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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Türrahmen lehnend, zuckte er die
Schultern.
    Der Schlüssel
klimperte in seiner rechten Hand. »Ein Angebot, ich habe es
eben im Internet gefunden. Das Auto muss ich mir natürlich
ansehen. Aber es wird sicher nicht lange dauern.« Er wunderte
sich nicht, dass sie ihn nicht genauer fragte, wohin er zu dieser
späten Stunde noch wollte. Sie vertrauten sich blind. Meistens
klappte das. Auch diesmal schien sie mit seiner Antwort zufrieden
zu sein.
    »Ist gut. Pass
auf dich auf.«
    »Versprochen.« Dann
war er draußen. Er blickte sich nicht noch einmal zum Haus um
und stieg in den dunklen BMW, der in der Einfahrt parkte. Seine
innere Unruhe wuchs, als er die Limousine zur Straße
hinablenkte. Nur das kalte Eisen in der Innentasche seiner Jacke
verlieh ihm ein Gefühl von Sicherheit und Macht. Was sollte
ihm schon passieren, dachte er mit einem triumphierenden Grinsen
auf dem Gesicht, als er die Beyenburger Straße erreicht hatte
und das Gaspedal bis zum Bodenblech durchtrat. Nichts würde
ihm passieren.

9
    Marienstraße,
22:55 Uhr
    Stefan blickte
verschlafen auf, als Heike im Wohnzimmer erschien. Natürlich
besaß sie einen Schlüssel zu seiner Wohnung. Sie kannten
sich lange genug, und die eigene Wohnung in der
Germanenstraße nutzte sie kaum. Nur manchmal, wenn sie sich
in ihre eigenen vier Wände zurückziehen wollte, um
alleine zu sein, hielt sie sich in Wichlinghausen auf. Doch das war
in den letzten Wochen immer seltener der Fall gewesen.
    Stefan war vor dem
Fernseher eingeschlafen. Das Licht gedämmt und eine Wolldecke
bis zu den Knien hochgezogen. Auf dem Tisch stand eine kleine
Schale mit gesalzenen Cashewkernen, daneben ein halb geleertes Glas
mit trockenem Rotwein. Er hatte es sich gemütlich gemacht und
auf Heike gewartet. Zu spät hatte er bemerkt, dass die
Müdigkeit ihn beschlichen und schließlich auch besiegt
hatte. Zuletzt hatte er eine TV-Show mit Oliver Geissen
gesehen, es war
um die beliebtesten Hits von weiß der Geier was gegangen.
Vielleicht war es an der Zeit für ein neues Format.
    »Hi.«
Heike bückte sich zu ihm hinunter und küsste ihn
leidenschaftlich.
    »Wie spät
ist es?« fragte Stefan. Langsam wurde er munter. Er streckte
sich und zog Heike zu sich herunter. Sie ließ es sich
gefallen und genoss seine Zuneigung. Viel zu selten fanden sie Zeit
für sich. »Nicht zu spät für uns«,
hauchte Heike und schickte ihre Finger auf Wanderschaft.
    Als er ihre warmen
Lippen auf seiner Haut spürte, hatte Stefan keine weiteren
Fragen mehr. Der Samstag würde doch noch gut
werden.
    *
    »Dein Magen
knurrt«, stellte Heike später fest, als sie eng
umschlungen auf dem Sofa lagen. Stefan strich sanft durch ihr Haar
und genoss den Duft ihres Parfüms. Heike löste sich aus
der Umarmung und stützte das Kinn auf die Hand, während
sie ihn mit gespielt vorwurfsvoller Miene musterte. »Hast du
eigentlich immer Hunger?« 
    »Nicht
immer.« Stefan streckte sich wohlig und richtete sich auf.
»Manchmal habe ich auch Durst.«
    »Idiot.«
Heike lachte leise und ging in die dunkle Küche. »Wie
wäre es mit Rührei?«
    Stefan blickte auf die
Uhr im DVD-Player. Es war halb drei in der Früh. »Um
diese Zeit?«
    Heike steckte den Kopf
ins Wohnzimmer. »Hast du nun Hunger oder
nicht?«
    »Ja, du hast
mich ertappt.« Stefan erhob sich und folgte seiner Freundin
in die Küche.
    Heike machte sich am
Herd zu schaffen. Sie gab etwas Pflanzenöl in eine Pfanne und
holte die Eier aus dem Kühlschrank. Es dauerte nur wenige Minuten,
und ein herrlicher Geruch breitete sich in der Küche aus. Der
Speck in der Pfanne hüpfte vor Freude. Stefan hatte sich am
Küchentisch niedergelassen und beobachtete Heike bei der
Arbeit. Dann erhob er sich und setzte einen Kaffee auf. Erst als
die Kaffeemaschine röchelnd ihre Arbeit aufnahm, fragte Heike:
»Du willst wohl nicht mehr schlafen, was?«
    Stefan lachte.
»Zu einem guten Frühstück gehört doch auch ein
Kaffee, oder?«
    Knapp zehn Minuten
später saßen sie sich gegenüber, löffelten das
frische Rührei ganz rustikal direkt aus der Pfanne und tranken
Kaffee. »Und, wie ist die Geschichte von der Leiche im Sender
angekommen?«, fragte Stefan kauend.
    »Super, es war
schon um halb elf in den Lokalnachrichten. Kracht hatte Dienst und
war froh, dass etwas passiert ist. War wohl ziemlich ruhig, seine
Schicht in der Nachrichtenredaktion. Und dann habe ich mir ein Taxi
genommen und bin schnell zu dir gekommen.« Sie lächelte.
»Na ja, und den Rest kennst du.« Heike nahm

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