Bittere Sünde (German Edition)
from the Swedish police. We need your help in a murdercase.«
Für eine Weile blieb es am anderen Ende still, dann meldete sich die Männerstimme wieder. »Excuse me for a minute«, sagte der Mann in tadellosem Englisch.
Magnus kam sich vor wie ein Idiot.
Im Hintergrund wurde kurz leise gesprochen, bis eine andere Männerstimme im Hörer zu vernehmen war.
»Hello, I’m Osvaldo Ortiz, Jefe del Comando Superior. How can I help you?«
Stockend trug Magnus sein Anliegen vor. Dabei kam ihm alles, was er sagte, wahnsinnig an den Haaren herbeigezogen vor. Wieso sollte eine Vergewaltigung, die in den Fünfzigerjahren in Argentinien stattgefunden hatte, etwas mit dem Mord an Erik Berggren zu tun haben? Trotzdem wollte Magnus der Sache nachgehen, und sei es nur, um diese Fährte abhaken zu können.
»Oh, that rape happened a long time ago«, sagte Ortiz zweifelnd.
»Yes, but it is very important for us to know more about this woman.« Magnus betonte jedes einzelne Wort, damit dem argentinischen Kollegen bewusst wurde, wie wichtig ihm die Angelegenheit war.
»We’ll see what we can do. I’ll call you back.«
Magnus legte auf und ließ sich rücklings in den Stuhl fallen. Er schaute zu Roger hinüber, der auf der anderen Seite des Schreibtisches saß.
»Jetzt heißt es wohl erst mal abwarten. Sie versuchen, die Frau für uns aufzuspüren. Sollen wir den Fall noch einmal schnell durchgehen und dann Feierabend machen? Moa und Elin geht es allmählich besser, deshalb wollten wir heute mal wieder was unternehmen.«
»Ach, heben wir uns das für Montag auf. Es ist doch schon vier Uhr durch, machen wir Schluss für heute«, sagte Roger bestimmt. Ganz offensichtlich lockte das Frettchen.
15
Die Herbstsonne warf ihre goldenen Strahlen auf die schlichten Hausfassaden, als Magnus bester Laune die Torsten Alms Gata entlangfuhr. Die Spur nach Argentinien war wirklich interessant. Er ließ seinen Blick über die beigefarbenen Häuser streifen. Äußerlich sahen sie alle gleich aus, nur der Beigeton änderte sich von Reihe zu Reihe um eine Nuance. Drei Stockwerke, manchmal vier, aber nie mehr. Die Haustüren mit ihren runden Holzgriffen, die Balkone aus grün angelaufenem Kupfer. Ihre Wohnung befand sich im untersten Stockwerk eines Hauses, das weit weniger Charme besaß. Es war ein großer Klotz aus den Achtzigern, der ein wenig versetzt hinter den anderen Häusern stand.
Auf der winzigen, abgezäunten Terrasse hatte sich ziemlich viel Schrott angesammelt. Aussortierte Spielsachen, Schlitten und Kartons, die einfach nicht mehr in die Wohnung gepasst hatten oder sowieso weggeworfen werden sollten, drängten sich auf den paar Quadratmetern. So hoch, dass manches sogar über den Zaun ragte. Sie wohnten jetzt seit fast fünf Jahren in dieser Vierzimmerwohnung in Aspudden, und Magnus war es ziemlich leid. Bevor sie Kinder bekommen hatten, fanden sowohl Linn als auch er, dass es richtig genial war, so nah an der Innenstadt zu wohnen. Nun wollten sie nur noch weg. Am liebsten irgendwohin, wo die Kinder frei auf dem Grundstück herumtoben konnten und wo man auf dem Weg zur Morgenzeitung, die im Briefkasten steckte, mit den Nachbarn ein Schwätzchen halten konnte. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr hasste er es, hier zu wohnen. Schon mehrfach war ihm Benzin aus dem Tank geklaut worden, und, als wäre das noch nicht genug, schien ein Mann aus einem der oberen Stockwerke mit Drogen zu dealen. Zu jeder Tages- und Nachtzeit klopften Jugendliche bei ihm an der Tür und blieben nie länger als ein paar Minuten.
Gerade lange genug, um Geld gegen Drogen zu tauschen, dachte Magnus verdrossen. Wenn ihm jemand vor ein paar Jahren gesagt hätte, er würde mal von einem Eigenheim in einem der Vororte träumen, hätte er sich totgelacht. Vielleicht wäre ihm sogar ein herablassender Kommentar gespickt mit den Worten »kleinbürgerlich« und »spießig« über die Lippen gekommen. Trotz alledem drifteten seine Gedanken immer öfter zum Häuschen im Grünen.
Nun wollte er am liebsten so wohnen wie damals, als er selbst ein Kind war: In einem Haus mit Fliederbüschen und Apfelbäumen. Wo die Nachbarn das meiste übereinander wussten, das Gute wie das Schlechte. Das würde ihnen allen gut tun. Dann bliebe nämlich auch Linn und ihm mehr Zeit füreinander, wenn die Kinder allein im Garten spielen und herumspringen konnten. Er würde sich sogar ein altes Boot anschaffen können, um daran herumzubasteln, und sich damit einen seiner
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