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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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mit ’nem kleinen Ausflug an den
Rhein?«
    Kalla verstand nicht,
worauf Heike hinauswollte. »Keine Angst, den Sprit bezahl ich
dir. Du musst auch sehen, dass du über die Runden kommst. Bei
diesem schönen Wetter macht Autofahren bestimmt doppelt so
viel Spaß, oder?«
    »Gib mir
’nen Tipp.«
    Heike lächelte
ihn an. »Ich dachte an eine Fahrt ins schöne
Koblenz.«    
    »Aber wohl nicht
an Eisessen am Deutschen Eck, oder?«
    »Nein, wir sind
ja zum Arbeiten dort.«
    Kalla klemmte sich
schweigend hinters Lenkrad, startete den Diesel und beugte sich
schwerfällig nach rechts, um die Beifahrertür
aufzudrücken. »Komm schon«, rief er gegen das
Tuckern seiner Droschke an. »Worauf wartest
du?«
    Das ließ Heike
sich nicht zweimal sagen.

33
    Klinik Wiesenhang,
11:35 Uhr
    Sie hatten sich eine
Bank im Schatten einer alten Pappel ausgesucht. Patienten in
Jogginganzügen lustwandelten durch den Park und erfreuten sich
an der großflächigen Grünanlage. Vermutlich ahnten
sich nicht, mit welchem Geld der Park errichtet worden war. Das
Plätschern des Brunnens drang an ihre Ohren. Eine Libelle
tanzte im Sonnenlicht über die
Wasseroberfläche.
    Stefan, der eben das
Telefonat mit Heike beendet hatte, schob das Handy in die
Gesäßtasche seiner Jeans.
    »Ist sie sehr
eifersüchtig?« Danni rauchte und betrachtete Stefan von
der Seite.
    Schulterzucken.
»Wir arbeiten schon so lange zusammen, und da sind wir uns
auch privat näher gekommen. Aber - ja, Heike ist ziemlich
eifersüchtig.«
    Danni nickte
verstehend. Schnell wechselte sie das Thema. »Du bist ja ein
richtiger Star in der Stadt geworden«, stellte sie fest.
»Jeder kennt deinen Namen!«
    Stefan winkte ab.
»Ist halb so wild, wirklich. Jeder, der die Wupperwelle
hört, kennt meine Stimme und den Namen, aber ich kann immer
noch unerkannt durch die Stadt gehen.«
    »Ist eigentlich
gar nicht mal so schlecht.« Ein Zug an der Zigarette, das
Lächeln stand in ihrem runden Gesicht, der Blick nach unten,
auf die Birkenstocks. »Berühmt, und doch unerkannt
unterwegs.«
    Sie wippte mit den
Füßen. Das hatte sie früher immer schon getan, wenn
sie auf der Schaukel am Spielplatz gehockt hatten. Manche Dinge
änderten sich nie.
    »Aber jetzt will
ich wissen, was du hier so treibst. Schließlich bin ich hier,
um etwas über euren Laden zu erfahren. Was ist so heiß,
dass du es mir nicht am Telefon schildern
konntest?«  
    Sie blickte sich um,
wieder ein Zug an der Zigarette. Erst als sie sicher sein konnte,
dass sich niemand in Hörweite befand, eröffnete sie das
Gespräch. »Hör zu, ich muss sicher sein, dass ich
dir vertrauen kann, Stefan.«
    »Hallo - wie
lange kennen wir uns?«
    »Schon gut,
versteh mich nicht falsch, aber wenn rauskommt, was ich mitbekommen
habe, dann kann der Laden
zumachen.«       
    Sie deutete mit dem
Kinn auf das Hauptgebäude der Klinik. »Brechtmann
wandert in den Knast, und die Patienten werden mit Schadensersatz-
und Schmerzensgeldforderungen auf die Barrikaden gehen, so viel
steht fest.«
    »Das klingt
nicht gerade nach einem kleinen Kunstfehler.«
    »Absolut nicht,
nein.« Bitteres Lachen. Kopfschütteln. »Das
ist Berechnung.
Den Tod eines Patienten nimmt man billigend in Kauf, um
geschäftlich weiterzukommen. Experimente, die an Patienten
durchgeführt werden, der Einsatz von nicht zugelassenen
Arzneimitteln und noch viel mehr.«
    »Geht noch viel
mehr?« Sarkasmus schwang in Stefans Stimme mit.
    »Und ob. Ich war
bei einem Eingriff anwesend, bei dem ein Patient starb. Man
riskierte leichtfertig seinen Tod, um ein Medikament an ihm zu
testen. Er überlebte den Versuch nicht, und Brechtmann hatte
nichts Besseres zu tun, als seine Leiche möglichst schnell
verbrennen zu lassen - das hatte die Frau des Toten so angeordnet,
sollte ihm etwas zustoßen und er den Eingriff nicht
überleben. Insofern hat sie Brechtmann unwissend den
Rücken freigehalten. Brechtmann konnte den Leichnam schnell
zum Krematorium schaffen lassen. Die Leiche des Patienten wurde
schnell verbrannt - er hat wohl Beziehungen zum
Krematorium - und somit alle Beweise vernichtet.«
    Stefan stierte auf die
Wasseroberfläche des Teiches. »Das sind ziemlich schwere
Anschuldigungen, die du da erhebst«, sagte er
schließlich. Das, was er von seiner alten Freundin
hörte, passte zu dem, was sie von Monika Born erfahren
hatten.
    »Schwer? Ja,
vielleicht. Aber ich schwöre, dass da Mist gebaut wird,
immerhin war ich selber dabei. Und ich habe dich angerufen, um

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