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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Schweißperlen auf
seiner Stirn.
Schlaglichtartig tauchten die Bilder einer gefesselten, geknebelten
und misshandelten Danni vor seinem geistigen Auge auf. Alles in ihm
verkrampfte sich.
    Man hatte Daniela
entführt!
    Er fühlte einen
dicken Kloß in der Kehle und schluckte trocken. »Was
wollen Sie?«, fragte er mit heiserer Stimme.
    »Drücke ich
mich so unklar aus? Sie wissen Dinge, die Sie niemandem
erzählen sollten. Und Sie haben Unterlagen von Daniela George
bekommen, die wir gern wiederhätten.«
    »Wo ist Daniela
jetzt?« Stefan war nicht fähig, vernünftig zu
reagieren. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen, und ein nicht
gekanntes Gefühl von Panik stieg in ihm auf. Er fühlte
sich machtlos, und der Gedanke, Danni in der Gewalt von Kidnappern
zu wissen, brachte ihn fast um den Verstand.
    »Das geht Sie
nichts an, Seiler. Sie lebt - noch. Das muss fürs Erste
reichen. Wir melden uns, um eine Übergabe zu vereinbaren. Ich
schlage Ihnen einen Tausch vor: die Akte gegen Ihre Freundin. Und
machen Sie keine Dummheiten - wir sitzen am längeren Hebel.
Und wir hören Ihren Sender. Dass ich keine Bullen sehen will,
muss ich nicht betonen. Also, halten Sie sich, im Interesse Ihrer
Freundin, an unsere Regeln.«
    »Wie geht es
jetzt weiter?«
    »Wir melden uns.
Bis dahin halten Sie gefälligst die Füße still. Es
wird zu einer Übergabe kommen. Die Akte gegen Ihre Kleine. Wie
gesagt - sehe ich einen Bullen, stirbt die Frau. Und halten Sie
mich nicht für blöd, ich weiß, dass es kein Problem
ist, die Akte zu kopieren, bevor Sie mir die Unterlagen
aushändigen. Aber das sollten Sie nicht tun. Wie Sie sehen,
sind wir immer am Ball und schlagen zu, wenn etwas nicht nach
unseren Wünschen läuft. Also hüten Sie
sich.«
    »Wie stellen Sie
sich das vor, wenn…«, rief Stefan, doch der Anrufer
hatte bereits aufgelegt. Stefan umklammerte das Handy fester und
schüttelte wütend den Kopf. Danni hatte ihm doch
erzählt, dass sie verfolgt wurde. Warum hatte er
sie alleine nach Hause gehen lassen? Er machte sich schwere
Vorwürfe. Stefan tippte Ulbrichts Nummer ein. Der Kommissar
musste ihm helfen, dachte er wütend, während ein Trecker
mit einem uralten Anhänger an ihm vorüberrumpelte. Das
Gespann verlor bei jedem Schlagloch Mist. Stefan lauschte dem
Freizeichen. Plötzlich wusste er, warum er Danni nicht
telefonisch erreicht hatte. Vermutlich hatte sie ihn warnen wollen,
als die Verbindung abgebrochen war. Sorgenvoll trommelte er auf dem
dünnen Lenkradkranz des Käfers herum. Ulbricht meldete
sich nicht. Hatte der Kommissar etwa schon Feierabend? Stefan
unterbrach die Verbindung, wartete einen Augenblick und wählte
dann neu. Auch diesmal erreichte er Ulbricht nicht.
    Er spielte mit dem
Gedanken, die Polizei über die reguläre Amtsleitung
anzurufen. Doch erstens würde er dann übers Handynetz bei
der örtlichen Polizei landen und nicht in Wuppertal, und
zweitens hatte ihn der Anrufer davor gewarnt, die Polizei
einzuschalten. Ulbricht steckte drin in dem Fall, das war etwas
anderes, aber irgendeine hiesige Polizeitruppe hinzuzuziehen war
Stefan zu heikel. Er rang sekundenlang mit sich. Er wollte Danni
helfen, aber keineswegs ihr Leben aufs Spiel setzen. Drei Personen
waren bereits gestorben, weil sie den Handlangern in die Quere
gekommen waren - teilweise sogar, ohne es selber zu wissen.
Würde Danni das gleiche Schicksal ereilen wie Baumgart und die
Borns, konnte er seines Lebens nicht mehr froh sein.
    Stefan fluchte und
feuerte das Handy auf den Beifahrersitz. Er musste so schnell wie
möglich nach Wuppertal. Von hier aus war er machtlos. Notfalls
würde er Norbert Ulbricht aus dem Bett oder auch der Kneipe
holen, um Dannis Leben zu retten.
    Stefan startete den
Motor des Käfers, drückte den Gang rein und riss das
Steuer nach links. Die Reifen quietschten, als er Richtung
Wuppertal anfuhr.

48  
    Alter Markt, 20:05
Uhr 
    Ulbricht steuerte den
Dienstwagen über die große Kreuzung und setzte bei
McDonald’s den Blinker. Schon dreimal hatte das verdammte
Handy geklingelt. Doch er hatte Feierabend. Irgendwann musste auch
mal Schluss sein.
    Heinrichs blickte ihn
von der Seite an. »Wollen Sie nicht
drangehen?«
    Im gleichen Moment
hörte das Klingeln auf.
    »Zu
spät«, murmelte Ulbricht grimmig. »Ich werde
gleich von zu Hause aus zurückrufen.« Er lenkte den
Wagen auf die Bushaltespur. Passanten und wartende Fahrgäste
blickten neugierig ins Auto.
    »Und wie geht es
weiter, Chef?«
    »Ich habe mir
die Akte

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