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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Käufer zu gewinnen,
so finanzierten sie im Winter die weihnachtliche Beleuchtung der
Alleebäume. Seit einiger Zeit diskutierte man darüber, ob
man den unteren Teil der Alleestraße wieder für den
Autoverkehr freigeben sollte, so wie dies früher der Fall
gewesen war.
    Aber er war nicht
hier, um sich um die Sorgen der Einzelhändler zu
kümmern.
    Er hatte sich an einem
der freien Tische eines Eiscafes niedergelassen und streckte die
Füße weit von sich. Nur einen Moment abschalten, einen
kühlen Kopf gewinnen wollte er, bevor es weiterging. Er musste
untertauchten, daran führte kein Weg vorbei. »Du hast
was?« Sie klang entsetzt. »Sag das noch
mal!«
    »Ich habe sie
aus dem Verkehr gezogen«, wiederholte er leise. Die Leute an
den Nebentischen brauchten schließlich nicht mitzuhören.
Stolz war er auf seine Tat wahrlich nicht. »Sie liegt jetzt
im Kofferraum. Da kann sie keinen Schaden
anrichten.«
    »Bist du
völlig verrückt geworden?«, keifte sie am anderen
Ende der Leitung. Ihre Stimme überschlug sich. »Das ist
Entführung. Sie werden im ganzen Land nach dir suchen, und
dann bist du fällig!«
    »Ich pass schon
auf mich auf, also zerbrich dir nicht meinen Kopf.« Er hasste
es, wenn sie mit ihm sprach, als sei er ein kleiner, dummer Junge.
»Ich werde mich nach Bergisch Gladbach durchschlagen. Ein
Freund ist in Urlaub, seine Wohnung steht leer. Dort werde ich sie
verstecken. Niemand wird sie dort finden.«
    »Du solltest
diese Akte besorgen, mehr nicht!«
    »Das habe ich
versucht, aber wahrscheinlich hat sie das Ding schon verschwinden
lassen. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass sie die
Unterlagen an diesen Radioreporter weitergegeben hat. Was das
bedeutet, muss ich dir wohl nicht erklären,
oder?«
    »Mist. Das darf
nicht passieren.« Plötzlich klang sie verunsichert.
»Was sollen wir denn nun machen? Ich meine, die Akte ist sein
Untergang. Dann können wir alle Pläne, die wir hatten,
vergessen. Er wird jahrelang ins Gefängnis kommen, wenn man
ihm das vorwerfen kann, worauf dieser Born
schon hingearbeitet hat.«
    »Überlass
das nur mir. Ich habe die Kleine, und du kümmerst dich um
deinen Märchenprinzen. Also - immer schön locker
bleiben.«
    »Wie konnte das
passieren?«
    »Ich war in
ihrer Wohnung, um nach der blöden Akte zu suchen. Nachdem ich
alles auf den Kopf gestellt hatte, stand sie plötzlich im
Türrahmen. Was sollte ich denn machen, schließlich hatte
ich keine Maske, und sie hat mich gesehen. Bei jeder
Polizeidienststelle hätte sie ein Phantombild anfertigen
können, dann wäre ich geliefert gewesen. Jetzt haben wir
also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Ich bleibe
unentdeckt, und wir haben ein Druckmittel, sollte es der
Radioreporter wagen, etwas von dem, was er jetzt weiß, zu
senden. Ich werde mich später um ihn kümmern. Aber erst
mal muss ich untertauchen.«
    »Von einer
Entführung war keine Rede. Du reitest dich immer tiefer in die
Scheiße hinein.« Ihre Stimme klang belegt.
    »Ich sagte doch,
dass das so nicht geplant war, mein Gott!« Er blickte sich
um, als er etwas zu laut geworden war. Die Leute an den
Nebentischen blickten neugierig zu ihm herüber. Er grinste
unverfänglich und senkte seine Stimme.
    »Wie du meinst.
Ich bete, dass alles gutgeht.«
    »Das wird es.
Ich lasse dich nicht hängen, zudem steckte ich jetzt auch
tiefer in der Sache drin, als mir lieb ist. Also verlass dich auf
mich!« Er winkte der blutjungen Kellnerin, um die Rechnung zu
bezahlen. Es war Zeit, von hier zu verschwinden.
    Prüfender Blick
nach links und rechts. Niemand interessierte sich mehr für
ihn.
    »Wenn du
auffliegst, ist es eine Frage der Zeit, bis ich auch dran
bin.«
    »Unsinn. Ich
mach mein Ding. Da hast du nichts mit zu tun. Bezahl mich einfach
pünktlich, und ich werde bei den Bullen nicht singen - auch
nicht, wenn man mich kriegt. Sobald die Nummer gelaufen ist und ich
meine Kohle habe, bin ich auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Sag
ihm das ruhig!«
    »Das Geld ist
das kleinste Problem.«
    »Na
bitte.« Er grinste zufrieden. Genau das hatte er hören
wollen. »Dann verstehen wir uns doch. Du besserst meinen
armseligen Lohn auf, und ich halte dir den Rücken frei, so
einfach ist das.«
    »Wie du meinst.
Sei vorsichtig.«
    »Immer
doch.« Feistes Grinsen, roter Knopf. Gespräch beendet.
Handy in die Hemdstasche.
    Sie würden ihm
nichts anhaben können, da war er ganz sicher. Der Wagen stand
in einer der Parkbuchten an der Konrad-Adenauer-Straße.
Natürlich hatte er

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