Bittere Sünde (German Edition)
Besprechung noch mal anrufen.«
Arne wischte mit der Hand über die Tischoberfläche. Er schaute säuerlich drein. »Gut, mach das. Ich habe mittlerweile den Bericht der Spurensicherung bekommen. Sie haben Fingerabdrücke auf einem Topf gefunden, in dem mit großer Wahrscheinlichkeit das Wasser gekocht wurde, mit dem Erik dann übergossen worden ist. Die Abdrücke können nicht von Erik Berggren stammen, das wurde überprüft. Wir haben es also entweder mit einem nachlässigen Täter zu tun oder mit jemandem, der mit Absicht gefasst werden will. Bedauerlicherweise stimmen die gefundenen Abdrücke mit niemandem aus unserer Datenbank überein. Der Täter scheint also bisher nicht auffällig geworden zu sein.«
Magnus legte die Stirn in tiefe Falten. Eine so offensichtliche Nachlässigkeit war doch merkwürdig. Der Täter oder die Täterin schien bewusst nach Plan vorzugehen. Würde so jemandem wirklich ein solch simpler Fehler unterlaufen, wie Fingerabdrücke am Tatort zu hinterlassen? Oder handelte es sich trotz allem doch nur um einen Verrückten? Das konnte er sich nur schwer vorstellen.
Magnus musste sich gar nicht bei Ortiz melden, denn als er wenige Minuten später vor dem Mac in seinem Büro Platz nahm, erwartete ihn bereits eine E-Mail seines argentinischen Kollegen. Er überflog sie schnell. Ortiz hatte den Namen des Opfers herausgefunden, sie hieß Domenique Estrabou, und er würde versuchen, sie ausfindig zu machen. Magnus’ Laune schlug unmittelbar in eine Art freudige Erregung um. Am liebsten hätte er zum Hörer gegriffen und Ortiz angerufen, um sich zu bedanken. Doch er beherrschte sich und entschied, ihn in Ruhe seinen Job machen zu lassen. Ortiz hatte sich bereits als äußerst effizient erwiesen, und Magnus war sich sicher, dass er sich auf ihn verlassen konnte.
Statt anzurufen, mailte er also ganz einfach seinen Dank und fügte noch hinzu, dass er weiteren Ermittlungsergebnissen mit Spannung entgegensah.
19
Ein paar Stunden später verließ Magnus das Polizeipräsidium in der Kungsholmsgatan. In dem tristen Regenwetter wirkten die Gebäude noch grauer als üblich, aber noch lange nicht so grau und ausgelaugt wie die Passanten.
Die schwere Tür fiel hinter ihm ins Schloss, und er blieb kurz stehen, um sich noch eine Portion Kautabak unter die Lippe zu schieben. Eigentlich hatte er diese unliebsame Gewohnheit aufgegeben, als die Kinder zur Welt kamen. Er kaufte sich nur hin und wieder eine Dose, wenn er extrem überreizt war.
Es fing an zu nieseln. Magnus hastete zum Parkplatz und angelte sein Handy aus der hinteren Hosentasche, um Linn anzurufen. Nach drei Freitönen ging sie an den Apparat. Im Hintergrund konnte er Moa und Elin fröhlich kreischen hören.
»Hallo, ich wollte nur sagen, dass ich mich jetzt auf den Heimweg mache. Soll ich noch was mitbringen?«
»Hm … Nein, ich glaube, das ist nicht nötig. Oder doch, Brei. Wir haben keinen Brei mehr.«
»Okay. Sonst noch was?«
Linn überlegte kurz. »Warte mal … Ja, Brot, Saft, Milch, laktosefreie Milch für mich und Marmelade.«
»Himbeermarmelade?«
»Ja, genau. Wann bist du dann ungefähr zu Hause?«
»So gegen Viertel nach fünf. Bis dann, tschüss.«
»Tschüss.«
Magnus steckte das Handy wieder weg. Plötzlich hatte er das komische Gefühl, beobachtet zu werden. Er drehte sich um, scannte den ganzen Parkplatz ab, aber da war niemand, außer einer groß gewachsenen Frau, die ein Stück die Straße hinunter gerade ein Haus betrat. Magnus setzte sich ins Auto und fuhr los.
20
Moa und Elin rannten auf ihn zu, ihre Schritte klangen wie dumpfer Trommelwirbel auf dem Parkett.
»Hallo Papa!«, riefen sie wie aus einem Mund.
Magnus stellte die Einkaufstasche auf den Boden und hockte sich hin. Beide Kinder sprangen ihm gekonnt auf den Schoß.
»Liest du uns was vor?«, fragte Elin.
Magnus lächelte breit. »Klar, ich sage nur erst noch eurer Mama Hallo.«
»Mama ist in der Küche.«
Moa nickte eifrig und fügte zufrieden hinzu: »Mama macht Pfannekuchen.«
Schon stürzten die beiden in Moas Zimmer, wo sie ein riesiges Bauprojekt angefangen hatten. Sämtliche Bücher waren dazu aus den Regalen genommen worden und stapelten sich nun auf dem Boden mitten im Zimmer.
Als Magnus die Küche betrat, stand Linn mit dem Rücken zu ihm und deckte den Tisch.
»Hallo, mein Schatz«, sagte sie fröhlich.
»Hallo, na, wie war dein Tag?«
»Gut. Weißt du was? Ein Mädchen, das manchmal im Kindergarten aushilft, hat sich als
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