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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Immerhin ist er Autohändler, und da ist es nicht
auszuschließen, dass er seinen Wagen verleiht, um
Kaufinteresse bei einem potenziellen Kunden zu
wecken.«
    »Warum hat er
das dann nicht der Kripo gesagt?«
    »Das müssen
Sie ihn schon selber fragen, fürchte ich.« Eckhardt
stellte die Kaffeetasse auf den Tisch und kehrte beide
Handflächen nach oben. »Übrigens war ich gestern
Nachmittag auch bei der Runde im Golfclub anwesend. Er war wie
immer sonntags dort und ist wie immer nach dem Spiel mit seinem
Jugendfreund nach Hause gefahren, um dort noch einen Drink zu sich
zu nehmen.
    Das tun sie immer,
schon seit Jahren, eine alte und liebgewonnene Tradition der
beiden.« Eckhardt lächelte
versonnen.         
    »Chef, ich muss
feststellen… Sie verkehren in Kreisen, das hätte ich
nicht von Ihnen gedacht, wirklich nicht.« Heike lächelte
kokett. »Was treibt dieser Jugendfreund, mit dem er nach dem
Match nach Hause gefahren ist?«
    Eckhardt erhob sich
und trat ans Fenster. Auf der B 7 floss der Verkehr vorüber.
Eine Schwebebahn hatte soeben die Station »Alter Markt«
verlassen und passierte die Kreuzung. Majestätisch erhoben
sich die achtunddreißig Meter hohen Doppel-H-Pylonen in den
wolkenfreien Himmel. Das charakteristische Quietschen der Bahn war
nach der Modernisierung des Gerüsts auf der Strecke geblieben.
Eckhardt hockte sich auf die Fensterbank und blickte hinaus. Die
Wupper führte nicht sonderlich viel Wasser, und ein
Fischreiher stelzte auf der Suche nach Beute durch den Fluss. Es
war ein fast idyllisches Bild mitten in der Stadt.
    »Er ist
Mediziner, leitender Arzt an der Privatklinik Wiesenhang in
Ronsdorf.«
    »Er ist
Arzt?« Heike verschluckte sich fast an ihrem Kaffee. Das
passte zu der Geschichte, die ihnen Monika Born kurz vor ihrem Tod
erzählt hatte. Was, wenn die beiden gemeinsame Sache machten,
der Autohändler und der Mediziner? Ein korrupter Arzt
könnte möglicherweise ein Motiv haben, lästige
Zeugen aus dem Weg zu räumen. Drei ungebetene Zeugen waren ihm
gefährlich geworden - alle waren tot. Heike beschloss sofort,
das Hauptaugenmerk auf den Chefarzt der Privatklinik zu
lenken.
    »Trauen Sie
diesem Arzt einen Mord zu?«, fragte sie unvermittelt.
Eckhardt blickte sich zu seiner Mitarbeiterin um. »Was soll
diese Frage?« Eine steile Falte hatte sich zwischen seinen
Augenbrauen gebildet.
    »Ich meine,
kennen Sie den Mann gut genug, um auszuschließen, dass er
imstande wäre, einen Mord zu begehen, oder besser, drei Morde
zu begehen?«
    »Manchmal geht
die Phantasie mit Ihnen durch, Frau Göbel.«
    »Ich habe schon
Pferde kotzen sehen«, erwiderte sie schnell und entschuldigte
sich sofort für ihre Ausdrucksweise. »Und sind nicht die
Zeitgenossen, denen man es am wenigsten zutraut, die grausamsten
Mörder?«
    »Ich kenne Dr.
Brechtmann nicht gut genug, um ihn einschätzen zu
können«, erwiderte Eckhardt etwas versöhnlicher.
»Er ist ein netter Kerl, und ich sehe ihn fast immer auf dem
Platz, wenn ich mir die Zeit zu einem Golfspiel nehme.« Er
rutschte von der Fensterbank herunter und ging zum Schreibtisch
zurück. »Vielleicht fragen Sie ihn selber einmal. Ich
gebe Ihnen seine Nummer.« Er machte sich am Computer zu
schaffen und druckte Heike einen Auszug aus seinem Adressbuch aus.
»Aber gehen Sie um Himmels willen diskret
vor.«
    »Natürlich,
Sie kennen mich doch«, lächelte Heike und warf einen
Blick auf den Zettel. »Was ist das überhaupt für
eine Privatklinik?«
    »Schwerpunktmäßig
plastische Chirurgie für Privatpatienten. Mit den Privaten ist
das schnellere Geld zu verdienen«, erwiderte Eckhardt
lächelnd. »Das deutsche Gesundheitswesen geht am Stock,
aber da erzähle ich Ihnen ja nichts Neues.«
    »Nein, leider
nicht.« Heike beugte sich vor. »Denken Sie, ich kann
Ihren Freund Reinhardt Klinke auch zu der Sache
befragen?«
    »Tun Sie, was
Sie nicht lassen können, Frau Göbel. Aber wie ich schon
sagte, möglicherweise hat er den Wagen zur Tatzeit verliehen.
Und ehrlich gesagt kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass
Reinhardt an der Sache beteiligt ist.«
    »Sie haben nicht
zufällig gesehen, mit welchem Auto er gestern zum Golf
gekommen ist?«
    »Nein. Aber wenn
Sie mögen, fragen Sie ihn einfach. Reinhardt ist ein
umgänglicher Kerl, der wird Ihnen schon nichts antun.«
Der Chefredakteur lächelte verlegen, als ihm - offenbar erst
jetzt -bewusst wurde, dass der Wagen seines Freundes in einem
Mordfall eine Rolle spielte. »Ich kann Sie auch gern bei

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