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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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am Hals, das können Sie mir glauben.
Schlechte Presse wird mich ruinieren. Aber ich will ehrlich zu
Ihnen sein. Ich vermute, dass Ihr Mann untergetaucht ist. Das
heißt, wenn er schlau ist, dann ist er untergetaucht.«
Der Mann am anderen Ende der Leitung kicherte
verhalten. 
    »Ich will
endlich wissen, was mit meinem Mann los ist. Haben Sie ihn
versteckt? Können Sie sich vorstellen, welche Sorgen ich mir
mache?« Ihre Stimme klang jetzt schrill.
    »Es tut mir
leid, dass Sie sich Sorgen machen, aber ich kann mich in meiner
Position nun wirklich nicht um alles
kümmern.«
    »Hören Sie,
ich habe keine Ahnung, welche Geschäfte Sie mit meinem Mann
machen, aber ich weiß, dass ich andere Wege gehen werde,
sobald mir etwas seltsam vorkommt. Und die Tatsache, dass er sich
mit Ihnen treffen wollte, erscheint mir seltsam. Es gibt Mittel und
Wege …«
    »Ich lasse mich
nicht erpressen«, unterbrach sie ihr Gesprächspartner
ungehalten. »Aber ich versichere Ihnen, dass ich nicht das
geringste Interesse daran habe, Ihrem Mann Schwierigkeiten zu
machen.«
    »Dann
kümmern Sie sich darum, dass er wieder auftaucht. Ich will ein
Lebenszeichen von ihm, sonst gehe ich noch heute zur Polizei und
werde eine Vermisstenmeldung
aufgeben.«    
    »Das sollten Sie
nicht tun.«
    »Ich weiß
genau, was ich zu tun habe, darauf können Sie sich
verlassen.« Sie hatte genug gehört. Die arrogante Art
ihres Gesprächspartners ging ihr tief unter die Haut. Obwohl
sie schwören konnte, dass er hinter dem Verschwinden ihres
Mannes steckte, so mauerte er und wies jede Schuld von sich. Er
hatte etwas auf dem Kerbholz, das stand für sie außer
Frage. Doch sie wusste nicht, worum es bei den Geschäften, die
er nebenher betrieb, ging. »Ich werde…«, setzte
sie an, doch ihr Gesprächspartner hatte längst schon
aufgelegt. Im Hörer herrschte
Stille.         
    Eine Träne rann
über ihr zartes Gesicht. Als sie das Handy fester umklammerte,
traten die Knöchel ihrer Finger weiß unter der Haut
hervor. Wütend schleuderte sie das Telefon gegen die Wand, wo
es scheppernd zu Boden fiel. Die Einzelteile verteilten sich auf
dem Teppich.

17
    Remscheid,
Talsperrenweg, 12:35 Uhr
    Als er am Tatort
eintraf, empfing ihn eine Hektik, die er am frühen Sonntag
eigentlich gar nicht vertrug. Vor dem Haus parkten zwei
Streifenwagen und ein ziviler Dienstwagen der Kripo.
Spurensicherung, vermutete er.
    Dann war er gut im
Timing und konnte sofort mit der Arbeit anfangen, denn erst wenn
die Jungs mit der Arbeit fertig waren, durfte er den Tatort
betreten. Es war nicht so wie bei den Krimis im Fernsehen: Die
Spurensicherung war noch bei der Arbeit, und ein Kommissar, meist
in Begleitung eines trotteligen Assistenten, latschte ohne
Rücksicht auf Mikrospuren durch das Haus, in dem das Opfer
gefunden worden war, und schwang große Reden. In der
Realität durfte der Kommissar erst an die Leiche, wenn alle
Spuren gesichert waren. Na ja, dachte er sich mit einem schiefen
Grinsen, zumindest das Klischee mit dem trotteligen Assistenten
stimmte. Er dachte kurz an Heinrichs und bereute es nicht, alleine
hergekommen zu sein. Sicherlich lag der Pimpf noch immer im warmen
Bettchen, dachte Ulbricht verächtlich. Dort wäre er zwar
am liebsten auch immer noch, doch wenn die Pflicht rief, dann hatte
er noch nie den Schwanz eingezogen. So etwas kannte er nicht, und
er hatte nicht vor, seine Arbeitseinstellung jetzt noch zu
ändern. Also mussten seine Mitmenschen mit einem schlecht
gelaunten Norbert Ulbricht vorliebnehmen. Aber immerhin: Er war
da.
    Ein Notarztwagen
parkte in zweiter Reihe und legte den Verkehr auf der recht
schmalen Straße lahm. Obwohl es sich beim Talsperrenweg nicht
um eine Hauptstraße handelte und es Sonntagmorgen war, hatte
sich bereits ein kleiner Stau auf der engen Straße
gebildet.
    Ulbricht fühlte
sich ausgebrannt, spürte diesen typischen pelzigen Geschmack
im Mund und fuhr sich mit dem Handrücken über das
unrasierte Kinn. Die Bartstoppeln knisterten vernehmlich. Ulbricht
parkte den zivilen Vectra mitten auf der Straße, da sowieso
kein Durchkommen mehr war. Natürlich hatten sich bei diesem
Großaufgebot schon unzählige Schaulustige eingefunden.
Das Grundstück des Hauses hatten die Kollegen bereits mit
Absperrband versehen, sodass kein Unbefugter auf das Gelände
kam. Ulbricht bahnte sich den Weg durch die Menschen, die aufgeregt
miteinander diskutierten. Natürlich hatte sich die Nachricht
vom Tod des Nachbarn wie ein Lauffeuer in der

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