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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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sie zu sich. »Frau
Göbel, schön, dass Sie da sind!« Michael Eckhardt
strahlte. Schon am frühen Morgen war sein modisches Hemd mit
Kaffeeflecken besudelt, die Krawatte hing auf halb acht, und die
dunklen Haare standen ihm zu Berge. Vermutlich war er schon seit
Stunden im Sender. Einige Kollegen munkelten sogar hinter seinem
Rücken, dass er manchmal im Studio
übernachtete.
    »Kommen Sie kurz
mit in mein Büro. Die Redaktionskonferenz wird schon nicht
ohne mich beginnen.« Er grinste schief und zog Heike in sein
Büro. Nachdem er die Tür ins Schloss gedrückt hatte,
bot er ihr einen Platz und Kaffee an. Heike setzte sich und freute
sich auf einen starken Kaffee vom Chef höchstpersönlich.
Die Geräuschkulisse des angrenzenden Büros drang nur noch
gedämpft an ihre Ohren. Eckhardt machte sich an der
chromglänzenden Designerkaffeemaschine zu schaffen. Heike
beobachtete ihn ein wenig amüsiert, wie er mit verkniffener
Miene die Maschine in Gang setzte und schließlich stolz wie
ein kleiner Junge grinste, als das teure Gerät die Arbeit
aufnahm. Eckhardt war Mitte vierzig, nicht sonderlich groß,
von normaler Statur. Er war Vollblutjournalist und lebte für
die Wupperwelle. 
    »Das sind ja
tolle Nachrichten, die man von Ihnen hört«,
eröffnete Eckhardt das Gespräch. Er setzte die Maschine
in Gang und ließ sich mit einem zufriedenen Seufzer auf
seinen ledernen Sessel sinken. Mit hinter dem Kopf
verschränkten Armen betrachtete er die Reporterin. »Oh,
neue Haarfarbe?«
    »Ja.« Sie
lächelte. Noch gestern Abend hatte Stefan mit ihr zum
Drogeriemarkt im Bahnhof Döppersberg fahren müssen, der
auch an den Wochenenden geöffnet hatte. Nach dem schrecklichen
Ereignis auf Schloss Burg hatte sie das dringende Bedürfnis
verspürt, ihre Haarfarbe und Frisur zu verändern. Stefan
hatte das belächelt, ihr aber letzten Endes doch beim
Färben im Bad geholfen. Eine ziemliche Sauerei war das
gewesen, und die ganze Bude hatte nach der ätzenden Chemie des
Färbemittels gestunken. Und sie hatte eine knappe Stunde das
Bad putzen müssen, da die Farbe überall gelandet war,
nicht nur auf ihrem Kopf. Aber das Ergebnis konnte sich sehen
lassen, und auch Stefan fand es »interessant und
abwechslungsreich«, jetzt eine rothaarige Freundin zu
haben.
    »Steht Ihnen,
nein, wirklich.« Eckhardt nickte anerkennend. Er betrachtete
seine heißgeliebte Kaffeemaschine, die röchelnd ihren
Dienst aufnahm. Würziger Kaffeeduft breitete sich im Büro
aus. »Ich habe gehört, dass nicht gerade ein erholsames
Wochenende hinter Ihnen liegt«, wechselte er
schließlich das Thema und wurde ernst.
    »Das kann man
wohl sagen.« Eigentlich hatte Heike keine Lust, dem Chef
haarklein von den Ereignissen zu berichten. »Wir hatten sogar
einen Beitrag bei den Kollegen von Radio
Berg-Land.«
    »Ich weiß,
ich weiß.« Beschwichtigendes Nicken, betroffene Miene.
»Schließlich war es im Dienst der Sache, insofern habe
ich keine Probleme damit, wenn wir mit den Kollegen kooperieren.
Kommissar Ulbricht war so freundlich, mich im Vorfeld zu
informieren.« Eckhardt grinste jovial. »Wie Sie wissen,
sind wir befreundet. Und die Zusammenarbeit zwischen unserem Sender
und den Behörden ist genau das, was
ich mir lange schon gewünscht habe.« Heike hatte an
diesem Morgen keine Lust auf Geplänkel. Ihre Nerven lagen
blank, und sie war müde. »Was kann ich für Sie tun,
Herr Eckhardt?«
    »Bleiben Sie am
Ball.« Er grinste eine Spur breiter. Der Kaffee war fertig,
er sprang auf und füllte zwei Tassen. »Machen Sie
einfach so weiter, wie es angefangen hat. Von mir haben Sie jede
Unterstützung.« Der Chef des Senders reichte Heike eine
Tasse. »Ich will eine heiße Story, dass Sie das
können, haben Sie mir schon des Öfteren
bewiesen!«    
    Sie tranken
schweigend. Dann fuhr er fort: »Übrigens gehört der
BMW, der in den letzten Mordfall verwickelt ist, einem Freund von
mir.« Eckhardt beobachtete sie über den Rand seiner
Tasse. Abwartend, lauernd.
    In Heike schrillten
Alarmglocken. Deshalb musste sie also zu ihm kommen.
    Entschuldigende Geste,
mit schräg gelegtem Kopf. »Keine Angst, er ist in
Ordnung, für ihn würde ich beide Hände ins Feuer
legen.«
    »Wie dem auch
sei: Sein Auto wurde als Fluchtfahrzeug nach einem Mord
genutzt«, stellte Heike fest.
    »Entweder hat
Herr Seiler ein falsches Nummernschild notiert, oder
Reinhardt«, er machte eine Pause mit einem entschuldigenden
Lächeln, »Herr Klinke, hat den Wagen kurzfristig
verliehen.

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