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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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meinem
Sekretariat in der Klinik!«
    »Gegen Sie
werden schwere Vorwürfe erhoben.«
    »Wer wirft vor?
Und vor allem: Was wirft man mir vor?« Brechtmann hatte leise
gesprochen. In seinem linken Augenwinkel zuckte es nervös. Er
hatte sich schlecht unter Kontrolle, stellte Stefan triumphierend
fest. 
    Er atmete einmal tief
durch und entschied sich dann für den Frontalangriff:
»Es heißt, dass Sie ein nicht zugelassenes Medikament
an einem Patienten ausprobiert haben. Er ist daran gestorben, und
Sie hatten es ziemlich eilig, die Leiche verschwinden zu
lassen.«
    Eine steile Falte
hatte sich auf Brechtmanns Nasenwurzel gebildet. »Was
erlauben Sie sich!«, wetterte er. Seine Augen schienen
Blitze in
Stefans Richtung abzufeuern. »Das ist übelste
Verleumdung, mein Anwalt wird Sie und Ihren kleinen Sender
verklagen. Wissen Sie überhaupt, was Sie da sagen?«
Brechtmann tobte.
    »Ich habe
zuverlässige Informationsquellen.« Stefan hatte nicht
vor, sich einschüchtern zu lassen.
    »Das
interessiert mich nicht. Sollten Sie sich erdreisten, werde ich
eine einstweilige Verfügung verhängen lassen, und Ihr
Sender verstummt für immer, darauf können Sie sich
verlassen.«
    »Brechtmann, ein
Mensch ist gestorben«, erinnerte Stefan ihn. »Das
gehört bedauernswerterweise zum Klinikalltag.« Der
Mediziner hatte Mühe, sich wieder zu beruhigen. »Der Tod
ist allgegenwärtig, und wir Ärzte sind keine
Halbgötter in Weiß, wie es oft heißt.« Er
machte noch einen Schritt auf seinen Besucher zu. »Und noch
etwas: Das Medikament, das wir dem Mann verabreicht haben, ist neu
und noch nicht lange auf dem Markt, allerdings. Dennoch sollten Sie
vorsichtiger mit Ihren Anschuldigungen sein, Herr Seiler.«
Jetzt rang er sich ein Lächeln ab.
    »Sie sind ein
korrupter Mediziner«, stellte Stefan unbeeindruckt fest.
»Sie kassieren immense Summen dafür, dass Sie
Arzneimittel an Patienten testen - ohne deren
Wissen.«
    »Das ist
unverschämt. Ich habe einen Ruf zu verlieren!«
Brechtmanns Gesicht war in Sekundenschnelle puterrot geworden.
»Verschwinden Sie, bevor ich mich vergesse und die Polizei
rufe.«
    »Das sollten Sie
vielleicht wirklich tun.« Stefan lehnte sich noch weiter aus
dem Fenster. »Vielleicht haben Sie gehört, dass es drei
Morde gegeben hat, mit denen Sie in Zusammenhang stehen. Ich
glaube, Sie haben wirklich einige Leichen im Keller, Herr Doktor
Brechtmann. Wahrscheinlich sogar im wahrsten Sinne des
Wortes.«
    »Ich werde mich
bei Herrn Eckhardt beschweren!«
    »Und ich werde
Ihnen Beweise bringen, dass Sie mit Versuchsreihen für die
Pharmakonzerne Geld unter der Hand verdienen und leichtfertig mit
dem Leben Ihrer Patienten umgehen«, konterte Stefan und schob
trotzig das Kinn vor. »Wir sehen uns, Herr Brechtmann.«
    Dieser arrogante Arzt
machte ihn wütend. Stefan ließ ihn einfach stehen. Er
hatte genug gehört. Es war eine Frage der Zeit, bis Brechtmann
Ulbricht und seinen Leuten in die Falle ging. Vielleicht sollte er
Ulbricht anrufen und ihm sagen, wo Brechtmann sich aufhielt.
Wütend stapfte er zum Käfer zurück, klemmte sich
hinters Lenkrad und startete den Motor. Er setzte ein paar Meter
zurück, wendete mit quietschenden Reifen und fuhr zurück
zum Staller Weg. Im Rückspiegel sah er, wie Brechtmann mitten
auf der kleinen Straße stand und ihm mit regungsloser Miene
nachblickte. Jetzt war er gewarnt, dachte Stefan, nachdem seine
erste Wut verraucht war. Vielleicht hatte er einen Fehler
begangen.
    *
    Er hatte das
große Gartencenter am Scheideweg erreicht, als sein Handy
klingelte. Stefan bremste und steuerte den Käfer an den
Straßenrand. Der Anrufer hatte seine eigene Rufnummer
unterdrückt, also meldete er sich mit einem sachlich
distanzierten »Hallo?«
    »Nichts von dem,
was wir jetzt besprechen, geht über den Äther.«
Männlich, mittleres Alter, akzentfrei. Die Stimme kannte
Stefan nicht.
    »Wer spricht
denn da?« Stefan schaltete den Motor aus.
    »Das tut nichts
zur Sache, ich weiß, wer Sie sind, und das genügt. Ich
mache es kurz: Daniela George befindet sich in unserer Gewalt. Wir
wissen, dass sie Ihnen Dinge erzählt hat, die Sie nichts
angehen. Und Dinge, die nicht für einen lokalen Radiosender
bestimmt sind. Also halten Sie sich raus, sonst geht es Ihrer
Freundin bald schon ziemlich dreckig. Ein Wort darüber im
Radio, und Sie haben Ihre Freundin auf dem Gewissen,
Seiler.«
    Stefan hoffte, sich
verhört zu haben. Ihm wurde siedendheiß. In wenigen
Sekunden bildeten sich winzige

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