viel für diesen Lebensstandard, doch nichts von
alledem, was er sich hier erarbeitet hatte, wollte er jemals wieder
missen. Er hatte sich in seinem Arbeitszimmer aufgehalten, sie
hatte im Schein der Stehlampe im Wohnzimmer mit der großen
Fensterfront auf der Couch gesessen und in einem ihrer
heißgeliebten Hochglanzmagazine gelesen. Als er nun im Flur
auftauchte und die Jacke vom Haken nahm, blickte sie
überrascht auf. Sie trug einen bequemen Hausanzug. Das lange
blonde Haar fiel locker auf ihre Schultern. Wieder einmal
bewunderte er ihre Schönheit. Sie war für eine Frau ihres
Alters noch immer atemberaubend attraktiv, fand er. Am liebsten
hätte er sich jetzt zu ihr gesellt, doch der Anruf hatte ihn
verunsichert. Jetzt galt es, die Nerven zu behalten. Er wollte
Jeanette nicht in Dinge hineinziehen, die sie nichts angingen. Als
er ihren Blick sah, schenkte er ihr ein aufmunterndes
Lächeln.             
    Jeanette ließ
das Magazin sinken und legte es auf die Sofalehne. »Willst du
noch mal weg?« Sie strich sich durch das lange Haar. Jede
ihrer Bewegungen war pure Anmut.
    »Ich muss kurz,
ja.« Im

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