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Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
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schrie um sein Leben, seine Stimme überschlug sich ins Falsett. Mit zwei schnellen Schritten war der Mann wieder bei ihm. Schon drang die Nadel in seinen Hals, und das Motorengeräusch verstummte. Benebelt fragte er sich noch, ob der Wagen wohl vorbeigefahren war. Immer verschwommener nahm er das Gesicht des Mannes wahr, das ausdrucklos über ihm schwebte und mit starrem Blick beobachtete, ob er wirklich sanft entschlummerte.

131
    Linn parkte hinter Magnus’ Dienstwagen und griff nach der roten Stofftasche auf dem Beifahrersitz. Sie fragte sich, ob Magnus sich aufregen würde, weil sie hier auftauchte, aber inzwischen war so viel geschehen. Jonas war tot. Das war ein guter Grund, Magnus nach Hause zu holen.
    Annika Wiréns Haus lag fast im Dunkeln, nur in einem Fenster brannte ein kleines Licht. Dass es so dunkel war, kam ihr sehr komisch vor.
    Für einen kurzen Moment ergriff Linn ein Gefühl von Eifersucht. Magnus war ein gut aussehender Mann. Vielleicht sollte sie ihn nicht spätabends zu alleinstehenden Frauen schicken. Nicht, weil er etwas versuchen würde, aber … Sie verwarf den Gedanken. Die Eifersucht ging definitiv von ihr aus. Magnus hatte ihr noch nie Anlass gegeben, ihm zu misstrauen.
    Ich muss mit diesem Unsicherheitsquatsch aufhören
, dachte sie irritiert und öffnete die Autotür.

132
    Die Fichten bildeten eine massive Mauer um den kleinen Garten, der von Schnee bedeckt war. Die Kälte war beißend. Die raue Luft fand ihren Weg unter ihre Winterklamotten und fuhr ihr geradewegs unter die Haut.
    Linn erschauderte und steckte die Hände tief in die Taschen. Der Kiesweg, der durch den Garten zum Haus führte, war mindestens genauso matschig wie die Wiese. Linn setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, um die tiefsten Pfützen zu umgehen. Dann blieb sie wie angewurzelt stehen. Auf der Veranda stand ein breitschultriger Mann und beobachtete sie.
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«, fragte er freundlich.
    Linn nahm an, dass der Mann lächelte, doch sie war sich nicht sicher.
    Er stand an die fünfzehn Meter von ihr entfernt, und das kleine Licht im Fenster war nicht hell genug, um seine Gesichtszüge ausreichend zu beleuchten.
    »Ich suche Kriminalkommissar Magnus Kalo«, rief sie halblaut.
    »Er ist bereits aufgebrochen.«
    Einen Augenblick sperrte sich ihr Verstand, sie hatte doch Magnus’ Dienstwagen auf dem Weg stehen sehen.
    Ihre Augen wurden schmal, und der Mann kam die Treppen hinunter. Seine Haltung war ungewöhnlich. Die Schultern hochgezogen und angespannt, wie bei einer Katze, die ihre Beute genau im Blick hat.
    Er hielt die Hände geballt zu beiden Seiten und bewegte sich viel zu schnell auf sie zu. Linn erstarrte. Irgendetwas stimmte hier nicht. Sie betrachtete ihn, wie er näher kam, und mit jedem seiner Schritte wuchs ihre Angst. Im Mondschein konnte sie nun sein Mienenspiel erkennen, und der Anblick ließ sie zusammenzucken. Sein Gesicht war grotesk verzerrt. Was sie zunächst für ein Lächeln gehalten hatte, war nichts als eine kranke Maske. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck, sie hatte ihn oft genug bei ihren Patienten gesehen und wusste, was er bedeutete. Und trotzdem war ihr noch nie jemand so Furchteinflößendes begegnet wie dieser Mann, der mit geschmeidigen, eiligen Bewegungen auf sie zusteuerte.
    Instinktiv drehte sie sich um und rannte los. Zuerst mit unsicheren Schritten, dann immer schneller. Panik stieg in ihr auf. Alle Logik war wie ausgeschaltet.
    Sie raste über die glitschige Wiese mit nur einem Gedanken:
Weg hier!
    Sie hörte, wie die Schritte hinter ihr immer näher kamen. Hörte, wie er schrie: »Bleib stehen! Bleib stehen, du verdammte Hure!«
    Lauf, lauf!
Die Panik beschwor ungeahnte Kräfte in ihr herauf. Die nackten Winteräste der Apfelbäume schlugen ihr ins Gesicht, doch davon spürte sie nichts. Zur Straße. Noch zwanzig Meter bis zum Auto. Sein Keuchen kam immer näher, sie würde es nicht schaffen. Sie würde sterben. Das verstand sie jetzt. Verzweifelt dachte sie an Moa und Elin.
    Und plötzlich war er da, packte sie. Spitze Fingernägel kratzen ihr tief ins Fleisch, als sie sich mit einem heftigen Ruck von den starken Händen losriss.
    »Nein, loslassen!« Sie drehte sich energisch, in dem Versuch, sich von ihm zu entfernen, doch als sie gerade wieder zur Flucht ansetzte, warf er sich auf sie. Sie trat wild um sich, um sich zu befreien, fühlte sich leicht und schwerelos, als hätte ihr Körper jetzt seinen eigenen Willen. Das Herz raste wie ein

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