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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Gegend verbreitet. Er
fing Satzfetzen wie »Der passte sowieso nicht in diese
Gegend« und »Schuld ist er es selbst, so wie er mit den
Frauen umsprang« auf und schüttelte den Kopf. Kaum dass
ein Mensch gestorben war, hatten die Mitmenschen nichts Besseres zu
tun, als sich über den Toten das Maul zu zerreißen. Es
gab Momente, in denen er die Menschen einfach nur
hasste.
    »Kommissar
Ulbricht vom KK 11 in Wuppertal«, stellte er sich einem
uniformierten Kollegen aus Remscheid vor. Der Bursche warf einen
Blick auf den Dienstausweis, dann ließ er Ulbricht durch.
Hier in Remscheid kannten ihn nicht alle Polizisten, doch damit
hatte er keine Probleme. Er betrat das Haus und lief einem Kollegen
von der Spurensicherung direkt in die Arme.
    Petersen winkte mit
einem matten Grinsen ab. »Er schon wieder.«
    »Ja, so sieht
man sich wieder, was?« Ulbricht zuckte die Schultern, dann
wurde er ernst. »Und?«, fragte er. »Was habt ihr
rausgefunden, und wer ist der Tote?«
    »Jochen
Baumgart, dreiundvierzig Jahre alt, er verdiente sich sein
tägliches Brot mit Taxifahren in Wuppertal. Der Tote starb
durch einen Schuss in den Oberkörper, abgegeben aus kurzer
Entfernung. Das behauptet jedenfalls der Notarzt. Wenn Sie mehr
wissen wollen, müssen Sie wohl das genaue Obduktionsergebnis
abwarten, fürchte ich. Wir haben nur ein einziges Projektil
gefunden. Es handelt sich hierbei um die Munition einer
kleinkalibrigen Waffe.«
    »Wie unten am
See. Diese Dinger scheinen in Mode zu kommen, hm.« Ulbricht
zog eine Zigarettenpackung aus der Innentasche seines leichten Sommermantels und
zündete sich eine Zigarette an. Nachdenklich paffte er den
Rauch in die Luft. Er überlegte, ob sich ein Serienmörder
im Bergischen Land herumtrieb, der ihm das Leben schwer machte.
»Ich will, dass Sie das Projektil mit dem vergleichen, das
ihr am Beyenburger See gefunden habt. Beide zur KTU, und dann
erwarte ich einen Bericht.«
    Petersen zuckte
gleichgültig die Schultern. »Glauben Sie, dass es sich
um den gleichen Täter handelt?«
    »Keine Ahnung,
aber ich will nichts außer Acht lassen. Zwei Tote innerhalb
weniger Stunden, beide Opfer starben durch einen einzigen gezielten
Schuss aus nächster Nähe, beide abgegeben aus einer
kleinkalibrigen Waffe. Da klingelt doch was, oder?« Ulbricht
tippte sich gegen die Schläfe. »Gut, was muss ich sonst
noch wissen?«
    »Dass es keine
Einbruchspuren gibt vielleicht?«
    »Dann hatte der
Mörder entweder einen Schlüssel, oder unser Opfer kannte
ihn. Möglicherweise öffnete er ihm bereitwillig die
Tür und ließ ihn ins Haus.« Ulbricht blickte sich
um. »Wer wohnte außer dem Opfer noch
hier?«
    »Niemand.
Baumgart war geschieden, und auch die Freundin hat vor kurzem
Schluss mit ihm gemacht. Er hat angeblich zu viel gesoffen.«
Schulterzucken. »Draußen steht ein Kasten Bier, und im
Wohnzimmer eine leere Whiskyflasche.«
    »Wer sagt
das?«
    »Die Nachbarn.
Er soll gesoffen haben wie ein Loch, wenn er nicht gerade mit dem
Taxi unterwegs war. Und die Frauen…" Eine abwertende
Handbewegung. »Die Kollegen vom Streifendienst waren so
freundlich, die gesamte Nachbarschaft zu
befragen.«
    »Prima. Dann
werde ich mich wohl später mit Exfrau und Ex-Geliebter
auseinandersetzen.«
    »Tun Sie, was
Sie nicht lassen können, Herr Kollege.« Petersen zuckte
die Schultern. »Ich wäre dann so weit. Fotos bekommen
Sie in ein, zwei Stunden per E-Mail.«
    Ulbricht nickte
zufrieden. Er zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, trat an die
Haustür, warf den Stummel auf die erste Stufe und trat ihn mit
dem Absatz seiner Schuhe aus. Dann ging er zurück ins Haus und
wandte sich an Petersen. »Kann ich den Toten jetzt
sehen?«
    »Klar. Kommen
Sie.« Petersen führte Kommissar Ulbricht von der
unaufgeräumten Diele in eine große, lichtdurchflutete
Wohnküche. Die Einbauküche war nicht mehr das neueste
Modell, wirkte aber immer noch sehr hochwertig. Der Herd mit
Cerankochfeld, darüber eine Dunstabzugshaube in
Edelstahloptik. Eine breite Anrichte, darauf eine
Designkaffeemaschine und ein Toaster, darunter eine
Spülmaschine. Hier würde sich wohl jede Frau
wohlfühlen, dachte der Kommissar in einem Anflug von Wehmut.
Ulbricht fragte sich, wie sich ein Taxifahrer ein derart
großes Haus mit einer relativ teuren Küche leisten
konnte. Vermutlich hatte seine Exfrau gut verdient, und nun hatte
Baumgart mit dem teuren Haus alleine dagestanden, vielleicht auch
ein Grund, das Saufen anzufangen, so wie es die Nachbarschaft
hinter

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