Bittere Pille
auf Ihr
Fahrzeug, das genannte Kennzeichen ebenfalls. Deshalb bin ich
hier.«
»Das muss ein
Irrtum sein.« Keine Spur von Unsicherheit, kein Zucken im
Augenwinkel, nichts. Er war sich seiner Sache sicher. »Kommen
Sie«, sagte er und führte Heinrichs in sein
Arbeitszimmer. Eine große Fensterfront ins Grüne, davor
ein wuchtiger Schreibtisch. Auf den Sideboards Automodelle in
Glasvitrinen. Kein Kinderspielzeug, sondern hochwertige,
detailgetreue Sammlerobjekte.
»Nehmen Sie
Platz.« Er drückte die Tür ins Schloss und deutete
mit dem Kinn auf einen der freien Stühle vor seinem
Schreibtisch, den er umrundete und sich dahinter verschanzte.
Klinke legte die Fingerspitzen beider Hände aneinander und
betrachtete Heinrichs aufmerksam. »Was kann ich für Sie
tun?«
»Ich glaube, ich
habe mich klar ausgedrückt. Ihr Fahrzeug war an einem Attentat
beteiligt und konnte anhand des amtlichen Kennzeichens
identifiziert werden. Ich glaube, ich muss Ihnen nicht
erklären, wie eine Halteranfrage
funktioniert.«
»Nein, das
müssen Sie nicht.« Er schüttelte den
Kopf.
»Darf man
erfahren, was Sie beruflich machen?«
»Ich bin
Autohändler.« Jetzt lächelte er, ein joviales
Augenzwinkern. »Autos sind meine Leidenschaft, und ich
verdiene mein Geld damit - was will man mehr?« Er bleckte
eine Reihe strahlend weißer Zähne und lachte
gönnerhaft.
Heinrichs nickte.
»Ich brauche die Nummer Ihres Freundes, und die Anschrift.
Wir werden Ihr Alibi überprüfen
müssen.«
»Rufen wir ihn
doch sofort an«, schlug Klinke vor und griff nach dem Telefon.
Während er die Nummer eintippte, nannte er Heinrichs den Namen
und die Anschrift seines Freundes. Er schrieb mit.
Während das
Freizeichen ertönte, schaltete Klinke den Lautsprecher des
Telefons ein, sodass Heinrichs vom ersten Moment an mithören
konnte. Es dauerte nicht lange, bis sich eine sonore Stimme
meldete.
»Reinhardt hier,
entschuldige die Störung, aber ich habe die Kripo hier sitzen.
Der junge Mann hört freundlicherweise mit. Wenn du ihm sagen
könntest, wo ich vor einer guten Stunde war?«
Klinke hatte die
Hände gefaltet. Ein Zeichen von Nervosität? Heinrichs
grinste in sich herein. Die Falle schnappte sicherlich gleich
zu.
»Bei dir, alter
Junge«, kam es wie aus der Pistole geschossen aus dem
Lautsprecher des Telefons. Heinrichs glaubte zu sehen, dass ein
zentnerschwerer Stein von Klinkes Herzen fiel. »Wie immer
sonntags haben wir uns nach dem Golfspielen bei dir auf einen
Absacker getroffen. Sie müssen wissen, dass wir das schon seit
Jahren tun. Es ist unsere Art, das Wochenende ausklingen zu lassen.
Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes geschehen?« Die Stimme
klang besorgt.
»Wir ermitteln
in einem Mordfall. Mehr darf ich Ihnen dazu nicht sagen,
sorry.«
»Natürlich.«
Verstehendes Lachen. »Aus ermittlungstaktischen Gründen,
wie es immer so schön heißt. Nun denn, ich hoffe, ich
konnte Ihnen ein wenig helfen.«
»Ja. Danke
für die Auskunft.« Heinrichs nickte, was der Angerufene
natürlich nicht sehen konnte. Er gab Klinke ein Zeichen.
»Okay, Christoph, dann danke ich dir. Ich melde mich bei
dir!« Klinke drückte einen Knopf auf dem Telefon und
legte auf. Er beugte sich weit über den
Schreibtisch.
Heinrichs kam sich
vor, als hätte sein Wer-wird-Millionär-Kandidat eben den
Telefonjoker eingesetzt - und gewonnen.
»Kann ich sonst
noch etwas für Sie tun?«
Arrogantes Arschloch,
durchzuckte es Heinrichs, doch er übte sich in Diplomatie und
erwiderte das Grinsen seines Gegenübers. »Danke,
nein.« Er erhob sich. »Ich finde alleine
heraus.«
24
Schloss Burg, 19:25
Uhr
Es war eine bizarre
Szenerie. Männer in weißen Faseranzügen liefen
über den Schlossplatz und sicherten Spuren. Ein Fotograf
machte Aufnahmen vom Tatort, und das rotweiße Absperrband
flatterte im seichten Abendwind. Ulbricht stand mit Heike und
Stefan etwas abseits und betrachtete das Geschehen. Die Hände
hatte er in die Hosentaschen versenkt. Soeben war der Wagen des
Bestatters vom Hof gerollt.
»Leiche Nummer
drei«, murmelte Ulbricht kopfschüttelnd.
»Was hat denn
die Halteranfrage für den BMW ergeben?«, fragte
Stefan.
»Negativ. Aber
damit sind wir noch nicht fertig. Der Wagen gehört einem
Autohändler in Wuppertal, der ein etwas schwammiges Alibi hat.
Angeblich war er zur Tatzeit mit einem Freund bei sich zu Hause.
Wir werden das überprüfen müssen.«
»Ein
Autohändler?« Heike legte den Kopf schräg.
»Welches Interesse könnte ein Autohändler
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