Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
Vom Netzwerk:
ausgestreckt.
    »Sie haben es nicht verdient, weiterzuleben. Das hast du mal zu mir gesagt, erinnerst du dich nicht mehr daran? Ich habe darüber nachgedacht. Ja, ich habe über so vieles nachgedacht, was du gesagt hast. Das waren Leute, die alles zerstören wollen, was schön ist. Was sie dir in der Scheune angetan haben, wird nie …«
    Annika hielt sich die Hände vor den Mund. Ihre Augen waren riesengroß und erfüllt von grenzenlosem Entsetzen. Die Luft war wie elektrisiert. Schließlich brach Annika das Schweigen mit einem Flüstern. »Du bist krank. Du bist ja nicht normal …«
    Linn schaute den Mann an. Das hatte er nicht erwartet. Er hatte mit Dankbarkeit gerechnet, mit Verehrung. Die Erkenntnis war deutlich und wie in Zeitlupe an seinem Gesicht abzulesen. Erst wirkte er gequält, in seinen Augen spiegelte sich Sorge, die sich aber schnell in Wut wandelte.
    »Du liebst mich«, sagte er mit gebrochener Stimme.
    Annika schaute ihn verängstigt an, erwiderte aber nichts.
    Im Bruchteil einer Sekunde war er bei ihr und schüttelte sie so heftig, dass ihr Kopf vor und zurück geschleudert wurde. Er brüllte wie ein verletztes Tier: »Du und ich, wir sind was Besonderes, wir sind anders. Wir gehören zusammen, es gibt nur uns beide, begreifst du das nicht? Das waren Schweine, die haben es verdient zu sterben!«
    »Lass mich los … Lass mich!« Annika wirkte wie eine leblose Puppe in seinen Händen, sie schluchzte hysterisch.
    »Halt die Schnauze, du Miststück!«
    Nun waren nur noch ihre stockenden Atemzüge und das kehlige Geräusch zu hören, das entsteht, wenn der Kopf gewaltsam vor- und zurückschlägt. Mit voller Wucht rammte er Annikas Kopf gegen die Fensterbank.
    Ihre Augenlider zuckten, dann sackte ihr Körper leblos auf dem weißen Sofa in sich zusammen.
    Linn schrie laut auf, doch er bemerkte sie gar nicht. Stattdessen starrte er schockiert auf Annika hinab, tätschelte dann unbeholfen ihre blutige Wange.
    »Wenn jemand wissen müsste, dass man sich mir gegenüber nicht so verhält, dann ja wohl du. Du dummes Ding … Verstehst du das denn nicht?«, sagte er mit einem Schluchzen.
    Linn war wie paralysiert. Jede Zelle ihres Körpers hieß sie fliehen, doch sie sträubte sich, wollte, konnte Magnus nicht zurücklassen.
    Nach einer Weile wandte der Mann ihr den Kopf zu. Seine Augen waren finster vor Trauer und Verachtung. »Das ist eure Schuld. Eure verdammte Schuld«, zischte er, während er langsam auf sie zukam. Linn hielt die Schere krampfartig umklammert vor sich. Dabei hatte sie gar keine Chance. Er stürzte sich wie ein wild gewordener Stier auf sie und rammte sie mit solcher Wucht, dass sie hintenüberkippte und mit dem Kopf auf den Boden knallte. Die kräftigen Hände umschlossen sofort wieder ihren Hals, drückten fester und fester zu. Alles drehte sich, wurde schwarz. Dann ließ der Schmerz nach, und Linn merkte, wie sie langsam verschwand, wie das Leben langsam an Farbe verlor.
    Moa und Elin. Wo waren Moa und Elin? Schliefen sie?
Sie hätte sie jetzt gern im Arm gehalten.
    Schon tanzte sie zum Licht. Die Lunge brannte wie Feuer, als endlich wieder Sauerstoff in sie strömte. Doch er strömte nur langsam, denn der Mann lag leblos auf ihr. Sie schnappte nach Luft. Die Schere steckte so tief in der Brust des Mannes, dass sie sich fast nicht mehr herausziehen ließ. Aber Linn wagte es nicht, sie loszulassen. Eine Weile blieb sie einfach so liegen, unsicher, wie es weitergehen sollte. Irgendwann schob sie endlich seinen Körper von sich und fing an, laut und hemmungslos zu schluchzen.
    Der Mann war auf den Rücken gerollt, seine Hände lagen auf der blutenden Stichwunde. Er machte einen letzten, gurgelnden Atemzug, dann hörte man nichts mehr. Die Stille war allumfassend.
    Mit Mühe richtete sie sich auf und kroch weinend zu Magnus hinüber, die blutige Schere noch immer in der Hand. Sie drückte ihren Kopf fest an Magnus’ Brustkorb. Flehend und so leise, dass sie kaum zu verstehen war, murmelte sie: »Verlass mich nicht, mein Liebster. Verlass mich nicht.«
    Magnus stöhnte schwach, dann wurde er wieder bewusstlos. Doch er atmete, er lebte.
    Linn wagte einen erneuten Versuch, bemühte sich, mit der nun blutigen Schere seine Fesseln zu durchtrennen. Als es ihr endlich gelungen war, brach sie erschöpft neben Magnus’ schlaffem Körper zusammen.
    Lange lagen sie so nebeneinander, bis plötzlich ein leises Dröhnen zu hören war. Ein Hubschrauber näherte sich. Erst klang er noch sehr weit weg,

Weitere Kostenlose Bücher